FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2019

eingestiegen, so Karl. Die Erste AM versuche gezielt, Sparpläne interessant zu machen, etwa durch neue Varianten wie den Fondsplan-Mix (mehrere Fonds in einem Sparplan). Das tur- bulente Börsenjahr 2018 habe die Nachfrage nach den „wertglättenden“ Fondssparplänen erneut in den Vordergrund gerückt, so Karl. Rainer Schnabl, Vorsitzender der Geschäfts- führung beim Rivalen Raiffeisen KAG, er- klärt ebenfalls: „Fondssparen ist ein wichtiges strategisches Geschäftsfeld der Raiffeisen KAG, dem ein großer Stellenwert eingeräumt wird.“ Man unterstütze die Raiffeisenbanken dabei „mit hoher Priorität“. Angesichts solcher Bekräftigungen ist es überraschend, dass viele Mitbe- werber dazu nichts sagen wollten. Etliche verwiesen auf den Ver- trieb, der aber wiederum schwieg. Zum Beispiel Amundi Austria, drittgrößte Anlagegesellschaft im Lande: Dort kann man Sparplanzahlen nicht darstellen, und bei den beiden Bankpartnern Bawag und Bank Austria sind die- se schlicht nicht für die Öffentlich- keit bestimmt. Natürlich sitzen die vertreiben- den Banken hier an der Daten- quelle. Aber man darf – oder sollte – davon ausgehen, dass die Ver- triebsverantwortlichen in den Ver- waltungsgesellschaften über die Ausmaße des Trends informiert sind. Es ist wohl eher so, dass vie- le KAGs keinen Wert auf Ver- gleiche legen. Einen Hinweis darauf liefert der Fondsverband (VÖIG). „Es gab vor Jahren die Initiative, Sparplanzahlen abzubilden. Aber der Vorschlag wurde schlussendlich abge- lehnt“, sagt VÖIG-Generalsekretär Dietmar Rupar. Möglicher Hintergrund seien Beden- ken, dem Mitbewerb Informationen zu liefern. Fatale Tatenlosigkeit Wie sehr diese Haltung – Konkurrenz statt gemeinsame Stärke – den Verband und die gesamte Branche schwächt, zeigt sich nun drastisch beim Thema Fondssparpläne: Rund um den Weltspartag warnten Konsumenten- schützer in mehreren Aussendungen vor den Kosten in Sparplänen. Die Botschaft, die gefühlt hängen blieb, war: „Mit Sparplänen schrumpft dein Vermögen im Vergleich zum Sparbuch.“ Alle Aussendungen und die darin angewandten Berechnungsmodelle ließ die VÖIG völlig unkommentiert. Hintergrund der Funkstille ist, so hört man, das Übereinkom- men, dass die Fondsgesellschaften den Welt- spartag den Banken (zu denen viele KAGs gehören) überlassen. Auf die Tatenlosigkeit des VÖIG angesprochen, meinte Raiffeisen- KAG-Chef Schnabl nur knapp: „Diese Kritik teile ich.“ Berechnung nach Kosten Schlussendlich erledigten andere die Arbeit, die ein Fondsverband hätte machen können: Der Fachverband der Finanzdienstleister und das Finanzjournalistenforum rechneten in einer Veranstaltung zumWeltspartag sachlich Chancen und Risiken gegeneinander auf. Wenig verwunderlich, mussten sie dabei auf Zahlen aus Deutschland zurückgreifen, die dort der Fondsverband BVI erhebt (siehe ne- benstehende Tabelle). Darin sieht man: Selbst nach Kosten haben Sparpläne die Anleger im Durchschnitt der vergangenen Jahre nicht hängen lassen. Fondssparpläne sind zwar ge- genüber dem Einmalerlag rechnerisch nicht immer besser, aber sie haben sich in der Praxis gerade bei sensiblen Anlegern bewährt. Der Einstiegs- zeitpunkt spielt kaum eine Rolle. Die regelmäßige Einzahlung sorgt für eine ausgeglichene Wertent- wicklung (Cost-Average-Effekt). Michael Santer, Private-Ban- king-Chef der Volksbank Wien, verweist darauf, dass Sparpläne auch aus Bankensicht Vorteile haben: „Es gibt auch für uns eine Glättung der Erträge. Eine Bank mit hohem Aktienanteil ist im Ergebnis sehr abhängig von der Marktentwicklung. Fondsgeschäft und Sparpläne sorgen für eine Sta- bilisierung der Erträge. Wenn die Investoren etwas sehen wollen, sind es stabile Erträge“, so Santer. EDITH HUMENBERGER-LACKNER | FP Rainer Schnabl, Raiffeisen KAG, „Fondssparen ist für uns ein strategisch wichtiges Geschäftsfeld.“ Peter Karl, Erste AM: „Die Hälfte der Leute im Future Invest haben über einen Sparplan investiert.“ Das bringt ein Sparplan Ergebnisse bei Einzahlung von monatlich 100 Euro 10 Jahre 15 Jahre 20 Jahre 35 Jahre (eingezahlt: (eingezahlt: (eingezahlt: eingezahlt: 12.000 Euro) 18.000 Euro) 24.000 Euro) 42.000 Euro) Aktienfonds (Euro) 15.750 27.248 41.504 151.756 Deutschland (p. a.) 5,3 % 5,3 % 5,2 % 6,4 % Aktienfonds 15.683 25.507 35.959 100.378 Europa 5,2 % 4,5 % 3,9 % 4,5 % Aktienfonds 17.084 28.684 42.499 159.459 global 6,9 % 5,9 % 5,4 % 6,7 % Rentenfonds Euro 15.461 24.353 35.183 92.721 Langläufer 5 % 3,9 % 3,7 % 4,1 % Rentenfonds global 14.106 23.398 33.139 ./. Langläufer 3,2 % 3,4 % 3,1 % 0 % Mischfonds 13.664 22.541 33.410 106.787 Euro 2,6 % 2,9 % 3,2 % 4,8 % Offene 13.087 21.287 31.150 85.291 Immobilienfonds 1,7 % 2,2 % 2,5 % 3,7 % Es sind alle Fondskosten berücksichtigt, auch der maximale Ausgabeaufschlag. Wer also beim Agio verhandelte, erzielte noch bessere Ergebnisse. Quelle: BVI | Stand 30. 10. 2019 » Diese Kritik teile ich. « Rainer Schnabl, Raiffeisen KAG www.fondsprofessionell.at | 4/2019 233

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