FONDS professionell Österreich, Ausgabe 2/2019

Handelskosten von 0,35 Prozent, Erfolgsprä- mien von 0,17 Prozent und weitere Kompo- nenten klettert die Kostenbelastung unterm Strich aber auf 1,9 Prozent. Bei Indexfonds gibt es hingegen eine Managementgebühr von durchschnittlich 0,35 Prozent, die Represen- tative Cost beziffert sich nur auf 0,42 Prozent (siehe Grafik unten). Ein ähnliches Bild ergibt sich bei Rentenfonds. Und auch bei Misch- fonds klafft eine riesige Spanne zwischen der Verwaltungsgebühr von 1,13 Prozent und der alles zusammenfassenden Representative Cost von 1,83 Prozent. Verdrehte Vorzeichen Die Experten verweisen auf Ungenauig- keiten und Widersprüche bei der Berechnung der Transaktionskosten. Denn diese können gemäß der aktuellen Regulierung sogar nega- tiv ausfallen. „Das ist natürlich Unfug – kein Fonds wird einen Gewinn dadurch erzielen, dass er handelt, was notwendigerweise Kosten produziert“, hält Masarwah fest. Die Mor- ningstar-Analysten berücksichtigen daher keine Handelskosten mit negativem Vorzei- chen oder dem Wert null. Neben der europaweiten Untersuchung des Marktes nehmen die Experten auch konkret 20 milliardenschwere Fondsflaggschiffe unter die Lupe. Hier kommen sie zu einem zwei- geteilten Ergebnis. Einige der Portfolio-Dick- schiffe am Markt weisen eine erhebliche Differenz zwischen der grundlegenden Ver- waltungsvergütung und der allumfassenden Representative Cost auf. „Die Ergebnisse unserer Auswertung deuten an, dass vor allem Performance Fees und Transaktionskosten auch Fonds mit moderat anmutenden laufen- den Kosten zu regelrechten Gebührenfressern machen können“, fasst Masarwah die Er- kenntnisse zusammen. So weist etwa das Flaggschiff von Union Investment, der Privat- fonds Kontrolliert, eine Managementgebühr von moderaten 1,2 Prozent aus. Am Ende zahlt der Anleger laut Morningstar aber 2,59 Prozent – eine Differenz von stolzen 1,39 Pro- zentpunkten. Grund dafür ist die Erfolgsge- bühr, für die das Ratinghaus einen Schätzwert ansetzt. Eine solche Vergütung gibt es auch beim DWS Concept Kaldemorgen, weshalb aus einem Basissatz von 1,5 Prozent am Ende 2,7 Prozent werden. Bei anderen großen Fonds ist die Spanne indes recht gering. Der Allianz Europe Equity Growth beispielsweise wirkt mit einer Management Fee von 1,8 Pro- zent im Vergleich zu seinen Konkurrenten auf den ersten Blick recht teuer, schneidet mit ei- ner Representative Cost von 1,87 Prozent aber günstig ab. Ein ähnliches Bild zeigt sich bei anderen Milliardenfonds wie dem DWS Top Dividende, dem DWS Deutschland oder dem Uniglobal. Die Experten von Morningstar wollen aller- dings Fehlinterpretationen ihrer Studie vor- beugen. „Die Auswertung sagt nichts über die Angemessenheit der Kosten aus“, schränkt Masarwah ein. „Auch wenn die Kosten eine ganz entscheidende Rolle spielen, gibt es noch andere Kriterien, die über Erfolg oder Schei- tern eines Fonds entscheiden.“ Dazu zählten etwa der Portfolio Manager und sein Team, der Investmentprozess oder wie schlüssig die Ergebnisse zumAnlagekonzept passen. Trotz aller gebotenen Vorsicht halten Beob- achter jedoch fest: Teure Portfolios plagt häu- fig ein Performancenachteil. „Fondsmanager, deren Kosten deutlich über dem Durchschnitt lagen, konnten in der Vergangenheit diesen Rucksack über ein aktives Management nicht mehr wettmachen“, betont Bernd Baur von BB Consulting, der zusammen mit dem „Petersmann Institut für den unabhängigen Finanzberater“ eine Studie zu Fondskosten herausgegeben hat. Blick aufs Wesentliche Angesichts dieser zunehmenden Transpa- renz, angefeuert von der Konkurrenz durch günstige ETFs, dürften die Anbieter ihre Gebührenpolitik zunehmend als Unterschei- dungsmerkmal einsetzen. „Ein Preiswettbewerb gehört zu jedem aus- gereiften Wirtschaftszweig dazu“, sagt Olwyn Alexander, Leiterin Asset und Wealth Management bei der Unterneh- mensberatung PwC. In anderen Bran- chen seien Mengen-, Treue- oder Früh- bucherrabatte genauso gang und gäbe wie Lockangebote, um den Kunden weitere Produkte schmackhaft zu ma- chen. „Die Asset-Management-Industrie holt hier langsam auf“, stellt Alexander fest. Da die Preisspirale zunehmend zu einer echten Sorge für die Anbieter her- anreife, gewinne ein Verkaufsargument an Schlagkraft: der tatsächlich erbrachte Investmenterfolg. SEBASTIAN ERTINGER | FP Olwyn Alexander, PwC: „Ein Preiswettbewerb gehört zu jedem ausgereiften Wirtschaftszweig dazu.“ » Auch wenn die Kosten eine ganz entscheidende Rolle spielen, gibt es noch andere Kriterien, die über Erfolg oder Scheitern eines Fonds entscheiden. « Ali Masarwah, Morningstar Neue Dimension Belastung nach Kostentyp und Anlageklasse bei europäischen Fonds Die zunächst ausgewiesenen und die endgültigen Kosten unterscheiden sich mitunter erheblich. Quelle: Morningstar, März 2019 0,0 % 0,5 % 1 % 1,5 % 2 % 2,5 % Aktiv Passiv Aktiv Passiv Aktiv Passiv Aktiv Aktien Anleihen Mischfonds Alternative 2,2 % 1,0 % 1,8 % 1,1 % 0,27 % 0,2 % 1,1 % 0,7 % 0,4 % 0,35 % 1,9 % 1,3 % 0,5 % 0,4 % Verwaltungsgebühr Laufende Kosten Representative Cost exklusive Handelskosten Representative Cost inklusive Handelskosten 105 www.fondsprofessionell.at | 2/2019

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