FONDS professionell Österreich, Ausgabe 3/2020

Unter Ihrem Vorgänger war es noch das Ziel, das Unternehmen zur digitalen Voll- bank umzurüsten. Hat sich daran etwas geändert? Ulm: Wir sehen uns schon als Bank und nicht nur als Broker, der Fokus liegt aller- dings klar im Wertpapierhandel im B2C- und B2B-Bereich. Dennoch ist auch das Girokonto für uns weiterhin ein wichtiges Produkt. Im Idealfall hat ein Kunde bei uns sowohl ein Girokonto als auch ein Depot. Wie viele Kunden haben denn Girokonto und Depot bei der Hello Bank? Ulm: Zwischen 25 und 30 Prozent, das ist eigentlich eine sehr schöne Rate. Allerdings sind das in der Regel eben nicht die Kun- den, die aufgrund des günstigen Girokon- tos zu uns gekommen sind. Die meisten, die beides haben, sind wertpapieraffine Kunden, die gern Banking und Wertpapier- geschäft auf einen Blick haben wollen. Da- her wollen wir uns auch auf unser Kernge- schäft, den Wertpapierhandel, konzentrie- ren. Natürlich versuchen wir trotzdem, in breiten Bereichen Produktpakete anzubie- ten. Wir werden aber sicher nicht die 25. Kreditkarte oder Kapitalsparbücher anbie- ten. Letztere sind ohnehin mittlerweile uninteressant, wer heute mehr aus seinem Geld machen möchte, kommt am Wert- papier nicht mehr vorbei – und daran wird sich auch in nächster Zeit nichts ändern. Obwohl das Sparbuch massiv an Attrakti- vität eingebüßt hat, ist das Thema Fonds- sparen in Österreich immer noch nicht in der Breite angekommen. Woran liegt das? Ulm: Das stimmt, in Deutschland etwa sind die Zahlen deutlich höher als in Öster- reich, vor allem im Bereich der ETF-Spar- pläne. Der Vorteil der Sparpläne hat sich auch in der Coronakrise gezeigt: Kaum ein Anleger hat seinen Sparplan verkauft oder eingestellt, im Gegenteil, wir konnten beobachten, dass viele in dieser Phase ihren Sparplan sogar aufgestockt haben. Um die Kunden in diesem Bereich künftig besser unterstützen zu können, werden wir die Fondssparplanabwicklung künftig auch völlig digital ermöglichen. Unser Ziel ist, in diesem Jahr insgesamt die Abwicklungs- systeme moderner aufzustellen. Larionows: Beim Fondssparen wie auch bei anderen Geschäftsprozessen haben wir noch viel vor, denn mittlerweile sind die Rahmenbedingungen für digitale Lösun- gen, auch im B2B, einfacher als bisher – etwa bei zahlreichen administrativen Ände- rungen – und dies werden wir verstärkt zu nutzen wissen. Die Krise hat den Digitalisierungsprozess also nochmals deutlich beschleunigt? Larionows: Ja, mit Sicherheit. Ulm: Das konnten wir aber nicht nur bei uns beobachten, manche Partner im B2B- Bereich, die bisher eher papierverliebt waren, mussten sich jetzt auch umstellen und haben natürlich erkannt, dass die Digitalisierung durchaus ihre Vorzüge hat. Die Scheu vor neuen Technologien haben viele in dieser Zeit also rasch abgelegt. Die Digitalisierung hilft den Vermögens- beratern derzeit auch bei der Erfüllung ihrer verpflichtenden Weiterbildung. Die Hello Bank bietet viele Webinare an. Gibt es hier auch Pläne, diese speziell für die Berater und deren Ausbildungsanforde- rungen hin anzubieten? Ulm: In beiden Geschäftssegmenten bieten wir im Rahmen der Hello Bank Akademie bereits einiges an, zum Beispiel Webinare, den Hello Börsen-Führerschein oder auch Vor-Ort-Schulungen. Wir arbeiten außer- dem an Lösungen für unsere B2B-Partner und deren Mitarbeiter und sind hier in Gesprächen für die Umsetzung. Vielen Dank für das Gespräch. GEORG PANKL KURZ-VITA: Robert Ulm Robert Ulm ist seit März 2019 neuer CEO der Hello Bank. Er verfügt über mehr als 20 Jahre Erfahrung in der öster- reichischen Finanzbranche. Der 52-Jährige kommt vom Mit- bewerber Flatex, wo er zuletzt das Österreich-Geschäft verant- wortete. Davor leitete Ulm die Geschäfte des Online-Derivate- händlers CMC Markets sowie den Vertrieb der Renault Bank. FP » Wer heute mehr aus seinem Geld machen möchte, kommt am Wertpapier nicht mehr vorbei. « Robert Ulm, CEO der Hello Bank VERTRIEB & PRAXIS Robert Ulm + Walter Larionows | Hello Bank FOTO: © MARLENE FRÖHLICH FÜR LUXUNDLUMEN 192 fondsprofessionell.at 3/2020

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