FONDS professionell Österreich, Ausgabe 2/2018

173 www.fondsprofessionell.at | 2/2018 den Fragebogens einmal über verschiedene The- men befragt. Die relevanteste Frage für die Wei- terempfehlungsentscheidung des Kunden war da- bei, wie er den Beratungsprozess empfunden hat. Und das ist eigentlich logisch: Wenn ich als Kun- de einen Prozess erlebe, der sehr klar abläuft und systematisch ist, und dann denAbschluss mache, gehe ich davon aus, dass das kein Zufallsergebnis war. Dann erwarte ich als Kunde, dass dem näch- sten Freund, dem ich den Berater weiterempfeh- le, dieselbe qualitativ hochwertige Beratung zuteil wird. Wir haben in unserer Industrie eine expo- nentielle Entwicklung der Komplexität, die durch die Regulierung geradezu noch einen Multipli- kator erfahren hat. Auf der einen Seite werden die Finanzmärkte immer komplexer, und auf der anderen Seite sehen wir einen enormen regula- torischen Schub. Die einzige Möglichkeit, mit dieser Komplexität fertig zu werden, ist, indem man Prozessstandards schafft – die machen das Ganze dann wieder linear. Daher ist es bei Por- sche zum Beispiel möglich, aus drei Milliarden Ausstattungsvarianten zu wählen. Und trotzdem schafft es der Autohersteller mit dieser Komple- xität umzugehen – weil er umfassende Standards in der Produktion hat. Im Finanzdienstleistungs- bereich sind wir nun auch dazu gezwungen, alles auf einen Standard runterzubrechen. Und wenn man diesen Standard einmal durchgezogen hat, dann wird der Kunde es am Ende als einfach empfinden und sich auch mit einer Weiteremp- fehlung leichter tun. Wonisch: Und ohne eine digitale Lösung wird man einen derartigen Standard nicht anbieten können. Sonst wird man dasselbe Problem haben wie eine kleine Retailbank, die dann nur drei Produkte mit unterschiedlichen Risikoklas- sen verkaufen kann. Pohl: Das ist allerdings auch nur möglich, wenn alle in einer Kette zusammenarbeiten. In der Vergangenheit hat jeder sein eigenes Süppchen gekocht und in seinem eigenen Mini-Universum gelebt. Varga: Ja, da hilft allerdings nun auch Mifid II, schließlich muss jetzt gesamthaft beraten wer- den. Früher hat die WAG-Dienstleistung offiziell aufgehört, nachdem das Produkt empfohlen wurde. Wohin der Kunde dann gegangen ist, war aufsichtsrechtlich im Prinzip allen egal. Nun muss der Berater dem Kunden eine ganzheitli- che Darstellung liefern und auch erklären kön- nen, warum man ihn zu welcher Depotbank geschickt hat. Das wurde strenger reguliert, und das ist auch gut so. Pankl: Und wie lange wird es jetzt noch dauern, bis der gesamte Prozess bis hin zur Depotbank tatsächlich digital abläuft? Pohl: Wir befinden uns gerade in der frühen Beta-Testphase in der Anbindung zwischen den Schnittstellen. Klarerweise müssen gewisse Kinderkrankheiten, die sich in der ersten Phase unweigerlich einschleichen, zuerst ausgemerzt werden. Das ist ein normaler Teil des Prozesses. Ich gehe davon aus, dass wir das in den nächsten vier bis sechs Wochen so weit im Griff haben. Unser Plan sieht vor, im Sommer mit einigen ausgewählten Beratern in den Probebetrieb ge- hen zu können. Spätestens im Herbst wollen wir das Ganze dann live schalten. Pankl: Ich bedanke mich für das interessante Gespräch. GEORG PANKL | FP Mag. Constantin Veyder-Malberg, Capital Bank: „Der Gesetzgeber musste hierzulande mit einer Gesetzesnovelle erst nachholen, was in anderen EU-Ländern schon längst erlaubt war.“ Gesprächsrunde mit Georg Pankl (FONDS professionell), Mag. Alexander Varga (JDC), Mag. Constantin Veyder-Mal- berg (Capital Bank), Stefan Wonisch (die Plattform) und Christian Pohl (Pohl & Partner).

RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=