FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2019

der Union Investment zur Verfügung. Auf andere Anbieter greift man zurück, wenn die Union einen Bereich nicht besetzt (etwa Dol- larfonds) oder wo es aus Gründen der Korre- lation sinnvoll ist – etwa beim JPMorgan Glo- bal Macro, der erst voll durchschlägt, wenn andere untertauchen, so Santer. Immofonds kommt Im Private Banking ist die Produktliste natürlich umfassender. Allerdings haben die Union-Fonds hier ebenso einen großen Anteil von bis zu zwei Drittel. Das hat auch histo- rische Gründe: Wichtigster Fonds ist der „Im- mofonds1“, der als Stabilisator „in fast jedem Portfolio drin ist“, wie Santer sagt. Der Im- mo1 ist ein Klassiker aus der ebenfalls über- nommenen VB Immo KAG. Er geht haupt- sächlich in Gewerbeobjekte und ist der bisher einzige Immofonds der Union Investment Austria, bekommt aber nun Gesellschaft: 2020 wird der in Deutschland sehr stark nach- gefragte reine Wohnimmobilienfonds Uni- Immo:Wohnen ZBI in Österreich aufgelegt. Man kann hinterfragen, ob es im Sinne der Kunden ist, wenn ein Fondsanbieter so domi- nant ist – gerade im Private Banking. Santer verweist auf die Auswahl der Union von über 800 Fonds. Die Steuerungsgruppe der Volks- bank entscheide völlig frei, welche Produkte sie nimmt – immer wieder auch gegen die Vorschläge der Union. „Aber die meisten Kunden gehen ohnehin auf fünf große Block- buster“, so Santer zur Frage der Vielfalt. Auf jeden Fall kann man wohl sagen, dass für den Volksbankensektor, der sich seit Jah- ren in Restrukturierung befindet, ein Fonds- partner, der derart umfangreich liefert wie die Union, ein enormer Effizienz- und Qualitäts- gewinn ist. Nach der Fusionswelle von rund 60 auf neun eigenständige Institute innerhalb von vier Jahren müssen noch immer die Kos- ten runter und die Einnahmen rauf. Vermut- lich wäre in den harten vergangenen Jahren dem Fondsvertrieb ohne die Union nicht derart viel Aufmerksamkeit zuteil geworden. So haben die Deutschen etwa den Schwer- punkt Sparpläne stark angestoßen und damit hohe Zuwächse generiert (siehe Seite 232). Die Union wiederum kann sich von den Volksbanken mit ihren rund 1,1 Millionen Kunden an 279 Vertriebsstellen noch einiges erwarten. Der Verbund verfügt über rund 20 Milliarden Euro an Einlagen, nur sechs Mil- liarden Euro sind in Wertpapieren investiert. „Da gibt es noch viel Umschichtungspoten- zial“, sagt auch Santer. Dahinter steht freilich viel Arbeit: „Wenn wir es schaffen, 200 oder 300 Millionen an Spareinlagen jährlich um- zuschichten, wäre das extrem viel.“ Vermögensverwaltung kommt Wie gut die Union-Volksbank-Kooperation läuft, zeigt sich auch daran, dass sie offenbar neue Pläne beflügelt: Die bis vor Kurzem nur in Vorarlberg angebotene Vermögensverwal- tung wurde unlängst auf die Ärzte- und Apo- thekerbank übertragen, und „im Lauf des nächsten Jahres“ soll das Service auch in der Volksbank Wien verfügbar sein. „Es ist eine glückliche Fügung, dass die Union eine große Expertise bei nachhaltigen Fonds hat. Vermö- gensverwaltungskunden fragen Nachhaltigkeit sehr stark nach. Dass dieses Thema so rasch so wichtig wird, war sicher nicht abzusehen, als die Kooperation geschlossen wurde“, so Santer. Für die Vermögensverwaltung wurde punkto Nachhaltigkeit ein eigenes Modell der Zusammenarbeit eingerichtet. „Die Asset Manager der Vermögensverwaltung in Öster- reich tauschen inhaltlich ihre Ideen direkt mit den Kollegen aus dem Frankfurter Nachhal- tigkeitsteam aus. Diese Partnerschaft ist also nicht nur über Produkte, Absatz und Ertrag zu definieren, sondern letztendlich über qualita- tive Themen“, sagt Harms. EDITH HUMENBERGER-LACKNER | FP Marc Harms, Urgestein der deutschen Union, übersie- delte nach Wien. Er leitet die Union Investment Austria. Michael Santer, Volksbank Wien: „Da gibt es noch viel Umschichtungspotenzial.“ Union Investment und Volksbanken – „Liebe auf den ersten Blick“ Im Jahr 2015 erwarb die deutsche Union Investment 100 Prozent der Anteile an der Volksbank Invest Kapital- anlagegesellschaft m.b.H. ( VB Invest ) sowie 94,5 Pro- zent an der Immo Kapitalanlage AG ( Immo KAG ). Dass die Union ihr Österreich-Engagement so groß aus- baut, war sicherlich ein Hingucker. Dass sie bei den Volksbanken zugriff, war hingegen fast ein logischer Schritt: Die Union Investment kommt aus dem deut- schen Genossenschaftswesen und serviciert den dort zusammenhängenden Volksbanken-Raiffeisen-Block. Mit den Bedürfnissen des Sektors hat man also langjäh- rige Erfahrung. Hintergrund für den Verkauf von VB Invest und Immo KAG war die Schieflage des damaligen Volks- banken-Zentralorgans ÖVAG, das abgewickelt werden musste. Neues Zentralinstitut ist die Volksbank Wien. Die Eckdaten der Union Investment: • Die Union Investment Austria GmbH verwaltet rund 3,1 Milliarden Euro für 74.000 private Fondskunden. Bei den institutionellen österreichischen Investoren verwaltet die Union 4,1 Milliarden Euro. • Die deutsche Mutter verwaltet mehr als 349 Milliarden Euro. Sie hat 4,5 Millionen Privat- und 1.600 institu- tionelle Kunden. In Deutschland kommt sie auf einen gesamten Marktanteil von knapp 15 Prozent (bei Publikumsfonds gut 21 Prozent). Quelle: Eigenrecherche » Dass dieses Thema so rasch so wichtig wird, war sicher nicht abzusehen, als die Kooperation geschlossen wurde. « Michael Santer, Volksbank Wien www.fondsprofessionell.at | 4/2019 231

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