FONDS professionell Österreich, Ausgabe 2/2019

deutlich über dem EU-Schnitt. Irische Misch- fonds wiederum liefern kein so gutes Bild: Die Kostenbelastung auf der Insel ist hoch – und die Nettorendite liegt eklatant unter dem gesamteuropäischen Niveau. Zuletzt kritisieren die Aufseher in ihrem Bericht eine mangelnde Transparenz in puncto Gebühren und Performanceangaben – vor allem bei alternativen Fonds und struktu- rierten Produkten. Die Asset-Management- Branche betont wiederum stets, dass bei Publikumsfonds die Kostentransparenz im Vergleich etwa zu strukturierten Wertpapieren wesentlich höher sei. Der Einwand der Indus- trie erscheint berechtigt: Die Preiskalkulation bei Zertifikaten beispielsweise bleibt für Anleger praktisch völlig im Verborgenen. Große Lücken Für die aktuelle ESMA-Studie ziehen die Autoren beim Blick auf die wiederkehrenden Auslagen die Gesamtkostenquote heran, die „Total Expense Ratio“ (TER). Diese Kennzif- fer erfasst zwar viele Posten, aber nicht alle – anders als der Name impliziert. Hier setzt das Fondsratinghaus Morningstar an. Die Analys- ten entwickelten eine neue, einheitliche Kostenkennziffer, die Licht in den Gebühren- dschungel bringen soll. Die Kennzahl „Repre- sentative Cost“ umfasst erstmals praktisch alle Abzüge, die bei der Geldanlage in einen In- vestmentfonds anfallen. Die neue Morning- star-Messgröße verspricht einen umfassenden Vergleich der Gebührenbelastung, den es so bislang nicht gab. Denn bei der Gesamtkostenquote TER blei- ben mehrere Faktoren außen vor: Da wären die erfolgsabhängigen Gebühren, wenn ein Fondsmanager seinen Vergleichsmaßstab über- trifft, die Transaktionskosten, die durch die Käufe und Verkäufe von Wertpapieren in den Fonds anfallen, sowie bei Dachfonds die Ge- bühren der eingesetzten Zielfonds. Zumindest im letzten Punkt verspricht die Angabe „Lau- fende Kosten“ nach dem „Key Investor Infor- mation Document“ (KIID) Abhilfe. Zudem erfasst diese Kennzahl den Teil der Erträge aus der Wertpapierleihe, den die Asset Manager vereinnahmen und der somit dem Fonds- vermögen entgeht. Unberücksichtigt bleiben außerdem weiterhin Transaktionskosten, Per- formance Fees und Ausgabeaufschläge. Zuletzt brachte die EU-Kommission die Verordnung für „verpackte“ Investment- produkte (PRIIP) auf den Weg. Das neue „Key Information Document“ (KID) soll ein höheres Transparenzniveau schaffen. Wie beim fast gleichnamigen Vorläufer weist das neue Dokument drei große Kostenblöcke aus: einmalige, wiederkehrende sowie von Fall zu Fall zu berücksichtigende Posten. Ein wichti- ger Punkt dabei ist, dass die Transaktionskos- ten nun mit aufgenommen sind. „Das ist ein immenser Fortschritt für die Analyse der Fondskosten. Diese neue Transparenz er- möglicht es, alle Kostenpositionen in einer neuen Kennziffer zusammenzufassen“, sagt Ali Masarwah von Morningstar. Umfassende Rechnung Die im neuen KID aufgeschlüsselten An- gaben trägt Morningstar zur umfassenden Kennzahl „Representative Cost“ zusammen. „Da wir die Komponenten der Kennzahl bereits seit einiger Zeit erheben, sind wir nun- mehr in der Lage, nicht nur einzelne Daten zu ermitteln, sondern umfassende Datensätze zu konsolidieren und über die Erstellung histori- scher Zeitreihen akkurate Aussagen über die Entwicklung von Fondskosten in Europa zu treffen“, verspricht Masarwah. Die Analysten der Ratinggesellschaft haben die neue Kennziffer bereits eingesetzt und über mehrere Anlageklassen hinweg die Ge- samtkosten von aktiven und passiven Fonds gemessen und verglichen. Die Analysten betrachten rund 35.000 Anteilsklassen von national wie europaweit vertriebenen Fonds. Dem stellen sie die bislang gebräuchliche Kennzahl „Laufende Kosten“ sowie die reine Verwaltungsvergütung gegenüber. Demnach beträgt die Management Fee bei Aktienfonds im Schnitt 1,32 Prozent. Durch Foto: © Francois Daburon, PwC Steven Maijoor, ESMA: „Unser Bericht zeigt, dass Fondskosten die Rendite erheblich beeinflussen.“ Enorme Spannweite Differenz zwischen Brutto- und Nettoperformance von UCITS-Fonds ausgewählter Domizile über zehn Jahre p. a. Aktienfonds Anleihenfonds Mischfonds Die ESMA untersuchte EU-weit die Kosten von Investmentfonds. Der Unterschied zwischen der Brutto- und der Nettoperformance der Produkte schwankt je nach Anlageklasse und Auflageland. Quelle: ESMA Annual Statistical Report, Performance and costs of retail investment products in the EU, 2019; Stand per Ende 2017 0 % 0,5 % 1 % 1,5 % 2 % 2,5 % EU-Schnitt Schweden Österreich Luxemburg Italien Irland Großbritannien Frankreich Deutschland 0 % 0,5 % 1 % 1,5 % 2 % EU-Ø SWE AUT LUX ITA IRL GB FRA DEU 0 % 0,5 % 1 % 1,5 % 2 % 2,5 % EU-Ø SWE AUT LUX ITA IRL GB FRA DEU 2 1,98 % 1,75 % 1,01 % 1,74 % 2,13 % 2,29 % 0,87 % 1,76 % 1,78 % 2,56 % 1,04 % 0,57 % 1,17 % 1,42 % 1,83 % 104 www.fondsprofessionell.at | 2/2019 markt & strategie I fondsgebühren

RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=