FONDS professionell Österreich, Ausgabe 1/2019

diesen Fonds so schwer ge- macht? Legros: Bis Ende September war unser Ergebnis mehr oder weni- ger ausgeglichen. Es war das vier- te Quartal, das für den Rückgang im Fondspreis gesorgt hat. Wir hatten zum einen zwei Positionen in US-Technologieaktien, die da- zu beigetragen haben. Zum ande- ren bewegen wir uns in sehr liqui- den Werten, die am ehesten ab- verkauft werden, wenn Investoren zügig Kasse machen wollen. Wer aber unseren langfristig orientier- ten Ansatz verstanden hat, wird nachvollziehen können, dass die- ser Rückgang im Fondspreis aus unserer Sicht kein wirkliches Pro- blem darstellt. Für manch einen Anleger ist ein solches Minus schon ein Problem. Legros: Das kann ich durchaus verstehen. Andererseits war es ein Rücksetzer, der noch nicht einmal die gute Performance aus dem Jahr 2017 komplett absorbiert hat. So standen wir Ende 2018 von der Wertentwicklung her im Grunde da, wo wir Anfang 2017 gewesen sind. Und die starke Kurserholung seit Beginn des neuen Jahres, von der wir überdurchschnittlich pro- fitiert haben, ist doch ein weiterer Beleg dafür, dass wir mit unserem Konzept richtigliegen. Zumal sich durch die Kursrückgänge im vier- ten Quartal eine echte Bewertungslücke auf- getan hat, von der unsere Anleger am Ende profitieren werden. Was meinen Sie mit Bewertungslücke? Chaumet: Die Gewinne beziehungsweise die freien Cashflows, die die Unternehmen in die- sem Fonds in der Zwischenzeit vereinnahmen konnten, sind in deren aktuellen Börsenkursen in keiner Weise reflektiert. Der Fondspreis mag vielleicht um knapp 13 Prozent zurück- gegangen sein, aber der faire Wert der enthal- tenen Aktien ist schließlich in der gleichen Zeit um gut zehn Prozent gestiegen. So ist eine Art „Valuation Gap“ entstanden, das beim Rouvier Valeurs zirka 25 Prozent aus- macht. Darüber hinaus hat sich durch den Kursrückgang natürlich ein attraktiver Ein- stiegszeitpunkt ergeben. Wer den genutzt hat, wurde in den ersten Monaten des neuen Jah- res durch eine deutliche Aufholbewegung der Kurse belohnt. Wer unserer Empfehlung ge- folgt ist, und einen langfristigen Anlagehori- zont von mindestens fünf Jahren mitbringt, muss sich daher nach unseren Berechnungen keine Sorgen um seine Anlage machen. Inwiefern? Chaumet: Unsere Analysen zeigen, dass Anleger, die nach einem Rückgang des Fondspreises um zehn Prozent und mehr in den Fonds eingestiegen sind, nach allen darauf folgenden Fünf-jahresperioden einen Wertzu- wachs von im Schnitt 74 Prozent er- zielen konnten. Nach sieben Jahren waren es 91 Prozent und nach zehn Jahren 124 Prozent. Damit haben wir unsere Ziele eines Kapitalerhalts nach fünf Jahren und einer Verdop- pelung des eingesetzten Kapitals nach zehn Jahren sogar deutlich übertroffen. Was sind die Risiken für Ihren Investmentansatz? Legros: Das größte Risiko ist jenes, das wir heute noch nicht kennen. Alle anderen sind im Grunde be- herrschbar. Natürlich werden auch wir uns hin und wieder bei einem Unternehmen in Bezug auf die Nachhaltigkeit seiner Rentabilität irren. Aber solche Fehler werden auf längere Sicht vom Ergebnis des Gesamtportfolios aufgefangen. Nach der Finanzkrise 2008 – immerhin der stärkste Crash in 150 Jahren – hat es drei- einviertel Jahre gedauert, bis der Rouvier Va- leurs wieder seinen Höchststand erreicht hatte. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, warum Ihre Gesellschaft bisher noch nicht den Bekanntheitsgrad hat, der ihr demnach eigentlich zustünde. Legros: Auch wir verdienen gern Geld. Aber das ist für uns kein Selbstzweck. Von der Rei- henfolge her sind unsere Prioritäten folgende: 1. ein gutes Investment Management abzulie- fern, 2. bestehende Kunden zu halten und erst 3. stärker zu wachsen. Wir haben unsere ver- walteten Assets in den vergangenen zwei Jah- ren um rund 200 Millionen Euro auf heute rund 1,3 Milliarden Euro durchaus steigern können. In Bezug auf unsere Größenordnung und in Anbetracht der Tatsache, dass die meis- ten aktiven Asset Manager eher Mittelabflüsse zu beklagen hatten, ist das ein aus unserer Sicht durchaus erfreuliches Ergebnis. Aber wir sind davon überzeugt, dass wir das künftig noch deutlich steigern können. Nicht zuletzt deshalb haben wir an unseren Standorten in Frankreich, Deutschland und der Schweiz fünf neue Mitarbeiter eingestellt. Vielen Dank für das Gespräch. HANS HEUSER | FP Michel Legros: „Wir suchen bei einem Unternehmen, in das wir investieren, immer beides gleichzeitig: Werthaltigkeit und Wachstum.“ » Das größte Risiko ist jenes, das wir heute noch nicht kennen. Alle anderen sind im Grunde beherrschbar. « Michel Legros, Rouvier Associés Foto: © François Daburon Michel Legros Nach dem Studium der Wirtschaftswissenschaften an der ICN Business School in Paris und der Wharton School of Business der Universität Pennsylvania hat Michel Legros zunächst 17 Jahre lang als Broker im institutio- nellen Geschäft von Finanzinstituten wie Bear Stearns, SG Warburg und HSBC gearbeitet. Im November 2003 trat er in die Dienste von Rouvier Associés, wo er zu- nächst als Fondsmanager begann. Seit September 2016 gehört er dem Führungsstab innerhalb des Partnerkreises des in Paris ansässigen Asset Managers an. markt & strategie I jean-baptiste chaumet + michel legros | rouvier associés 82 www.fondsprofessionell.at | 1/2019

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