Späte Pensionskontoanpassung: Zehntausende Euro Verlust für Frauen
Die verzögerte Aufwertung von Pensionskonten führe dazu, dass vor allem Frauen enorme Verluste erleiden. Eine Durchschnittsverdienerin, die im November 2024 in Pension geht, erleidet laut Berechnung von Momentum einen auf das Leben gerechneten Verlust von fast 66.000 Euro.
Das gewerkschaftsnahe Momentum-Institut warnt vor hohen Einbußen, die angesichts der Inflation durch verzögerte Inflationsanpassungen bei den Pensionen entstehen. Bisher geleistete Pensionsbeiträge werden erst mit zwei bis drei Jahren Verzögerung um die Inflation aufgewertet. Das ist bei besonders starker Teuerung – 2022 lag sie in Österreich bei rund 8,5 Prozent – ein Problem. Die bis dahin entstandenen Kaufkraftverluste müssen Pensionisten selbst tragen, heißt es in einer Aussendung. Am stärksten würden Frauen verlieren, die 2024 in Pension gehen. Sie verlieren durch die automatische Anhebung ihres Pensionsalters zusätzlich.
Eine Durchschnittsverdienerin, deren Pensionierung 2024 ansteht, verliert laut der Berechnung von Momentum monatlich zwischen 150 und 240 Euro. "Die Teuerung lässt das Pensionskonto zusammenschmelzen. Wer erst in einigen Jahren in Pension geht, holt die verlorene Kaufkraft ab 2025 wieder Schritt für Schritt auf. Wer aber heuer oder in den nächsten zwei Jahren in Pension geht, der holt sie ein Leben lang nicht mehr auf", so Alexander Huber, Ökonom am Momentum Institut.
Zigtausende Euro Verlust
Auf 20 Jahre Pension hochgerechnet verliert eine Durchschnittsverdienerin durch die Entwertung des Pensionskontos 42.600 Euro. Dazu kommt: Erfolgt der Pensionsantritt nicht gleich zu Jahresbeginn, steigt der Verlust jeden Monat weiter an. Wer etwa am 1. Juli 2024 in Pension geht, verliert nach Momentum-Berechnung in den nächsten 20 Jahren insgesamt 57.800 Euro, wer mit 1. November die Pension antritt, verliert sogar 65.800 Euro. Gegen Jahresende fällt der Verlust somit am höchsten aus. Weil ab 2024 das gesetzliche Pensionsantrittsalter von Frauen jährlich um sechs Monate erhöht wird, können Frauen in der Regel erst in der zweiten Jahreshälfte in Pension gehen. "Damit werden Frauen weitere Pensionsverluste auferlegt, die von 15.000 bis 24.000 Euro reichen", so Huber.
Durch die schrittweise Erhöhung des Frauenpensions-Antrittsalters verringere sich auch der Anspruch auf eine Pensionserhöhung im darauffolgenden Jahr. "Denn nur wer im Jänner in Pension geht, hat Anspruch auf die volle Pensionsanpassung im nächsten Jahr. Danach sinkt der einem zustehende Prozentsatz mit jedem weiteren Monat um zehn Prozentpunkte ab ("Aliquotierung")", heißt es. Wer erst im November oder Dezember in Pension geht, bekomme im nächsten Jahr gar keine Anpassung.
Aussetzung der Aliquotierung gefordert
Das Momentum Institut empfiehlt, die Aliquotierungsregelung bei Frauen für die nächsten Jahre auszusetzen. Zudem sollten die Pensionskonten 2023 bis 2025 vorzeitig um die noch fehlende Jahresinflation aufgestockt werden, um den Kaufkraftverluste beim Pensionsantritt zu entschärfen. Ab 2026 könnte man die vorzeitige Aufstockung von den nachfolgenden Erhöhungen wieder abziehen.
Frauenpensionen sind grundsätzlich wesentlich niedriger als jene der Männer. Im Schnitt 37 Prozent weniger Pension erhielten Frauen im Jahr 2021, heißt es bei Momentum. (eml)