FONDS professionell Österreich, Ausgabe 3/2017

110 www.fondsprofessionell.at | 3/2017 markt & strategie I etfs Foto: © Fotolia | psdesign1, Deutsche Bank, Vanguard E TFs waren ursprünglich der Versuch, das kostspielige Management von In- vestmentfonds billiger zu machen. Aus- gehend von der These, dass man „den Markt“ ohnedies nicht schlagen könne, wurde einfach „der Markt“ nachgebaut und in einen Fonds- mantel gesteckt. Und der Siegeszug dieser Fondsklasse in den letzten Jahren scheint den Vertretern dieser Idee recht zu geben. Da im ETF-Markt aber vor allem der Preis als Vertriebsargument dient, landet früher oder später ein Großteil des Anleger- kapitals bei den größten Anbietern, weil die dank erzielter Skaleneffekte am preisgünstigsten anbieten können. Das heißt für alle anderen, dass sie sich etwas überlegen müssen. Und weil sie das auch getan haben, gibt es inzwi- schen eine Unzahl von ETFs, die mit der ursprünglichen Produktidee nur mehr sehr wenig zu tun haben. Mitunter trifft man inzwischen auf fast schon paradox anmutende Spiel- arten der an sich passiven Veranla- gungsform. So kann man sich ETFs ins Portfolio legen, die von fallenden Märkten profitieren. Solche Produkte sind keine Anlageprodukte, sondern direkte Kon- kurrenten zu Absicherungsinstrumenten wie Put-Optionen oder Short-Zertifikaten. Für den durchschnittlichen Privatanleger sind derartige Konstrukte weder geeignet noch gedacht. Tatsächlich richtet sich das Angebot an professionelle Investoren. Es sind nicht zuletzt Hedgefonds, die solche ETFs nutzen. 377 amerikanische Hedgefonds meldeten zuletzt ETF-Long-Positionen im Wert von 43 Milliarden US-Dollar. Der Wert der Positionen auf Short-Produkte war aber deutlich mehr als doppelt so hoch: nämlich 105 Milliarden. ETFs als Hedgefonds Hedgefonds sind somit eine wichtige Zielgruppe für die Anbieter „exotischer“ ETFs, müssen parallel dazu aber inzwi- schen befürchten, selbst von komplexeren ETF-Produkten verdrängt zu werden. Denn Wall-Street-Banken wie J.P. Morgan und Goldman Sachs bringen auch eine ganze Phalanx an passiven Instrumenten in Position, die Strategien nachbilden, die bisher eigentlich die Domäne von darauf spezialisierten Vermögensverwaltern wa- ren. Bis jetzt ist das Volumen in diesem Bereich allerdings nicht groß. Laut Bloomberg-Daten weist IQ Hedge Multi-Strategy Tracker, die größte Platt- form, die Hedgefonds repliziert, ein ver- waltetes Vermögen von etwas mehr als einer Milliarde US-Dollar auf. In Europa kann man selbst von solchen Dimensionen nur träumen. Der UBS HFRX Global Hedge Fund Index SF UCITS ETF bringt rund 65 Millionen Euro auf die Waage. Sollten die Konzepte funktionieren, könnte die Sparte aber rasch größer werden. Die Betonung liegt auf „könn- te“, denn ob die Algorithmen, die in den hed- gefondsähnlichen ETFs stecken, die gewünschten Ergebnisse liefern, muss sich erst noch zeigen. Schließlich liefern selbst bei weniger komplexen ETFs die darunter liegenden Algorith- men nicht immer den erhofften Erfolg. Aktiver Etikettenschwindel? Ein Beispiel dafür ist der Europe Sector Trend UCITS ETF R (WKN: A1J9GW) der Commerzbank-Tochter Comstage. Abgebildet werden soll die Wertentwicklung der Feri RS Europa Strategie. Ausgangspunkt der Strategie sind 19 europäische Sektorindizes aus dem Titeluniversum des Stoxx Europe 600 NR Index. Dieser Index soll ge- Die ETF-Erfolgsstory bewirkt, dass immer mehr Produkte unter dieser Bezeichnung vermarktet werden, die mit der Ausgangsidee nicht mehr viel gemein haben. Verwässerung einer Idee Fallende oder steigende Kurse? Hedgefonds beanspruchen für sich, in beiden Marktlagen Renditen erzielen zu können. Investmentbanken bringen jetzt verstärkt ETF-Produkte heraus, die diese Strategien simulieren. Eigentlich alles Emerging Markets Vier Schwellenländer-Produkte im Vergleich Das iShares-Produkt von Blackrock weist eine deutlich höhere Perfor- mance aus als Vanguard und die Benchmark. Quelle: CFRA 0 % 5 % 10 % 15 % 20 % Vanguard II Vanguard I Benchmark BlackRock 18,0 % 17,7 % 14,4 % 14,6 % YTD 2017

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