FONDS professionell Österreich, Ausgabe 2/2019

ne Unternehmen an- zuschauen, das macht blind“, findet Schlumberger. Für das Management von vermögensverwalten- den Fonds sieht er eine Gesamtschau über Anlageklassen, Länder, Sektoren und Einzelwerte als die einzig wahre Strategie. „Und als Letztes braucht man ein gutes Gespür dafür, wie die Börse gerade tickt“, sagt. All das zusammen, das ist für ihn die Champions League. Scherben aufkehren Im Jahr 2001 verlässt Schlumberger die Frankfurter Volksbank. Bei der Toch- ter der BHF Bank, BHF Trust, über- nimmt er die Leitung der Vermögens- verwaltung. In den ersten Jahren muss er dort die Scherben aufkehren, die der Zusammenbruch des Neuen Marktes hinterlassen hat. Doch nach und nach arbeiten er und sein Team sich aus der Misere heraus. Auch durch die Finanz- krise kommen sie gut. „Das war eine tolle Zeit“, erinnert sich Schlumberger. Nicht zuletzt auch deswe- gen, weil er das Vermögen einiger pro- minenter Fußballer betreuen durfte. 15 Jahre bleibt er BHF Trust treu. Im Januar 2016 beginnt dann ein kurzes Zwischen- spiel bei der Berenberg Bank – eine Epi- sode, die er als eher „abenteuerlich“ bezeichnet. Im Herbst fährt er das erste Mal nach Oberursel, unterhält sich aus- führlich mit Peter E. Huber. „Und zum Jahresende war schon alles klar“, berich- tet Schlumberger. Der Besuch in der Commerzbank- Arena nähert sich seinem Ende. Doch ohne einen Blick in den Fan-Shop zu werfen, fährt Schlumberger nicht weg. Eine kurze Stippvisite, dann steigt er ins Auto. In der Frankfurter City, im Roth- schildpark nahe der Alten Oper, steht nun ein kurzer Spaziergang an. Begeisterter Skifahrer „Frankfurt hat sich über die Jahrzehnte super entwickelt“, sagt Schlumberger, als er sich umschaut. Er wohnt mit seiner Frau und seinen beiden Kindern aller- dings in Königstein – sieben Kilometer sind es von dort bis zur Starcapital-Villa. Im Sommer will er vielleicht auch mal mit dem Rad zur Arbeit fahren. In seiner Freizeit macht er mit seinen Kindern gern Radtouren. Am allerliebsten fährt er jedoch Ski. Da kommt es ihm gele- gen, dass der Schweizer Asset Manager Bellevue, an den Peter E. Huber Star- capital verkauft hat, alle zwei Jahre zum großen Ski-Event einlädt. Überhaupt ist er glücklich in seiner Position als Leiter Portfoliomanagement bei Starcapital. „Ich habe hier ein großes Maß an Freiheit“, sagt Schlumberger. Niemand mischt sich in seine Arbeit ein, kein Vorgesetzter hinterfragt zweifelnd die Entscheidungen, die er für seine Fonds trifft. Das sei ein klarer Vorteil einer kleinen Boutique gegenüber den großen Gesellschaften. Kleines Match Aber ist es nicht eine enorme Heraus- forderung, in die Fußstapfen der Legen- de Peter E. Huber zu treten? In der Lob- by des Hotels, in der es jetzt einen Milchkaffee gibt, lehnt sich Schlum- berger zurück. „Natürlich ist das eine Herausforderung“, sagt er. „Aber wenn ich es mir nicht zutrauen würde, hätte ich es nicht gemacht“, sagt er. Zudem sei der Übergang fließend gewesen, nach Schlumbergers Antritt war Huber noch gut anderthalb Jahre in der Firma. „In dieser Zeit haben wir auch einen kleines Match ausgetragen“, berichtet Schlumberger. Er hat nun mal Sports- geist. Dabei trat er selbst mit dem Allo- cator gegen Hubers Strategy 1 an. „Und der Allocator war besser“, sagt Schlum- berger augenzwinkernd. Seit der Firmen- gründer sich ganz zurückgezogen hat, sitzt er in seinem Büro. „Schließlich kann ich nur da wirklich die Aura von Peter E. Huber spüren“, scherzt er. Er hat Humor, wirkt nach drei Jahrzehnten einer wechselvollen Karriere völlig ent- spannt. Es scheint, als sei er da ange- kommen, wo er hinwollte. Letzte Frage Jetzt aber muss er weg. Stopp! Was ist in all den Jahren im Beruf denn aus dem Fußball geworden? „Ich kicke heute noch jeden Ball, der mit vor die Füße kommt“, sagt Schlumberger zwinkernd. So wird er verfolgt haben, wie sich Ein- tracht Frankfurt im Rückspiel gegen Benfica Lissabon doch noch den Einzug ins Halbfinale sichern konnte – und dort im Elfmeterschießen gegen Chelsea scheiterte. ANDREA MARTENS | FP Gespräche über Fondsmanagement und Fußball: Impressionen von einem abwechslungsreichen Vormittag in Frankfurt. 97 www.fondsprofessionell.at | 2/2019

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