FONDS professionell Österreich, Ausgabe 1/2019

Foto: © Kirsten Frank, Kirsten Frank F rauenpower fängt im Kleinen an: „Män- ner klopfen sich öfter gegenseitig auf die Schulter, wir Frauen sollten uns un- tereinander auch öfter loben“, rät Julia Gräfin Arco-Valley. Sie weiß, wovon sie spricht, schließlich ist sie im Energiesektor tätig – in der Branche also, in der der Frauenanteil noch immer am niedrigsten ist. Auf dem vierten Gipfel des Karrierenetzwerks „Fondsfrauen“, der am Vorabend des FONDS professionell KONGRESS 2019 in Mannheim stattfand, berichtete Arco-Valley, wie sie während ihrer Arbeit beim Energiekonzern Eon auf die Idee für ein eigenes Start-up kam – und kurze Zeit später gemeinsam mit einem Kollegen das Unternehmen B.Ventus gründete. In Schweden viel weiter Kleine Windräder, mit denen Firmen autark und unabhängig von Subventionen Strom pro- duzieren können, wird B.Ventus herstellen. Ob der Wind für sie als Frau in einem Ener- giekonzern nicht manchmal ziemlich rau ge- wesen sei, fragte Fondsfrauen-Mitgründerin Anne E. Connelly Arco-Valley auf dem Panel. „Nein“, erklärte sie. „Ich war sehr häufig in Schweden tätig, und dort ist man in Sachen Gender Diversity schon sehr viel weiter.“ In der deutschen Fondsbranche hingegen ist beim Thema Gleichberechtigung von Frauen noch Luft nach oben. Dies zeigt die Analyse „Gender Diversity in der Asset-Management- Branche“, die die Unternehmensberatung KPMG zum zweiten Mal gemeinsam mit den Fondsfrauen erstellt hat. Dafür wurden erneut führende deutsche Fondsgesellschaften zu Gender-Programmen und zur Situation von Frauen im Unternehmen befragt. „Mit 17 Stu- dienteilnehmern können wir gemessen an der Höhe der Assets under Management 67 Prozent des Marktes vertreten“, sagte Julia Bewerunge von KPMG. Damit biete die Ana- lyse einen umfassenden Einblick in die aktu- ellen Verhältnisse. „Im Vergleich zur ersten Studie aus den Jahren 2015/2016 zeigt sich, dass das Thema Gender Diversity in den Unternehmen inzwi- schen angekommen ist“, erklärte Bewerunge. Immerhin geben 82 Prozent der befragten Asset Manager an, dass sie entsprechende Maßnahmen eingeleitet haben. Bei genauerem Hinsehen sind die Ergebnisse jedoch weniger erfreulich: Die Gender-Strukturen in den Un- ternehmen verändern sich klar von den ersten bis zu den höchsten Stufen der Karriereleiter. Über die einzelnen Kapitalverwaltungs- gesellschaften hinweg bewerben sich im Schnitt weniger Frauen als Männer. So sind von den Kandidaten für eine Position bei einer Fondsgesellschaft nur 33 Prozent weib- lich. „Eingestellt werden jedoch mehr Frauen als Männer“, berichtete Bewerunge. Das lasse einen überdurchschnittlich hohen Anteil sehr qualifizierter Kandidatinnen vermuten. Nach oben hin wird es dünn In der Gruppe der Berufsanfänger liegt der Frauenanteil immerhin bei 44 Prozent, doch je weiter es die Karriereleiter nach oben geht, desto mehr nimmt er ab. Richtig dünn wird es bei den deutschen Asset Managern auf Ebene der Geschäftsführung: Hier sind Frau- en im Durchschnitt nur mit einer Quote von 16 Prozent anzutreffen. „Auf demWeg durch die Unternehmenshierarchien geht für weib- liche Mitarbeiter also etwas verloren“, sagte Bewerunge. So auffallend niedrig wie in der Führungs- etage ist der Frauenanteil natürlich nicht in allen Unternehmensbereichen. Was sich schon in Vorgänger-Studien gezeigt hat, bestätigt sich in der aktuellen Untersuchung. So sind Frauen in den Personalabteilungen der deut- schen Fondsgesellschaften mit durchschnitt- lich 83 Prozent weiterhin in der Überzahl (sie- Frauen sind in der Asset-Management-Branche nach wie vor unterrepräsentiert. Dies zeigt eine Studie, die das Karrierenetzwerk „Fondsfrauen“ kürzlich vorstellte. Viel geschafft, noch viel zu tun Was erwarten die „jungen Wilden“ von der Fondsbranche – und wie können sie aktiv etwas verändern? Unter der Moderation von „Fondsfrau“ Manuela Fröhlich (links) diskutierten (v. l. n. r.) Hannah-Lea Hühn (Amundi Deutschland), Annika Miltz (Fidelity), Maren Schmitz (KPMG) und Karoline Pointner (Blackrock). » Im Vergleich zur ersten Studie aus den Jahren 2015/2016 zeigt sich, dass das Thema Gender Diversity in den Unternehmen inzwischen angekommen ist. « Julia Bewerunge, KPMG 218 www.fondsprofessionell.at | 1/2019 vertrieb & praxis I frauen im asset management

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