FONDS professionell Österreich, Ausgabe 1/2019

Foto: © petrovalexey | stock.adobe.com D ie Aussichten sind sehr gut, aber mo- mentan zeigt sich der Himmel getrübt. Während die großen Flugzeugherstel- ler Airbus und Boeing Rekordzahlen bei den Auslieferungen neuer Maschinen melden und die langfristigen Wachstumsprognosen für den weltweiten Luftverkehr nach wie vor sehr positiv sind, spielt sich in Europa ein Drama in mehreren Akten ab. 2017 meldet die zweitgrößte deutsche Fluggesellschaft Air Berlin Insolvenz an. Im selben Jahr stellen die britischen Monarch Airlines und die Darwin Airline in der Schweiz ihren Betrieb ein. Etwas über- raschend gerät im Herbst 2018 die britische Regionalfluglinie Flybe in Turbulenzen. Eben- falls 2018 kommt die Berliner Gesellschaft Germania in Schwierigkeiten und meldet Anfang Februar 2019 Insolvenz an. Und schließlich gelingt dem europäischen Flugzeughersteller Airbus auch ohne Insol- venz eine Bankrotterklärung: Der bei Passa- gieren sehr beliebte, bei Airlines aber nicht so begehrte A380 wird bald nicht mehr gebaut. Damit ist ein Prestigeprojekt, das in der Ent- wicklung bis zu 80 Milliarden Euro gekostet haben soll, gescheitert. Die „Zukunft der Langstreckenreisen“, wie Airbus den A380 einst bewarb, ist bald Geschichte. Stabiles Wachstum Am Bedarf liegt es nicht, dass so viele Air- lines straucheln. Denn der Luftverkehrsmarkt entwickelt sich trotz ökonomischer und poli- tischer Unsicherheiten positiv. Die Passagier- nachfrage stieg nach Angaben des Branchen- verbandes IATA im vergangenen Jahr um 6,5 Prozent. Die Maschinen waren zu 82 Prozent ausgelastet. Das ist im langfristigen Vergleich ein sehr guter Wert. Für 2019 erwartet der Verband, dass das Passagieraufkommen um sechs Prozent zunimmt. Allerdings schrumpfen die Gewinne, was die IATA insbesondere auf explodierende Treibstoffkosten zurückführt, die voriges Jahr um etwa zehn Prozent gestiegen sind. Daher überrascht es nicht, dass viele Airlines mit Verlusten kämpfen, darunter auch namhafte Gesellschaften wie Alitalia, Ryanair, Qatar Airways und Etihad. Trotzdem rechnet die gesamte Branche mit einem langfristig stabilen Wachstum, was bis- her ein überzeugendes Argument für Anleger von Flugzeugfonds war. Airbus kalkuliert mit jährlich 4,4 Prozent mehr Passagieren. Dem- zufolge bestehe bis 2037 ein Bedarf an 37.400 neuen Flugzeugen imWert von 5,8 Billionen Dollar. Das Aus für den A380 Entwickelt, um das Fliegen zu revolutio- nieren, steht der doppelstöckige Jumbo A380 vor demAus. Im Februar erklärte Airbus, dass die Produktion des erst 2007 am Markt ein- geführten Großraumflugzeugs im Jahr 2021 eingestellt wird. Der Grund: viel zu wenige Bestellungen. Statt 600 bis 800 Maschinen wurden nur 254 Exemplare geordert, wobei selbst der A380-Hauptkunde Emirates zuletzt 39 Maschinen storniert hat. Die Airbus-Entscheidung ist für den Betei- ligungsmarkt ein schwerer Schlag. In der Ver- gangenheit haben 20 Publikumsfonds ins- gesamt 21 Maschinen finanziert (siehe Tabelle auf Seite 145). Die Anleger, darunter auch österreichische Investoren, haben rund 1,6 Milliarden Euro in die A380-Fonds investiert. Obwohl das Kapital jetzt nicht unmittelbar im Feuer steht, steht den Investoren eine unge- wisse Zukunft bevor. Fest steht zurzeit nur, dass sich der Flugzeugtyp auf dem Markt nicht etabliert hat und anderslautende Pro- gnosen danebenliegen. Es herrscht zwar ein gewisses Interesse am A380, es ist jedoch zaghaft, und die in den Fondskalkulationen prognostizierten Preise sind utopisch. Das liegt nicht allein an der schwächeren Nachfra- ge, sondern auch an den anhaltend niedrigen Zinsen, die kein Anbieter absehen konnte. Was mit den A380 passiert, die von den ersten Mietern nicht weiter genutzt werden, ist ungewiss. Die Fondshäuser verbreiten die Hoffnung, dass die Nachfrage und die Preise für gebrauchte Maschinen auf dem Zweit- markt steigen, wenn ab 2021 keine neuen Maschinen ausgeliefert werden. Es ist aber nicht von der Hand zu weisen, dass die Vermarktung einer gebrauchten Maschine schwieriger ist als erwartet. Dies- bezüglich gibt es bereits praktische Beispiele: Der Asset Manager Doric hat den A380 des „Flugzeugfonds 3“ für einen Zeitraum von 70 Monaten bei der Charterfluggesellschaft Hi Fly untergebracht, musste dafür aber aus Flugzeugfonds waren einige Zeit sehr beliebt. Die Anleger haben auch 21 Airbus A380 finanziert. Doch seit Kurzem ist der Flugzeugtyp ein Auslaufmodell. Mayday aus dem Fondscockpit Turbulenzen bei den Flugzeugfonds: Die Erwartungen der Initiatoren an den A380 haben sich nicht erfüllt, die ersten Maschinen werden von den Airlines zurückgegeben. Auch im „Air Portfolio II“ von Lloyd Fonds herrscht Krisenstimmung. 144 www.fondsprofessionell.at | 1/2019 sachwerte I flugzeugfonds

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