FONDS professionell Österreich, Ausgabe 1/2018

markt & strategie I acatis datini valueflex 136 www.fondsprofessionell.at | 1/2018 Foto: © Christoph Hemmerich H endrik Leber neigt zu zwei Dingen: sich viel vorzunehmen und möglichst oft Teil einer Avantgarde zu sein. Da man sich mit einem solchen Charakterprofil häufig auf unbekanntem Terrain wiederfindet, setzt sich der Acatis-Gründer entsprechend häufig beträchtlichen Risiken aus – in seinem Fall funktioniert das aber erstaunlich oft. Ein Paradebeispiel für seine Vorreiter- Strategie stellt der Acatis Datini Valueflex dar. Benannt nach dem italienischen Kaufmann, Geldwechsler und Bankier Francesco Datini, der im Spätmittelalter von Italien aus ein klei- nes Wirtschaftsimperium aufbaute, hat der Fonds bislang eine spektakuläre Performance hingelegt – seit Auflage konnte ein annuali- siertes Plus von 18,2 Prozent erzielt werden. Besonders auffällig verlief das Jahr 2017. Da steht ein sattes Jahresplus von 43 Prozent zu Buche. Sieht man sich die Positionen des Fonds an, wird schnell klar, woher der Kursantrieb kommt: 5,3 Prozent des Portfolios lagen per 31. Dezember in einem Bitcoin-Tracker. Nachdem die Kryptowährung im Jahresver- lauf im Vergleich zum Euro um 1.200 Prozent zulegen konnte, überrascht die Performance des Vorjahres schon weniger. Das trifft aber auch für die Abschläge zu, die man für den Januar ausweisen musste. Zwar konnte man größere Gesamtverluste durch starke Einzelperformances wie die plus 81 Prozent von Juno Therapeutics halbwegs kompensie- ren, trotzdem setzte es am Ende des Monats ein Minus von einem Prozent, das es zu ver- dauen galt. Das gesamte Fondsvermögen lag zuletzt bei 299 Millionen Euro. Reine Technikgläubigkeit? War es das also? Starke Performance, weil ein technikaffiner Manager zum richtigen Zeitpunkt das richtige Einzelinvestment getä- tigt hat? Die Antwort: Definitiv nicht. Sieht man sich die jährlichen Performances seit 2009 an, weisen zwei Jahre ein Plus von mehr als 30 und drei Jahre ein Plus von mehr als 20 Prozent aus. Leber ist auch kein blauäugi- ger Technikjünger, wie eine zu Beginn des Jahres erfolgte Positionierung zeigt. „Wir haben einen Put auf Tesla gekauft“, erklärt Leber. „Bei aller technologischen Hochach- tung – aber irgendwann muss jede Firma mal Geld verdienen. Tesla schafft es nicht.“ Verknappungsprinzip Auch das Investment in Bitcoin ist keinem blinden Vertrauen in das Phänomen Krypto- währung geschuldet. Auf die Frage, ob er die Position diversifizieren und sich vorstellen könnte, beispielsweise in ein Ethereum-Vehi- kel einzusteigen, meint Leber: „Eher nicht. Die Konkurrenten haben kein so strenges Ver- knappungsprinzip eingebaut. Das sind gute Blockchain-Währungen, aber mit geringeren Kurserwartungen.“ Prinzipiell will man also im Krypto-Segment weiter auf den Markt- führer setzen. Bis zu maximal zehn Prozent können in diese Position allokiert werden. Den mäßigen Jahresstart, mitausgelöst durch die Bitcoin-Korrektur, nimmt Leber je- denfalls sportlich, die Phase tauge durchaus als Lehrstück dafür, „wie wichtig langfristige Anlagestrategien sind – idealerweise zehn Jahre Haltedauer“. Weniger gelassen reagiert Leber, wenn man ihn auf seine größte Investmententtäuschung anspricht. Dann kommt wie aus der Pistole geschossen: „Monte dei Paschi. Das hätte eine wunder- schöne Sanierung nach europäischem Regime werden können. Stattdessen griff der Staat ein, setzte den Kurs und die Spielregeln aus. In solchen Ländern kann man sich auf kein Ge- setz verlassen“, sagt ein erboster Leber. Für 2018 sieht sich der Manager, der in sei- nem Fonds zu 78 Prozent Aktien, zu 6,7 Pro- zent Zertifikate und erst an dritter Stelle An- leihen mit einem Portfolioanteil von 5,5 Pro- zent hält, keine gröberen Gefahren. Erst ab 2019 geht er von deutlicher Inflation und einem damit einhergehenden Zinsanstieg aus, „der viele Privatpersonen, Firmen und Staaten in den Ruin treiben könnte“. Bis dahin fährt der Fonds seine höchste geografische Ge- wichtung in den USA, die knapp 30 Prozent des Vermögens ausmachen, Deutschland folgt mit etwa 18 Prozent. Landwirtschaft Branchentechnisch ortet Leber Potenzial im landwirtschaftlichen Bereich, „Stichwort: Pre- cision Farming, Vertical Farming, genetisch veränderte Lebensmittel etc.“ Bislang bildet sich diese Strategie in der Gewichtung der MSCI-Sektoren nicht ab. Da machen der Be- reich Gesundheit und Pharma gemeinsam mit Informationstechnologie nahezu 55 Prozent des Portfolios aus. Dass Leber per Jahresende auf breiter Front optimistisch ist, zeigt sich auch daran, dass er „zwei Calls auf große Aktienindizes gekauft hat“. Konkret handelt es sich um den S&P 500 sowie den Euro Stoxx. HANS WEITmAyr | FP Science Fiction als Investmentidee. Das sieht im Erfolgsfall folgendermaßen aus: bis zu zehn Prozent Bitcoin – und eine Wette auf fallende Kurse bei Tesla. TOP: Wo SciFi funktioniert Hendrik Leber beschäftigt sich leidenschaftlich mit zukunftsweisenden Technologien und Ideen. Acatis Datini Valueflex B ISIN: DE000A1H72F1 Ausgabeaufschlag: max. 6,0 % Verwaltungsgebühr: 1,60 % p. a. Erstausgabedatum: 15. 4. 2011 Fondsmanager: Hendrik Leber 0 % 50 % 100 % 150 % 2016 2017 2014 2013 2015 ’18 n Acatis Datini Valueflex Fonds A n Sektordurchschnitt 

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