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017 wird ein Jahr der Aktie! Davon ist
Börsenguru Jens Ehrhardt überzeugt
und verweist in seinem Vortrag auf
dem FONDS professionell KONGRESS
Ende Januar im Mannheimer Rosengarten auf
die verbesserten Fundamentaldaten. Ähnlich
sehen es auch jene Fondsprofis, die kürzlich
im Rahmen der Fondsmanager-Umfrage der
Bank of America Merrill Lynch (BofAML)
befragt wurden. Immerhin ein Viertel der 200
Investmentprofis rechnet damit, dass das welt-
weite Wirtschaftswachstum in den kommen-
den zwölf Monaten überdurchschnittlich stark
ausfallen wird. Die Mehrheit der Befragten
bevorzugt daher bei Aktien konjunktursen-
sible Branchen wie die Hersteller zyklischer
Konsumgüter oder Unternehmen aus dem
Immobiliensektor. Aber auch Schwellenlän-
deraktien, konjunkturabhängige Rohstoffe und
europäische Aktien stehen tendenziell auf den
Kauflisten der Vermögensverwalter.
Kommt es nun also zu der seit Langem be-
schworenen großen Rotation von Anleihen zu
Aktien? Nun, was Fondskäufer betrifft, sieht
es bisher nicht danach aus. Die jüngste Mit-
telzu- und -abfluss-Statistik des Fondsdaten-
bankanbieters Mountain View (vormals soft-
ware-systems.at) zeigt, dass Aktienfonds in
den Monaten Januar und Februar 2017 nur
geringe Mittelzuflüsse verbuchen konnten.
Wirklich verblüffend ist dabei, dass parallel
dazu Anleihenfonds keine Nachfrageprobleme
hatten (siehe Tabelle nächste Seite).
Begeisterung kühlt ab
Larry Hatheway, Chefökonom des
Fondsanbieters GAM, hält die jüngste
Zurückhaltung der Anleger für durchaus
nachvollziehbar. Dank verbesserter Wirt-
schaftsprognosen und der Ankündigung
des neuen US-Präsidenten Donald Trump,
die Konjunktur in den USA weiter ankur-
beln zu wollen, reagierten Investoren zu
Jahresbeginn zwar zunächst euphorisch, die
Begeisterung kühlte aber ebenso schnell
wieder ab. „Zwar haben die Aktienmärkte
ihre Gewinne nicht wieder eingebüßt, es ist
aber erkennbar, dass die auf Reflationser-
wartungen basierenden Marktbewegungen
eine Atempause eingelegt haben, die wohl
auch in den nächsten Wochen anhalten wird“,
analysiert Hatheway, der darauf verweist, dass
die Börsen grundsätzlich in die Zukunft blik-
ken, und da stehe einer keineswegs sicher
kommenden Wirtschaftspolitik Donald
Trumps eine ohne Zweifel vorhandene Unsi-
cherheit bezüglich der politischen Zukunft der
Europäischen Union gegenüber: „Die bevor-
stehenden Präsidentschafts- und Parlaments-
wahlen in Europa, etwa in Frankreich, könn-
ten erhebliche Auswirkungen auf die Märkte
haben“, meint Hatheway.
Doch gerade durch die anstehenden Präsi-
dentschaftswahlen in Frankreich würden sich
auch Investmentchancen eröffnen. Das meint
zumindest Adrian Daniel, Fondsmanager des
Mainfirst Absolute Return Multi Asset. Aktu-
elle Prognosen für die Wahlen haben die Risi-
koaufschläge französischer Staatsanleihen in
den vergangenen Monaten deutlich in die
Höhe getrieben. Dadurch würden sich seiner
Meinung nach attraktive Chancen für Anleger
ergeben, denn die Anleihenmärkte hätten die
Risiken durch die französische Präsident-
schaftswahl bereits eingepreist. „Die Anleger
sorgen sich vor einemWahlsieg der euroskep-
tischen Marine Le Pen. Mit Blick auf aktuelle
Wahlprognosen halten wir diese Betrachtung
allerdings für einseitig“, erklärt Daniel. Insbe-
sondere steigende Umfragewerte des unab-
hängigen Kandidaten Emmanuel Macron
würden bei den derzeit hohen Risiko-Spreads
attraktive Chancen bei französischen Staats-
anleihen eröffnen.
Dabei drohen gerade bei Staatsanleihen
Verluste, denn der Markt trocknet zunehmend
aus. Stolze 1,26 Billionen Euro hat die Euro-
päische Zentralbank (EZB) bislang im Rah-
men ihrer expansiven Geldpolitik an Staats-
anleihen aufgekauft. Damit stoße sie langsam
an ihre Machbarkeitsgrenzen, denn derzeit
kann sie nicht mehr als ein Drittel der ausste-
henden Bonds aufkaufen, so Andrew Bosom-
worth, Leiter Portfoliomanagement Deutsch-
land von Pimco, in seinem Vortrag auf dem
FONDS professionell KONGRESS. „25 Pro-
zent liegen aber bereits in den Händen der
Währungshüter“, betont er. Außerdem kann
Europas Notenbank die ohnehin historisch
niedrigen Zinsen nicht noch weiter senken.
Die positive Wirkung der Geldpolitik lasse
folgerichtig nach, und die unerwünschten
Nebenwirkungen nähmen zu.
Anlegern rät der Pimco-Manager daher,
ihr Portfolio global auszurichten und dabei
den Schwerpunkt auf eine bottom-up-
orientierte Titelauswahl zu legen. Sie soll-
ten sich auf Kapitalerhalt und die aktuellen
Extremrisiken fokussieren. Strategien, die
auf die Unterstützung der Zentralbanken
angewiesen sind, sollte man hingegen
besser meiden.
CORNELIA FUSSI |
Tabellen zu diesem Artikel
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.
FP
Mittelaufkommen gesamt
Zwar verzeichnete die Fondsindustrie in den letzten beiden Mo-
naten wieder Zuflüsse. Anleger zeigten dabei aber wenig Risiko-
appetit. Sie setzen lieber auf Anleihen- und Geldmarktfonds.
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www.fondsprofessionell.de| 1/2017
markt & strategie I
mittelzu- und -abflüsse
Foto: © Pimco
Die jüngste Mittelzu- und -abfluss-Statistik zeigt: Nach einer kurzen Hochphase
zu Jahresbeginn überwiegt bei vielen Anlegern wieder die Skepsis.
Flüchtige
Euphorie
Pimco-Fondsmanager Andrew Bosomworth: „Die EZB
stößt an ihre Machbarkeitsgrenzen.“
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