FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2019

Foto: © Roberto1977 | Dreamstime.com D ie Immobilienrenditen sind im Keller – und dort werden sie in absehbarer Zukunft bleiben. Denn die Experten sind sich einig, dass die EZB unter ihrer neuen Präsidentin Christine Lagarde die Nullzinspolitik fortführen wird. Trotzdem werden Privatanlegern, vor allem bei über Crowdfunding finanzierten Immobilienprojekten, immer noch hohe Renditeverspre- chungen gemacht. Welche Risiken mit den auf den ersten Blick ver- lockend hohen Zinserträgen der Crowdinvestments verbunden sind, ist dabei wohl nur den wenigsten An- legern bewusst. Vor diesem Hintergrund hat sich FONDS professionell vier aktuelle Crowdinvesting-Angebote angesehen. Projekt Kleinengersdorf Die Plattform Dagobertinvest vermarktet zurzeit 7,5 Prozent Zinsen pro Jahr für ein Nachrangdarlehen. Emittent ist eine Projekt- entwicklungsgesellschaft des eher unbekann- ten Bauträgers Immogreen RE Holding. Das Kapital soll zur Finanzierung der Errichtung von zwei Doppelhäusern in Kleinengersdorf in der Marktgemeinde Bisamberg nördlich von Wien verwendet werden. Eine Baugeneh- migung liegt noch nicht vor, der Baubeginn ist jedoch schon im 1. Quartal 2020 geplant, und die Fertigstellung der Immobilien soll im Juli 2020 erfolgen. 150.000 bis 400.000 Euro sollen Anleger für eine Laufzeit von 20 Monaten zur Verfü- gung stellen. Das Projektvolumen beziffert Immogreen mit 1,9 Millionen Euro. In einer ersten Planrechnung ist eine 72-prozentige Bankfinanzierung vorgesehen. Nähere Anga- ben dazu macht der Projektentwickler aller- dings nicht. Die vier unterkellerten Doppelhaushälften mit Wohnnutzflächen von rund 134 Quadrat- metern werden „sofort durch zwei bekannte Makleragenturen“ vermarktet. Die Projekt- partner und eine schlüssige Kalkulation inklu- sive Ertragsanalyse des Bauvorhabens werden nicht vorgestellt. Referenzen des Bauherrn fehlen in den Unterlagen ebenfalls. Allerdings wurde die Immogreen RE Holding erst im Frühjahr 2019 mit einer privilegierten Stamm- einlage von nur 10.000 Euro gegründet. Projekt Hollabrunn In Hollabrunn erhalten interessierte Inves- toren ein vernünftig aufbereitetes Projekt des erfahrenen Bauherrn Fortuna. In zentraler Lage der kleinen Stadtgemeinde sollen ab dem ersten Quartal 2020 in zwei Gebäuden insgesamt 48 Wohnungen mit einer Gesamt- nutzfläche von 2.525 Quadratmetern errichtet werden. In einer Tiefgarage sollen 72 Pkw- Stellplätze entstehen. Die Baubewilligung liegt vor. Die Fertigstellung ist für das dritte Quartal 2021 geplant. Die Vermarktung der Wohnungen übernimmt Fortuna selbst. Die in Stockerau ansässige Firmengruppe entwickelt nach eigenen Angaben seit 25 Jah- ren Immobilien und hat dabei unter anderem 550 Miet- und Eigentumswohnungen in Nie- derösterreich gebaut. Für das aktuelle Projekt wirbt Fortuna über die Plattform Reval bis zu 249.000 Euro Crowdkapital ein, die Anleger als Nachrangdarlehen beisteuern. Das sind gerade einmal 3,5 Prozent des prognostizier- ten 7,1 Millionen Euro großen Gesamtinves- titionsvolumens. Rund 6,4 Millionen Euro will Fortuna über eine in den Unterlagen nicht genannte Bank finanzieren. Die feste Verzinsung des Nachrang- kapitals beträgt 5,75 Prozent pro Jahr. Der Entwickler erwartet bei 8,6 Millionen Euro Gesamterlös einen Bruttogewinn in Höhe von 1,5 Millionen Euro. Da es schon kostendeckend ist, wenn der durchschnittliche Verkaufs- preis 2.500 Euro pro Quadrat- meter Wohnnutzfläche und 10.000 Euro pro Pkw-Stellplatz beträgt, dürfte das Projekt mit einem ausreichend großen kauf- männischen Puffer kalkuliert sein. Projekt Simmeringer Hauptstraße Für die Co-Finanzierung eines Projekts in der Simmeringer Hauptstraße im elften Bezirk in Wien rührt die Plattform Home Rocket die Werbetrommel. Bauträger Peter Pilz & Part- ner plant die Errichtung von 83 Vorsorgewoh- nungen. Die Verwertung ist laut Pilz zu 100 Prozent durch eine namentlich nicht genannte Bank garantiert. Dabei sei vereinbart, dass die Bank alle Wohnungen in den eigenen Bestand kaufen müsse, die nach Fertigstellung nicht zum geplanten Preis veräußert wurden. Details dazu verraten die Unterlagen nicht. Die Bauarbeiten für das vierteilige Ge- bäudeensemble sollen zum Ende des ersten Quartals 2020 beginnen und bis Mitte 2021 andauern. Die Wohnnutzfläche beträgt ins- gesamt 4.100 Quadratmeter. Die Tiefgarage verfügt über 36 Pkw- und 123 Fahrradstell- plätze. Die Liegenschaft ist sehr gut an den öffentlichen Nahverkehr mit U-Bahn, Bus und Straßenbahn angebunden. Das Projekt soll im Rahmen eines verein- fachten Bauverfahrens nach § 70a der Wiener Bauordnung genehmigt werden. Das Gesamt- investitionsvolumen wird mit 15 Millionen Euro beziffert. Über einen Kredit kommen laut Projektplan 12 Millionen Euro ins Spiel, der Rest muss als Eigenkapital durch den Bauträger oder als Eigenkapitalersatz durch Investoren beigebracht werden. Über die von Home Rocket vermittelten Nachrangdarlehen Sachwert radar FONDS professionell liefert einen Überblick über die aktuell in Zeichnung befindlichen Beteiligungen. Gewöhnliche Immobilieninvestments sind langweilig geworden und versprechen nur geringe Renditen. Das verstehen Projektfinanzierer geschickt zu nutzen. 164 www.fondsprofessionell.at | 4/2019 sachwerte I sachwer tradar

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