FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2016

147 www.fondsprofessionell.de | 4/2016 markt & strategie I janus europe fund D ie Frage nach dem richtigen Ansatz bei Aktienveranlagungen ist auch ein Streit der Ideologien: Top-down versus Bottom-up. Soll man ausgehend von der volkswirtschaftlichen Gesamtsituation Aktien aus Branchen kaufen, die gerade imAufwärts- trend sind, oder ist es klüger, in Aktien von Unternehmen zu investieren, die langfristig über die besten Chancen verfügen? Dass es auch hier eine „goldene Mitte“ gibt, lässt das Schicksal des Janus Europe Fund vermuten. Das Management des Fonds will Kapital- wachstum erzielen, indem es in Aktien euro- päischer Unternehmen investiert, die einen nachhaltigen Wettbewerbsvorteil aufweisen, hohe oder sich verbessernde Kapitalrenditen erzielen und deren Fähigkeit zur Generierung freier Cashflows von den Marktteilnehmern unterschätzt wird. Ausgesucht werden diese Kandidaten von internationalen Research- Teams der Fondsgesellschaft. Bei der US-Investmentgesellschaft ist man sich der Risiken eines reinen Bottom-up- Ansatzes durchaus bewusst, weshalb die Vorgaben an das Risikomanagement wie folgt lauten: „Jede Aktie und jeder Sektor werden so gewichtet, dass sie unserer Ansicht nach Alpha überwiegend über die Titelauswahl liefern und unbeabsichtigte Länder-, Sektor- oder Marktkapitalisierungsrisiken vermieden werden.“ 99. Perzentil Zum Leidwesen der Anteilseigner wurde genau das aber in der Vergangenheit nicht konsequent genug umgesetzt. So wurden bei- spielsweise die Auswirkungen der Ukraine- Krise, die Preiszyklen an den Rohstoffmärk- ten, aber auch die Bankenkrise in Europa und die Folgen des Brexit-Referendums unter- schätzt beziehungsweise falsch eingeschätzt. In den Jahres- und Halbjahresberichten wur- den derlei Fehleinschätzungen durchaus auch offen angesprochen. Allerdings war man der Überzeugung, dass nicht die Analysen unrich- tig waren, sondern dass sich die Märkte „falsch“ verhielten. Diese Haltung zeigt zwar, dass man von seiner Meinung überzeugt ist, was grundsätzlich begrüßenswert ist, in der Vermögensverwaltung kann sie aber teuer werden. Beim Janus-Fonds sorgte sie für empfindliche Kapitalverluste. Nach einer ak- zeptablen Entwicklung bis Ende 2013 verlor der seit 2008 aktive Fonds in den vergange- nen drei Jahren knapp ein Drittel seines Werts, während vergleichbare Produkte im Mittel doch recht deutlich im Plus liegen. Der MSCI Europe kam im selben Zeitraum auf mehr als 18 Prozent Rendite. Entsprechend schwach liegt der Fonds auch in den Rankings: Laut Morningstar waren 99 Prozent der Fonds aus der Vergleichsgruppe auf Sicht von einem, drei und fünf Jahren besser. Diese Einordnung wird vom Branchendienst Citywire eindrück- lich bestätigt, denn hier belegt er über drei Jahre Platz 326 von 326 Europa-Aktienfonds. Keinen Deut besser wird es leider hinsichtlich der Risikomaße „Standardabweichung“ und „maximaler Verlust“. Die Konsequenzen dieses deutlichen Leis- tungsabfalls heißen Mittelabflüsse und Mana- gerwechsel. Tatsächlich lässt sich am verwal- teten Vermögen ablesen, dass sich Investoren bereits zuhauf verabschiedet haben. An sei- nem Höhepunkt war der Europa-Fonds im- merhin 235 Millionen Euro schwer. Von diesem maximalen Volumen ist aktuell aber nur mehr rund ein Zehntel übrig. Ob man das Vertrauen der Anleger in Zukunft zurück- gewinnen kann, ist aus heutiger Sicht nicht absehbar. Seit Februar dieses Jahres ruhen die Hoff- nungen nun auf einem neuen Manager. Der frühere langjährige Portfoliolenker Wahid Chammas hat Janus verlassen. Die Leitung des Fonds wurde daraufhin George Maris übertragen. Der zertifizierte Finanzanalyst bringt viele Jahre Investmenterfahrung, unter anderem bei Putnam Investments und Co- lumbia, mit und will seinen eigenen Stil implementieren. Aus diesem Grund wies das Portfolio in den vergangenen Monaten eine signifikant höhere Turnover Ratio aus. Ein Großteil dieses Prozess sei nun aber abge- schlossen, heißt es. Zusammenlegung? Bei Janus Capital gibt man sich zuversicht- lich, dass der Fonds den Turnaround schaffen wird. Möglicherweise ist es dafür aber ohnehin zu spät, denn angesichts der „Elefantenhoch- zeit“ mit Henderson Global Investors drängt sich die Frage auf, ob der neue Branchenriese einen Fonds wie den Janus Europe Fund über- haupt noch anbieten will. Schließlich gilt die britische Fondsgesellschaft als Spezialist für Europa-Strategien. In diesem Fall ist also nicht auszuschließen, dass es auch auf Produktseite Maßnahmen zur Schaffung von Synergie- effekten geben wird, was im Fall des Janus Europe Fund wohl in einer Verschmelzung enden würde. DANIEL WINKELMEIEr | FP Der Janus Europe Fund wird nach einem strikten Bottom-up-Ansatz verwaltet. Seit Ende 2013 fuhren Anleger damit aber primär Verluste ein. FLOP: Blick fürs Halbe Wahid Chammas war bis Februar 2016 Portfoliomana- ger des Janus Europe Fund. Massive Underperformance ISIN: IE00B3DVSZ10 Agio: 5,00 % Laufende Kosten: 2,25 % p.a. Erstausgabedatum: 28.11.2008 Fondsmanager: George Maris 0 % 10 % 20 % 30 % 40 % 50 % 60 % 70 % 80 % 90 % 2014 2015 2016 2012 ’11 2013 Janus Europe Fund A EUR acc FIAP Index Europa MSCI Europe Index 

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