Für die gewerblichen Versicherungsvermittler hat sich in den vergangenen Jahren einiges geändert. Insbesondere brachten die EU-Vertriebsrichtlinie IDD und ihre Umsetzung in Österreich neue Standards. Zum Beispiel gilt nun die "Statusklarheit" – ein gewerblicher Vermittler muss sich entscheiden, ob er als (dem Kunden verpflichteter) Makler oder als (im Auftrag der Versicherung tätiger) Agent arbeitet. Beides in einer Person geht nicht mehr. Für den Bereich der Versicherungsagenten zeigt nun eine Studie, mit welchen Herausforderungen es die – vorwiegend – kleinen Betriebe zu tun haben.

Von den mehr als 7.700 aktiven Versicherungsagenten in Österreich sind 74,3 Prozent Ein-Personen-Unternehmen (EPU). Mehr als 99 Prozent haben weniger als zehn Mitarbeiter. Ein minimaler Anteil – nämlich nur 23 Betriebe – haben zwischen zehn und 49 Mitarbeiter, und Gesellschaften mit einer größeren Belegschaft gibt es überhaupt nur drei. "Versicherungsagenten stehen für das in Österreich so wichtige kleinstrukturierte, familiengeführte Unternehmertum", so Horst Grandits, Fachverbandsobmann der Versicherungsagenten in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), in einer Aussendung. Das Bundesgremium führte die Studie gemeinsam mit der KMU-Forschung Austria durch.

Mehrheitlich Hauptberufler, viele Einfachagenten
Die Mehrheit, nämlich 71 Prozent der Versicherungsagenten, ist hauptberuflich tätig – also voll von diesem Job abhängig. Zu 57 Prozent ist der Markt von Einfachagenten geprägt; der Rest, also 43 Prozent, sind als Mehrfachagentur für zwei oder mehrere Versicherer tätig.

Hauptberufler betreuen meist eine hohe Anzahl an Kunden. Rund 38 Prozent haben über 750 Personen im Bestand. Bei den Einnahmen ist die Branche zu 40 Prozent von Sachversicherungen abhängig. In der Gewinnzone landen die Versicherungsagenten im Durchschnitt bei 63 Prozent des Umsatzes.

Hohe Rentabilität, aber geringe absolute Einnahmen
Die tatsächliche Rentabilität der in der Studie befragten bilanzierenden Unternehmen liegt bei 16,4 Prozent. Sprich, von 100 Euro bleiben 16,40 Euro Gewinn vor Steuern. Jene, die eine Einnahmen-Ausgaben-Rechnung machen, kommen sogar auf 20,9 Prozent. Das ist eine extrem hohe Gewinnmarge im Vergleich zur marktorientierten Wirtschaft, wo in der Regel nur 2,6 beziehungsweise 5,3 Prozent überbleiben, wie es heißt. Durch die kleine Struktur der Agenturen (EPUs) sind die zugrunde liegenden Umsätze allerdings von vornherein entsprechend gering. 

Hauptberufliche Versicherungsagenten ohne Mitarbeiter nahmen im Jahr 2021 "durchschnittlich mehr als 50.000 Euro" ein, wie es heißt. Bei 50.000 Euro und einer Profitabilität von 16,4 Prozent würden de facto nur 8.200 Euro Gewinn überbleiben. Wie hoch die Einnahmen der EPUs exakt sind, geht nicht hervor. Ein Wert wird hingegen für die größeren Unternehmen angegeben. Jene mit ein bis fünf Mitarbeitern verdienten 2021 knapp 180.000 Euro pro Jahr. Bei 16,4 Prozent Marge wären das etwas weniger als 30.000 Euro Vorsteuergewinn; beziehungsweise annähernd 38.000 Euro bei den E-A-Rechnern. Wer sechs bis neun Mitarbeiter hat, dem bleibt deutlich mehr: Bei Einnahmen in der Höhe von 340.000 Euro jährlich wären es im Fall eines Bilanzierers fast 56.000 Euro Gewinn vor (Ertrags-)Steuern. 

Preispolitisch gebe es kaum Handlungsspielraum, da Prämien oder Provisionen meist durch Versicherungen vorgegeben werden, heißt es in der Aussendung. Als größte Herausforderungen für die Zukunft betrachten die Befragten die zunehmende Bürokratisierung und die Digitalisierung (etwa direkte Online-Abschlüsse). Auch die höheren Treibstoff- und Energiekosten würden eine Belastung darstellen, heißt es. (eml)