FONDS professionell Österreich, Ausgabe 3/2020

diten wohl zu optimistisch kalkuliert sind“, meint Erste-Manager Karl. Homeoffice verändert Bürobedarf Auch im Büromarkt, der sich in der Coronakrise bisher stabil präsentierte, ist die Stimmung gelassen. Das könne sich ändern, weil sich das Homeoffice, das für viele Unternehmen bloß ein theoretisches Arbeitsmodell war, im Lockdown als pra- xistauglich erwiesen hat und deshalb fort- gesetzt wird. „Ich glaube nicht, dass künftig weniger Büroflächen gebraucht werden. Zusätzliche Flächen dürften künftig aller- dings nicht mehr in gleichemMaße nach- gefragt werden wie vor der Pandemie“, meint Union-Vorstand Rossmüller. Alle Immobilienbesitzer hoffen darauf, dass in Zukunft das Homeoffice die Büros nicht ersetzen, sondern nur ergänzen wird.Dem- zufolge könnten, so die Annahme, künftig zwar nicht mehr, aber auch nicht weniger Büroflächen benötigt werden. Man muss aber davon ausgehen, dass die Mieter wählerischer werden. In diesem Zusammenhang prognostiziert Karl: „Leist- barkeit wird nicht nur bei Wohnungen, sondern auch bei Büroflächen verstärkt zum Thema.“Moderne und effiziente Flä- chen sind gefragter als alte Bestandsgebäu- de. Das ist nicht neu, hinzu kommt aber aus Sicht der Immobilieneigentümer, dass sie in ein Dilemma geraten könnten.Denn einerseits sind neue Projekte aufgrund der hohen Grund- und Baukosten in der Her- stellung teuer. Daher müssen dafür tenden- ziell hohe Mieten verlangt werden. Ande- rerseits stehen die Mieter eher auf der Kos- tenbremse, und je mehr Flächen auf den Markt kommen, umso größer wird der Druck auf das allgemeine Mietniveau. Die Auswirkungen der Coronakrise auf die Immobilienfonds waren in den ersten Monaten der Coronakrise insgesamt noch relativ gering. Den vorübergehenden Still- stand in der Bauwirtschaft glauben die Fondsmanager schadlos zu überstehen. Baugenehmigungen haben sich zwar ver- zögert,weil auch viele Behördenmitarbeiter im Homeoffice waren. Czapek von der Real Invest sieht darin kein Problem: „Un- sere derzeit in Bau befindlichen Objekte werden aber trotz vorübergehender Bau- stopps termingerecht fertiggestellt.Wir sind überzeugt, dass diese Objekte auch voll- ständig vermietet werden.“ Die Mieterlässe, Stundungen und Mie- terincentives bei den Bestandsimmobilien belasten die Fonds.Die Gesellschaften rech- nen dennoch mit einer positiven Jahres- performance, nicht zuletzt wegen des ho- hen Wohnimmobilienanteils und der teil- weise öffentlichen Mieter im Gewerbe- bereich. Sie betonen daher jetzt in der Krise, dass diversifizierte Portfolios weiter- hin ein stabiles Investment mit geringen Volatilitäten seien. „Wir schauen optimis- tisch in die Zukunft“, betont Czapek. Kaufmännische Vorsicht ist dennoch an- gebracht, weil ein Virus erwiesenermaßen die Welt binnen kurzer Zeit auf den Kopf stellen kann. Rossmüller sieht das ähnlich: „Da niemand weiß, ob ein zweiter Lock- down kommt und wie sich die Pandemie mittel- bis langfristig auf die Wirtschaft auswirkt, wird die Planbarkeit und Kalku- lierbarkeit in der Immobilienwirtschaft schwieriger.“Umsichtige Manager erhöhen rechtzeitig die Rücklagen. Gleichzeitig werden die Banken bei Krediten zurückhaltender. „Sie verlangen mehr Eigenkapital und höhere Sicherhei- ten als noch vor einem halben Jahr“, bestä- tigt Rossmüller. Das ist nachvollziehbar, weil die Immobilienpreise wegen der hohen Liquidität bei den Investoren und der Nullzinsen nicht generell sinken wer- den. „In Zukunft ist aber wieder eine deut- lichere Abgrenzung zu erwarten, sodass Immobilien mit schwacher Qualität oder einer risikobehafteten Nutzung Preisab- schläge zu erwarten haben“, meint Karl. Covid-19 wird also in puncto Qualität die Spreu vomWeizen trennen. ALEXANDER ENDLWEBER FP Kurt Rossmüller, Union Investment Real Estate Austria: „Ich glaube nicht, dass künftig weniger Büroflächen gebraucht werden.“ Peter Czapek, Bank Austria Real Invest: „Unsere in Bau befindlichen Objekte werden trotz vorüber- gehender Baustopps termingerecht fertiggestellt.“ » Bei unseren Retailmie- tern haben wir eine Viel- zahl von Vertragsanpas- sungen vorgenommen. « Lars Fuhrmann, LLB Immo KAG SACHWERTE OIF FOTO: © GEORG WILKE, UNION INVESTMENT REAL ESTATE AUSTRIA 150 fondsprofessionell.at 3/2020

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