FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2015

L asst die Aktienkurse fallen! Mit die- semAppell an die chinesische Regie- rung ließ unlängst Schwellenländer- Guru Mark Mobius aufhorchen. Der Fondsmanager ist der Meinung, dass der Kurssturz chinesischer Aktien im August noch nicht das Ende dieses Trends markier- te, und er glaubt auch, dass die Regierung die Interventionen amAktienmarkt zurück- nehmen werde. „Sie wissen, dass sie nicht funktionieren“, ist Mobius überzeugt. Er war jedenfalls nicht der Einzige, der im August gebannt gen Osten blickte. Nachdem der Wirtschaftsmotor in China zu stottern begann und die Börsen unter Druck gerieten, wertete das Reich der Mit- te den chinesischen Renminbi imAugust – eigentlich vergleichsweise moderat – ab. Die Folgen waren dennoch massiv: Die Sorge vor einemWährungskrieg mit nega- tiven Auswirkungen auf die übrigen Schwellenländer und die Angst vor einer weltweiten Konjunktureintrübung schick- ten alle Aktienbörsen auf Talfahrt. Das monatlich erstellte FONDS professionell- Fondsbarometer zeigte Anfang September, dass kein einziger der 63 Regionen-, Themen- und Branchenfondsindizes im August über Wasser blieb. Ein solcher Monat zeigt auch in der Mittelzu- und -abfluss-Statistik von Soft- ware-Systems.at Wirkung (siehe Tabelle auf Seite 140). Dabei kamen die Turbulenzen am chinesi- schen Aktienmarkt gar nicht so unerwartet. Bereits Ende 2013 widmete FONDS pro- fessionell dem Reich der Mitte einen Bericht und verwies dabei auf die For- schungsergebnisse des US-Ökonomen und Berkeley-Professors Barry Eichengreen (lesen Sie hierzu den Artikel „Wachstums- probleme“ in der Ausgabe 4/2013). Ge- meinsam mit seinen Kollegen Donghyun Park und Wandho Shin war er der Frage nachgegangen, wie die Entwicklung von Volkswirtschaften verläuft, nachdem sie eine Phase extrem hoher Wachstumsraten hinter sich haben. Eichengreen sagte damals treffsicher voraus, dass sich das ra- sche Wachstum in China im Jahr 2015 spürbar verlangsamen wird. Allerdings ist die schwächelnde Konjunktur nicht der einzige Faktor, der China unter Druck setzt, wie Didier Saint-Georges von Carmignac Gestion in einem Marktkommen- tar betonte. Das voraussichtliche Ende der quantitativen Lockerung in den USA habe laut Saint-Georges den Startschuss zum Ab- bau der internationalen Devisenreserven ge- geben, die China ab dem Jahr 2003 angehäuft hat. Zudem hätten der Umgang der chine- sischen Behörden mit der lokalen Aktien- blase und die Anpassung des Renminbi- Wechselkurses einen massiven Vertrauens- verlust ausgelöst. Damit würde sich auch das Risiko von Kapitalabflüssen aus China erhöhen. Das könnte wiederum zu einer weiteren Abwertung führen, was andere Schwellenländerwährungen unter Druck setzen würde. China würde seine Deflation außerdem in die Industriestaaten expor- tieren. Die Kurse von US-Staatsanleihen würden dann unter Druck geraten und die Liquidität allgemein knapper werden. Letztlich würde sich die Lage insgesamt verschlechtern, zeichnet Saint-Georges ein wenig erfreuliches Bild. Dass die Talfahrt des chinesischen Fi- nanzmarktes zwar eine hohe Ansteckungs- gefahr in sich trägt, die Abwertung der chi- nesischen Währung aber nicht unbedingt negativ gewertet werden sollte, findet hin- gegen die Fidelity-Volkswirtin Anna Stup- nytska. Da sich die Finanzierungskonditio- nen für Unternehmen zuletzt verschlechtert haben, könnte die Abwertung durchaus hilf- reich sein. „Um sich spürbar in den Exporten niederzuschlagen, müsste sie jedoch stärker ausfallen, vermutlich in einer Größenordnung von 20 Prozent“, ist Stupnytska überzeugt. Ähnlich sieht es auch Anna Ho von Nestor. Ihrer Meinung nach ist die Änderung der Währungsstrategie für Chinas Finanzreformen ein Schritt nach vorn gewesen. Sie glaubt au- ßerdem nicht daran, dass die chinesische Re- gierung den Export des Landes durch eine Abwertung pushen wolle: „Wenn das so wäre, sollte die Regierung den Kurs für den Renminbi senken, statt die Entwick- lung des Marktes zu begleiten“, sagt die Fondsmanagerin. Die jüngste Korrektur an den chinesischen Märkten verlief laut Ho zu tief und zu schnell und wurde von Pa- nikverkäufen getrieben. Sie erwartet den- noch keine kurzfristige Trendwende, weil China nun einfach Zeit benötigen werde, um das Vertrauen der Anleger zurückzu- gewinnen. CornElIA FuSSI | Die Tabellen zu dem Artikel finden Sie auf der nächsten Seite . FP Der Shanghai Composite Index hat im Juli 14 Prozent verloren und ist im August um weitere 12 Prozent eingebrochen. markt & strategie I mittelzu- und -abflüsse 138 www.fondsprofessionell.de | 3/2015 Foto: © Dreamstime.com I Minipig5188 Die Turbulenzen am chinesischen Finanzmarkt haben die Branche weltweit in Angst und Schrecken versetzt. Doch wie groß ist die Ansteckungsgefahr? Ansteckungs ängste Mittelzu- und -abflüsse gesamt Im August verzeichnete der Markt wenig überraschend starke Mittelabflüsse. Einzig als sicher geltende Anlagen wie Geld- markt- und Immobilienfonds konnten zulegen. 2010 2012 2011 2009 2013 2014 ’15 ’08 0 -5 -10 -15 5 10 15 Mrd. Euro

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