FONDS professionell Österreich, Ausgabe 1/2019

Bedeutet das, dass der Investitionsgrad in Aktien sozusagen automatisch sinkt, wenn Sie nicht genügend günstig bewer- tete Unternehmen finden? Chaumet: Im Prinzip kann man das so sagen. Der Investitionsgrad ist eine Art Funktion des jeweiligen Kursniveaus. Im Schnitt betrug die Aktienquote im Rouvier Valeurs über die ver- gangenen Jahrzehnte hinweg knapp 80 Pro- zent, aktuell liegt sie etwas höher, bei rund 87 Prozent. Im Januar 2008 zum Beispiel betrug der Aktienanteil im Fonds nur zirka 60 Pro- zent, was sich in der folgenden Finanzkrise als Vorteil erwiesen hat. Wir verstehen uns wie eine Art Family Office, das den Anspruch erhebt, das Gesamtvermögen eines Kunden renditebringend zu verwalten. Der Performan- cemotor ist die richtige Auswahl und die pas- sende Quote der Aktieninvestments. Das übrige Fondsvermögen wird in An- leihen investiert? Chaumet: In An- leihen und zum Teil in liquide Barbestände. Aber auch da- bei verfolgen wir einen spe- ziellen Ansatz. Wir betrachten den Anleihenteil des Portfolios nämlich in erster Linie als liquide Reserve. Deshalb investieren wir der- zeit nur in bonitätsstarke Anleihen mit einer sehr kurzen Duration. Angesichts des immer noch extrem niedrigen Zinsniveaus ist es nicht sinnvoll, in länger laufende Anleihen zu inves- tieren. Die Erträge sind zu niedrig in Relation zum eingegangenen Kursänderungsrisiko. Länger laufende Anleihen würden wir erst dann wieder in Betracht ziehen, wenn die Zin- sen bei drei Prozent oder darüber liegen. Muss man Sie vor diesem Hintergrund als Value-Investor betrachten? Legros: Wir denken nicht in diesen Katego- rien, denn wir suchen bei einem Unterneh- men, in das wir investieren, immer beides gleichzeitig: Werthaltigkeit und Wachstum. Ausschließlich auf Value zu setzen, hat durch- aus die Chance, eine gute und schnelle Per- formance zu erzielen, allerdings meist nur über einen kurzen Zeitraum von einigen Monaten oder vielleicht einem oder zwei Jahren. Auf sehr lange Sicht bringt nur die Kombination aus Qualität und Ertragskraft eine nachhaltig hohe Rendite. Wobei man in Ihrem Fall schon eine für einen Mischfonds relativ hohe Volatilität in Kauf nehmen muss. Chaumet: Die Volatilität des Rouvier Valeurs liegt vielleicht etwas über dem Durchschnitt von traditionellen Mischfonds oder Multi- Asset-Mandaten, aber immer noch unterhalb der durchschnittlichen Schwankungsbreite der Aktienmärkte. Aus unserer Sicht aber gilt ohnehin: Die Volatilität ist kein guter Invest- mentratgeber. Wenn wir auf der einen Seite den Anspruch haben, das Kapital unserer Anleger über einen Zeitraum von fünf Jahren nicht nur zu erhalten, sondern auch zu ver- mehren, dann müssen wir andererseits einfach eine gewisse Schwankung unserer Anlagen akzeptieren. Zumal die dahinter stehenden Unternehmen ja nicht deshalb schlechter wer- den, weil die Kurse ihrer Aktien zeitweise sin- ken. Für uns ist das eher das Signal für einen Zukauf. Ein Wertrückgang des Rouvier Va- leurs um knapp 13 Prozent im vergangenen Jahr war allerdings für viele Anleger eine Enttäuschung. Was hat 2018 für kein guter Investmentratgeber “ Jean-Baptiste Chaumet: „Wir verstehen uns wie eine Art Family Office, das den Anspruch erhebt, das Gesamt- vermögen eines Kunden renditebringend zu verwalten.“ Michel Legros: „Wir suchen nach qualitativ hochwertigen Unternehmen, die laut unserer eigenen Analyse eine nachhaltig hohe Ertragskraft auf möglichst lange Sicht aufweisen.“ » Angesichts des immer noch extrem niedrigen Zins- niveaus ist es nicht sinnvoll, in länger laufende Anleihen zu investieren. « Jean-Baptiste Chaumet, Rouvier Associés 81

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