FONDS professionell Österreich, Ausgabe 3/2017

124 www.fondsprofessionell.at | 3/2017 sachwerte I immobilieninvestments Foto: © Fotolia | Ingo Bartussek W enn ein Rekord nach dem anderen purzelt, spricht man gewöhnlich von einem überragenden Erfolgslauf. In der Immobilienwirtschaft sind das allerdings Anzeichen eines Booms, der die In- vestoren teuer zu stehen kommt, weil die Preise schwindelerregende Höhen erreicht haben. Dafür ist die enorme Nachfrage verantwortlich, die auch heuer auf dem hohen Preis- niveau nicht abreißt. Nach Angaben des Maklernetzwerks Remax wur- den im ersten Halbjahr 2017 in den Grundbüchern 25.160 Wohnungs- verkäufe eingetragen. „Das sind um 7,9 Prozent mehr als von Jänner bis Juni 2016 und beinahe doppelt so viele wie im Jahr 2013“, berichtet Remax-Geschäftsführer Bernhard Reikersdorfer. Die Wohnungen ha- ben insgesamt 5,3 Milliarden Euro gekostet. Demzufolge ist das Inves- titionsvolumen im Vergleich zum ersten Halbjahr 2016 um gut 15 Prozent gestiegen. Bundesweit kos- tete ein „typischer Quadratmeter“ einer Eigentumswohnung im ersten Halbjahr 3.045 Euro und damit um 40 Prozent mehr als noch vor fünf Jahren. Der Durchschnitts- preis einer Eigentumswohnung lag in ganz Österreich bei 190.603 Euro (siehe Tabelle). Der Zinshausmarkt zeigt ein ähnliches Bild: 2016 lag das Investitionsvolumen österreich- weit bei 1,7 Milliarden Euro und damit etwas über dem hohen Niveau von 2015. Traditio- nell war der Wiener Markt am stärksten in Bewegung. Hier fanden nach Angaben der Maklerfirma Hudej 53 Prozent aller Trans- aktionen mit einem Wert von 1,3 Milliarden Euro statt. Die Beratungsgesellschaft EHL hat voriges Jahres in Wien Preissteigerungen von sieben bis zwölf Prozent beobachtet, und der Trend hält an, weil die Nachfrage im ersten Halbjahr 2017 weiter hoch war. „Wir rechnen heuer mit einem Plus von bis zu sieben Pro- zent. Vor allem Lagen, die erst spät das Inves- toreninteresse auf sich gezogen haben, zum Beispiel Brigittenau oder Meidling, aber auch Margareten, haben noch Aufholpotenzial“, berichtet Franz Pöltl, Geschäftsführer der EHL Investment Consulting. Aus diesem Grund werden die Renditen der Zinshäuser, die zuletzt bei zwei bis fünf Prozent im Schnitt lagen, weiter sinken (siehe Tabelle). Steuern sind nicht alles Wer also mit dem Thema Wohnen noch eine gewisse Rendite erzielen will, muss ent- weder mehr Risiko nehmen oder steuerliche Möglichkeiten ausschöp- fen. Dafür eignen sich vor allem Wohnbauanleihen und Bauherren- modelle. Allerdings haben Wohn- bauanleihen 2017 ihre Attraktivität verloren. Das liegt nicht allein an den nur noch schmalen Zinsen, die bei den lang laufenden Schuldver- schreibungen herausspringen, son- dern auch am Verlust ihrer Sonder- stellung. Denn 2017 dürfen KMU und Selbstständige ihren Gewinn- freibetrag wieder in bestimmte Investmentfonds investieren. In den vergangenen drei Jahren war das nicht so, weil durch die Steuer- reform 2014 die Nutzung des Frei- betrags auf Wohnbauanleihen be- schränkt war. Diese dürfen zwar weiter für die steuerwirksame Ver- anlagung verwendet werden, sind Immobilien sind teuer, aber echte Alternativen gibt es nicht. Deshalb müssen sich Investoren mit den hohen Preisen arrangieren und Steuervorteile nutzen. Kampf um die besten Plätze Immobilieninvestoren setzen weiterhin auf Wien, doch die Preise haben bereits schwindelerregende Höhen erreicht. Die Rendite von Zinshäusern in guten Lagen dürften weiter sinken. Die teuersten Eigentumswohnungen / 1. Hj. ’17 Eigentumswohnungen Whg.-Preis +/- Vj. Preis pro m² +/- Vj. Klagenfurt Land 302.684 Euro 118,7 % 4.986 Euro 88,8 % Kitzbühel 358.854 Euro 12,8 % 4.230 Euro 10,0 % Salzburg Stadt 248.049 Euro 6,8 % 4.148 Euro 9,8 % Innsbruck Stadt 192.086 Euro -13,9 % 4.141 Euro -0,6 % Landeck 336.004 Euro -5,6 % 4.006 Euro 0,1 % Spittal/Drau 214.925 Euro 7,8 % 3.626 Euro 13,5 % Dornbirn 193.424 Euro -8,0 % 3.625 Euro 14,0 % Salzburg Umg. 241.386 Euro 17,2 % 3.552 Euro 6,9 % Feldkirch (Vbg.) 240.886 Euro 8,4 % 3.516 Euro 13,8 % Korneuburg 191.326 Euro 13,4 % 3.155 Euro 6,1 % Tulln 202.107 Euro 1,1 % 3.147 Euro 5,5 % Hollabrunn 160.258 Euro 142,3 % 3.110 Euro k.A. Mödling 220.740 Euro 22,3 % 3.079 Euro 11,0 % Vöcklabruck 194.082 Euro -0,7 % 2.995 Euro -3,8 % Linz Stadt 191.203 Euro 9,8 % 2.916 Euro 3,7 % Linz Land 203.096 Euro 23,5 % 2.758 Euro 23,3 % Graz Stadt 162.385 Euro 8,4 % 2.634 Euro 3,6 % ∅ Österreich 190.603 Euro 6,6 % 3.045 Euro 5,0 % ∅ Wien 218.749 Euro 7,6 % 3.693 Euro 5,1 % Quelle: Remax Immospiegel, Immounited GmbH

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