VIG steigert Prämien und verdient mehr
Im Halbjahr performte die börsennotierte österreichische Vienna Insurance Group (VIG) besser als von Analysten erwartet. Vor allem die Sachversicherungen und die CEE-Märkte erweisen sich als Zugpferde.
Die VIG meldet im Halbjahr einen deutlichen Aufschwung beim Geschäft. Bei den verrechneten Prämien gab es einen Anstieg um 11,6 Prozent zum ersten Halbjahr 2021 auf gut 6,4 Milliarden Euro – das ohne die jüngst erworbenen Osteuropagesellschaften der niederländischen Aegon-Versicherung.
Hauptsächlich ist die gute Entwicklung dem Nicht-Lebensgeschäft zu verdanken, wie eine Aussendung des Unternehmens zeigt. Als Prämienwachstumskaiser erwiesen sich die allgemeinen Sachversicherungen, die um 15,2 Prozent auf 3,3 Milliarden Euro zulegten. Dazu kamen die Kfz-Haftpflicht, die um 20,3 Prozent auf 975,2 Millionen Euro wuchs, sowie die Kfz-Kasko mit einem Plus von 11,1 Prozent auf 787,5 Millionen Euro. Ebenfalls stark entwickelte sich die Krankenversicherung mit knapp plus zwölf Prozent auf 411,8 Millionen Euro.
Leben mit weniger Dynamik
Schwächer war die Dynamik im großen Bereich Lebensversicherung mit laufender Prämienzahlung, der um 4,1 Prozent auf 1,4 Milliarden Euro wuchs. Die Lebensversicherung gegen Einmalprämien machen 485,4 Millionen Euro aus (plus 8,9 Prozent).
Was die Einzelmärkte betrifft, war für das Wachstum laut Aussendung Tschechien am wichtigsten: Hier erzielte die VIG Prämiensteigerungen von 17 Prozent auf 1,1 Milliarden Euro. Im Sammelsegment "erweiterte CEE-Region" war das Wachstum mit 20,3 Prozent auf 1,7 Milliarden Euro sogar noch stärker, wobei hier vor allem Rumänien und die baltischen Staaten hohe Prämienzuwächse verzeichneten. Der größte Einzelmarkt Österreich wuchs um 4,2 Prozent auf knapp 2,4 Milliarden Euro.
Gewinn zieht an, trotz Vorsorgen wegen Russland
Auch beim Verdienst ist ein deutliches Plus zu sehen: Trotz der Vorsorgen, die im ersten Quartal 2022 wegen der russischen Invasion in der Ukraine gebildet wurden, steht ein Nettoergebnis von 202,3 Millionen Euro zu Buche, das sind 8,6 Prozent mehr als im ersten Halbjahr 2021. Das Ergebnis vor Steuern legte um 10,3 Prozent auf 277,3 Millionen Euro zu. Es seien Vorsorgen für "mehr als drei Viertel des rund 165 Millionen Euro umfassenden Exposures an russischen Staats- und Unternehmensanleihen der VIG-Gruppe" gebildet worden.
Im Finanzergebnis, das Erträge und Aufwendungen für Kapitalanlagen gegeneinander aufrechnet, sieht man allerdings die Markterschütterungen des russischen Angriffskriegs: Hier gibt es ein Minus von gut zehn Prozent. Gleichzeitig gelang es dem Konzern, seine Ausgaben zu reduzieren. Sowohl ein niedrigerer Kosten- als auch Schadensatz haben zu einer deutlichen Verbesserung der Combined Ratio auf 94,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr (95,2 Prozent) geführt. Die Entwicklung ist besser als von Analysten erwartet, wie aus Angaben von "Bloomberg" hervorgeht.
Expansion inner- und außerhalb der EU
Für das Gesamtjahr will die VIG-Führung wegen der Unsicherheiten durch den russischen Krieg gegen die Ukraine keine Prognose abgeben. Man sehe sich jedoch "in der Lage, die Herausforderungen gut zu managen". Es werde für 2022 eine positive operative Performance angestrebt.
Wichtig bleibt die Expansionsstrategie in Osteuropa und darüber hinaus. In Ungarn, wo der Staat der Übernahme der Aegon-Gesellschaft im März zustimmte, könne die VIG bereits 2022 Marktführerin werden. Davor war das Ziel angepeilt worden, in Ungarn bis Ende 2025 zu den Top drei aufzusteigen. Auch in der Türkei erfolgte bereits das Closing des Aegon-Deals. Für den Erwerb des übrigen Osteuropageschäfts der Aegon mit Gesellschaften in Polen und Rumänien seien alle Genehmigungen beantragt. Die Zustimmung der lokalen Behörden ist noch ausständig. (eml)