FONDS professionell Österreich, Ausgabe 3/2020

EIOPA einen Vorschlag ausgearbeitet. Die- ser sieht vor, dass historische Performance- daten der Fonds für jedes Priips-Produkt zur Verfügung gestellt, aber außerhalb des BIP auf einer Website angezeigt werden. Unser Vorschlag hätte eine qualifizierte Mehrheit in allen drei Boards erfordert, bei der EIOPA wurde aber nur eine einfache Mehrheit erzielt. Sind damit auch Verbesserungen der Per- formanceszenarien für Fonds im BIP vom Tisch, die zumTeil wirklich ausgesprochen unrealistisch sind? Unser Vorschlag umfasst auch die Szena- rien in den BIPs, die in der Tat optimistisch ausfallen können, weil als Datenbasis die Entwicklungen der vergangenen fünf Jahre zugrunde gelegt werden. Wenn man nun Jahre hat, in denen sich die Märkte sehr positiv entwickelt haben, können unrealis- tische Szenarien herauskommen. Wir ha- ben daher vorgeschlagen, die Berechnun- gen künftig auf Basis der Daten aus den vergangenen zehn Jahren anzustellen, um den Effekt zu glätten. Obwohl unser Vor- schlag wie gesagt keine qualifizierte Mehr- heit bekommen hat, haben wir ihn der EU-Kommission geschickt. Ich hoffe sehr, dass die Kommission einen Weg finden wird, sich mit dem Dokument auseinan- derzusetzen, in das die drei Aufsichtsbehör- den, die ESAs, viel Arbeit gesteckt haben. Priips schreibt für die Ermittlung der impli- ziten Transaktionskosten von Fonds in ver- packten Anlageprodukten die sogenannte Arrival-Price-Methode vor. Diese wird von Marktteilnehmern aber sehr scharf kriti- siert, weil sie dazu führen kann, dass auf dem Papier negative Transaktionskosten ausgewiesen werden, die mit der Realität nicht viel zu tun haben. Wird es hier Ände- rungen geben? Unser Vorschlag sieht vor, die Arrival-Price- Methode beizubehalten. Wir haben aber Anpassungen vorgenommen, sodass ein Ausweis von negativen Transaktionskosten künftig nicht mehr möglich sein wird. Während die Priips-Verordnung die Arrival- Price-Methode für die Ermittlung der impli- ziten Transaktionskosten zwingend vor- schreibt, können sie für die Kosteninforma- tion nach Mifid II nach unterschiedlichen Methoden errechnet werden. Das führt dazu, dass die Transaktionskosten für ein und denselben Fonds in den beiden Infor- mationsblättern unterschiedlich ausfallen. Ist eine Vereinheitlichung geplant? Wir haben nicht vor, die Freiheit bei der Wahl der Methode für den Kostenausweis nach Mifid II einzuschränken. Allerdings haben wir einen Frage-und-Antwort-Kata- log, sogenannte Q&As, dazu herausgeben, wie Fondsgesellschaften Kostenausweise so gestalten können, dass sie vergleichbar sind. Ich denke, dass die Änderungen in der Priips-Verordnung zusammen mit den Q&As ausreichen sollten, um das Thema der Vergleichbarkeit von Kosteninforma- tionen adäquat anzugehen. Und zum Schluss: Wann wird das „Projekt Review“ denn abgeschlossen sein, und ab wann werden die Änderungen gelten? Wie gesagt, was den Anlegerschutz angeht, haben wir die meisten unserer Empfehlun- gen bereits vor der Sommerpause an die Kommission übersandt. Ich würde sagen, hier ist die Arbeit fast abgeschlossen. Hin- sichtlich der Kapitalmärkte stehen noch einige Reports aus. Und wann die Ände- rungen in Kraft treten? Nun, das muss die Kommission entscheiden. Vielen Dank für das Gespräch. ANDREA MARTENS FP » Ein Ausweis von negativen Transaktions- kosten wird künftig nicht mehr möglich sein. « Steven Maijoor, ESMA KURZ-VITA: Steven Maijoor Steven Maijoor ist Vorsitzender der Europäischen Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde (ESMA) in Paris. Der gebürtige Niederländer ist seit April 2011 im Amt. Er leitet den Rat der Aufseher sowie den Verwaltungsrat. Zuvor war er Geschäftsführer der niederländischen Finanzmarktaufsicht. fondsprofessionell.at 3/2020 259

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