FONDS professionell Österreich, Ausgabe 2/2020

ED I TOR I A L Pflichtfach Nachhaltigkeit WWK FAMILIENBONUS PLUS: Jetzt informieren unter 0181 21656200 www.fondsprofessionell.at | 2/2020 9 In manchen Kommentaren wurde in den letzten Wo- chen die Befürchtung ge- äußert, dass das Thema Klimawandel angesichts der Pandemie quasi in Ver- gessenheit geraten könn- te. Davon ist nicht auszu- gehen, denn infolge der staatlichen Interventionen beim „Wiederaufbau“ der Konjunktur wird die politi- sche Einflussnahme in den kommenden Monaten und Jahren in vielen Bereichen der Wirtschaft zunehmen. Und mit großer Wahrschein- lichkeit wird dadurch der Themenblock „Nachhaltig- keit“ weiter an Bedeutung gewinnen. Bereits im aktu- ellen türkis-grünen Regierungsprogramm findet sich 25 Mal das Wort „green“, und sollte es angesichts der aktuellen Krise doch noch zu einer Überarbeitung des Programms kommen, darf man davon ausgehen, dass es einen noch grüneren Anstrich bekommt. Künftige Konjunkturprogramme wird man sicher verstärkt mit Nachhaltigkeitszielen verknüpfen. Für dieses Jahr plant die Österreichische Bundesfinanzierungsagentur bereits die Auflage von „Green Bonds“, eine Kapitaler- tragsteuerbefreiung für nachhaltige Geldanlagen rückt in greifbare Nähe. Für Finanzberater heißt dies, dass man diesen Trend nicht länger ignorieren darf. Auch wenn man die zum Teil berechtigten Zweifel an „grü- nen“ Investments teilt, wird es künftig unmöglich sein, das Thema links liegen zu lassen. Selbst wenn man Kunden im Einzelfall davon abrät, ein solches Invest- ment einzugehen, sollte dieser Rat auf solidem Fakten- wissen und keinesfalls auf einem Bauchgefühl basie- ren. Klüger ist es ohnedies, diesen Megatrend als Chance zu nutzen, denn die Nachfrage in diesem Be- reich steigt schon seit Jahren kontinuierlich. Laut jüngsten Zahlen des Forums Nachhaltige Geldanlagen sind Privatanleger hierzulande bereits mit mehr als 3,8 Milliarden Euro in diesem Bereich engagiert – Tendenz steigend. Allerdings löst die Vielzahl einschlägiger Ver- anlagungsmöglichkeiten einen hohen Informationsbe- darf aus. Um sich in diesem Dickicht zurechtzufinden, benötigen Anleger künftig mehr denn je Berater – sim- ple Onlinetools werden rasch an ihre Grenzen stoßen. Es wird also zusätzlicher Bedarf an qualifizierter Bera- tung entstehen. Ab dem Jahr 2021 wird die Frage nach der Nachhaltigkeitspräferenz des Kunden zudem zwingend in den Mifid-Eignungstest aufgenommen. Allerspätestens dann sollten Finanzprofis über das notwendige Wissen verfügen. Noch ist genug Zeit, sich eingehender mit dem Thema zu beschäftigen und gegebenenfalls entsprechende Aus- und Weiterbil- dungsangebote wahrzunehmen – auch um künftige Haftungsrisiken bei der Beratung zu minimieren. Einen ersten Überblick zum Thema liefert die aktuelle Aus- gabe ab Seite 198. Georg Pankl Chefredakteur

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