Wefox muss offenbar sparen – auch mittels Entlassungen. Das Insurtech, das wegen einer Bewertung von mehr als einer Milliarde US-Dollar zu den wenigen "Einhörnern" in Deutschland gehört, wird sich von knapp zehn Prozent seiner rund 1.400 Mitarbeitern trennen. Das berichtet die "Süddeutsche Zeitung" ("SZ"). Ein Sprecher von Wefox bestätigte die geplanten Entlassungen gegenüber der Zeitung. Die ersten 35 Stellen sei bereits vom Management benannt worden.

Damit bekommt die Wachstumsstory des Unternehmens, das über Töchter sowohl als Versicherer als auch als Maklerpool tätig ist, erste Risse. Allerdings ist Wefox damit nicht allein. Viele Start-ups im Finanzsektor erleben gerade harte Zeiten: Investoren sind angesichts steigender Zinsen lange nicht mehr so freigiebig mit den Millionen. In diesem Umfeld steht Wefox nach Angaben der "SZ" aber noch gut da. Das Insurtech um Gründer Julian Teicke hat bisher 1,33 Milliarden Dollar (1,21 Mrd. Euro) von Investoren erhalten. Im vergangenen Juli gab das Unternehmen die jüngste Finanzierungsrunde bekannt. Damit sicherte es sich weitere 400 Millionen Dollar.

Gewinn für Ende des Jahres angepeilt
Dennoch, schwarze Zahlen schreibt das Start-up nicht, erst Ende 2023 soll die Gewinnzone erreicht werden, wie die "SZ" meldet. Der kleine Digitalversicherer Wefox Insurance in Liechtenstein machte 2021 bei 50 Millionen Euro Umsatz rund 22 Millionen Euro Verlust. Ferner hat das Insurtech Wefox, das sich bei Gründung die Digitalisierung der Versicherungswirtschaft auf die Fahne geschrieben hatte, im Maklergeschäft oft traditionelle Organisation zugekauft – teuer laut der "SZ".

Unter anderem übernahm Wefox in der Schweiz und in Italien Vermittlerorganisationen, darunter den vor allem in der Kfz-Versicherung bekannten italienischen Vermittler Mansutti. Zuletzt kaufte die Gruppe den niederländischen Vermittler TAF. All diese Vermittler machen der "SZ" zufolge den Löwenanteil der rund 600 Millionen Euro Umsatz aus.

"Teil einer gewöhnlichen Unternehmensentwicklung"
Bei Wefox Österreich sieht man die Sache nicht ganz so dramatisch und erklärt, dass 
keine Mitarbeiter in einem signifikanten oder außergewöhnlichen Ausmaß entlassen werden. Zudem gibt es laut dem Unternehmen weder Pläne noch die Notwendigkeit von Massenentlassungen. „Wefox hat auf seinem Wachstumsweg eine Vielzahl von Talenten eingestellt und so Standorte in ganz Europa auf- und ausgebaut. Der Zu- und Abgang von Personal ist Teil einer gewöhnlichen Unternehmensentwicklung“, erklärt man in einer Stellungnahme. (jb, gp)