FONDS professionell Österreich, Ausgabe 3/2020

Robos zum Greifen nah Die Coronakrise hat neue Ideen für den Einsatz von Robotern entstehen lassen und wird langfristig die Automatisierung in der Produktion vorantreiben. Davon können Anleger profitieren. E nde März 2020: Fast überall auf der Welt sind Geschäfte, Ämter und Restaurants geschlossen; wer kann, arbeitet von zu Hause aus. Auch Tunesien ist im Lockdown, leere Straßen und herunterge- lassene Rollläden vor den Schaufenstern prägen das Bild in der Hauptstadt Tunis. Nur eine einzige Frau geht ihres Weges, bis sie plötzlich gestoppt wird. Ein gepanzerter Roboter, der ihr etwa bis zu Hüfte reicht, rollt direkt auf sie zu. „He, Madame!“, spricht er sie mit kräftiger Stimme an und richtet sein Kameraauge auf die Passantin. „Wo ist Ihre ID?“, fragt der Roboter mit der Stimme eines Sicherheitsbeamten in der Einsatzzen- trale. Ob die Frau eigentlich eine Er- laubnis habe, sich in der Öffentlich- keit zu bewegen? Die Fußgängerin sucht in ihrer Tasche und hält schließlich ein DIN-A4- Blatt vor die Kamera. Okay, sie darf weiter- gehen – und der kleine Panzer-Robo setzt seine Patrouille fort. Die Straßenkontrolle per Fernsteuerung in Tunis ist in einem Youtube-Video zu sehen und zeigt exemplarisch, wie Roboter während des Shutdowns zwischen März und Mai dieses Jahres ganz neu eingesetzt wurden. Dafür gibt noch einige Beispiele mehr. So besuchte etwa „James“, ein huma- noider Roboter, der eigentlich als Hotel Die neuen Erfahrungen während der bisher schlimmsten Phase der Coronakrise könnten bei Verbrauchern und Unterneh- men künftig für ein steigendes Interesse am Thema Robotik sorgen – und für mehr Bedarf an Automatisierung. Diese Entwicklungen bergen auch für Anleger Chancen. Allerdings ist die Auswahl von Robotik-Fonds nicht ganz so einfach, denn viele Entwicklungen stehen erst am An- fang – und die Thematik ist komplex. Weniger Berührungsängste „Anders als in Asien, wo Roboter längst zum täglichen Leben gehören, gab es in Europa und gerade in Deutschland bis- lang viele Berührungsängste“, sagt Adrian Roestel, Leiter Portfoliomanagement des Vermögensverwalters Huber, Reuss & Kol- legen. „Durch die Coronakrise könnte sich die Einstellung zur Robotik aber ändern“, glaubt der Experte. So beschlich vor dem Ausbruch der Pandemie wohl so manchen Hotelgast ein seltsames Gefühl, wenn statt des Zimmerkellners Minibar-Ro- bo „Jeeves“ vor der Tür stand. Seit das Münchner Start-up Robotise „Jeeves“aber umgerüstet hat und er als Assistent über die Flure der Quarantänestationen von Kran- kenhäusern rollt, dürften Patien- ten froh sein, dass der Roboter deutlich weniger infektiös ist als jeder menschliche Kli- nikmitarbeiter. Auch die jüngsten Erfolge in der Dia- gnostik können eine positivere Wahrneh- mung von Robotik, Automation und » Investitionen in die Robotik sollten sich nicht nur auf Industrieroboter beschränken. « Peter Lingen, Pictet AM - i s - butler im Einsatz ist, die Bewohner eines Pflegeheims in Wuppertal. Er or- ganisierte für sie auch Videotelefonate mit ihren Familien. Im Kassenbereich eines Supermarktes im nordrhein-west- fälischen Lindlar bat der 1,20 Meter gro- ße Robo „Pepper“die Kunden, doch bitte die Abstandsregeln einzuhalten. - - t Indus- trieroboter mit Greifarm : Da viele Unternehmen ihre Produktion aus Asien zurückholen werden, wartet auf intelligente Robos in der Fertigung mehr Arbeit. MARKT & STRATEGIE Robotik-Fonds FOTO: © MYKOLA | STOCK.ADOBE.COM, HUBER, REUSS & KOLLEGEN 98 fondsprofessionell.at 3/2020

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