Studie: Versicherer werden vorsichtiger bei Immobilien
Die Immobilienquote hat im Gesamtportfolio der deutschen Assekuranz 2021 zwar einen neuen Höchststand erreicht. Doch im aktuell volatilen Umfeld zeichnet sich eine Trendwende ab.
Die deutschen Versicherer agieren zunehmend zögerlicher, wenn es um Investments in Immobilien geht. Zwar hat die Immobilienquote im Gesamtportfolio der Assekuranz mit 12,1 Prozent 2021 einen neuen Höchststand erreicht. Doch im aktuellen Umfeld werden die Unternehmen vorsichtiger. Zu diesem Ergebnis kommt das jüngste "Trendbarometer Immobilienanlagen", für das die Beratungsgesellschaft EY die Verantwortlichen in 30 Versicherungsunternehmen befragt hat.
Immerhin möchte die Hälfte der Versicherer ihre Immobilienquote weiter erhöhen. Im Vorjahr hatten jedoch noch zwei Drittel angegeben, solche Pläne zu verfolgen. Fünf Prozent der Teilnehmer wollen ihre Immobilienquote derzeit sogar senken. Der nun seit 13 Jahren währende Trend steigender Immobilienquoten von Versicherungsunternehmen scheint sich also abzuschwächen. Nordamerika löst zudem erstmals Europa als attraktivstes Investitionsziel ab. Deutschland erscheint 95 Prozent der Befragten aufgrund der Abhängigkeit von Energieimporten aus Russland als Investitionsstandort weniger attraktiv.
Geduld ist das Gebot der Stunde
"Versicherungen agieren am Immobilienmarkt derzeit überwiegend abwartend", erklärt Jan Ohligs, Partner bei EY Real Estate und Autor der Studie. Zwar stellten sie ihre Investitionsstrategie nicht gänzlich infrage. Im aktuell volatilen Umfeld zwischen Inflation, Zinsanstieg und Krieg in der Ukraine sei Geduld allerdings das Gebot der Stunde. "Mit der nachhaltigen Transformation rückt zudem eine so dringliche wie langfristige Herausforderung auf der Agenda weit nach oben und sorgt für eine Neuausrichtung der Investitionsstrategien der Assekuranz", so Ohligs.
Bereits 95 Prozent der Umfrageteilnehmer berücksichtigen Klimarisiken und transitorische Risiken in ihren Investmentstrategien. Eine große Mehrheit (90 Prozent) ist zudem der Meinung, dass sich Nachhaltigkeit neben den ökologischen Effekten niedrigerer Emissionen auch positiv auf den Wiederverkaufswert auswirkt. Allerdings sind sich mehr als die Hälfte der Befragten (55 Prozent) nicht vollständig im Klaren darüber, welche Finanzierungslücken die notwendig werdenden energetischen Sanierungen reißen werden. 95 Prozent empfinden fehlende valide Daten als große Herausforderung bei der Umsetzung von ESG-Strategien.
Wohnimmobilien weiterhin im Fokus
Die unter Versicherungen auch im Vorjahr bereits favorisierten Wohnimmobilien stehen erneut für 95 Prozent der Befragten im Fokus (2021: 96 Prozent). Auch Logistikimmobilien und Infrastrukturinvestments bleiben beliebt (75 und 63 Prozent), büßen aber leicht an Attraktivität ein (2021: 84 und 79 Prozent). Etwas Boden gutmachen kann das einstige Lieblingskind der Investoren, die Büroimmobilie (nun 75 Prozent versus 62 Prozent im Jahr 2021). (am)