So etwas erlebt man nicht alle Tage: Die Rede ist von der Insolvenz einer Lebensversicherung. Diese traurige Premiere ging Ende des vergangenen Jahres zunächst von Deutschland aus, wo die Mutter der Luxemburger FWU ­Life ­Insurance Lux S.A. (FLL, ehemals Atlanticlux), die FWU AG, in die Insolvenz schlitterte. Ende Jänner wurde dann vom Bezirksgericht Luxemburg und der luxemburgischen Finanzaufsicht CAA bekannt gegeben, dass der luxemburgische Versicherer liquidiert wird. Zuvor hatte die Behörde am 22. Jänner den Sanierungsplan des auf fondsgebundene Polizzen spezialisierten Versicherers abgelehnt. 

Über die genauen Gründe der Misere herrscht aktuell noch Unklarheit, seitens der FWU AG wird Überschuldung als Grund für die Insolvenz genannt. Zwar ist die Österreich-Tochter von der Insolvenz der deutschen Mutter nicht direkt betroffen, die Auswirkungen bekam man allerdings trotzdem zu spüren. Dabei blickt die FLA bereits auf eine bewegte Geschichte zurück, die nun um eine neue Episode reicher ist. Entstanden ist die heutige FLA aus der Skandia Versicherung Österreich. Im Jahr 1994 brachte das Unternehmen als erster Anbieter eine fondsgebundene Lebensversicherung auf den heimischen Markt und baute mithilfe eines starken Vertriebs das Geschäft über die Jahre massiv aus. Im Jahr 2006 wurde die Gesellschaft vom südafrikanischen Versicherungskonzern Old Mutual gekauft, der das Neugeschäft 2012 einstellte, um sich im Anschluss auf die Bestandsverwaltung der rund 100.000 laufenden Verträge zu konzentrieren. Zwei Jahre später sorgte die Versicherung abermals für Schlagzeilen, als die Polizzenbestände an die Eigentümer der Heidelberger-Leben-Gruppe (Cinven und Hannover Rück) veräußert wurden.

Aus Skandia wurde FLA
Nur ein Jahr später wurde bekannt, dass die in München ansässige FWU AG das Österreich-Geschäft der Skandia übernimmt. So wurde aus der Skandia Österreich die FLA, und FWU-Chef Manfred Dirrheimer hatte große Pläne für die österreichische Versicherung. So sollte das Neugeschäft rasch wieder aufgenommen werden, unter anderem mit einem neuen Investmentkonzept. Man wollte Kunden mit alten Skandia-Tarifen ein Angebot zum Umstieg auf neue Produkte machen. Mit rund 25 Prozent lag ein beträchtlicher Teil des Bestands in Garantieprodukten, die sich im sogenannten Cash-Lock befanden. Die FLA konnte diesen Kunden eine Chance bieten, sich langfristig aus dieser Situation zu befreien. Und dieses Angebot wurde laut Richard Zarycka, Leiter Kunden- und Vertriebsservice der FLA, auch angenommen: "Wir haben alle Verträge umgestellt." Insofern konnte man über die Jahre die Zahl der Bestandsverträge auf einem hohen Niveau halten. Insgesamt kam es zwar zu einer  Reduzierung des Versicherungsbestands, diese ist laut FLA-Geschäftsführer Andreas Buxbaum aber vermehrt auch auf ablaufende Verträge und nicht nur auf Stornos zurückzuführen. Das Bestandsvolumen liegt mit über 800 Millionen Euro ebenfalls auf einem weiterhin herzeigbaren Niveau – und das, obwohl das Neugeschäft in Österreich nicht im gehofften Ausmaß in die Gänge gekommen ist.

Gutes Geschäft in Italien
Mehr Glück hatte man hingegen in Italien, wo die Österreicher mit einigen Vertrieben kooperiert und über die vergangenen Jahre laut Zarycka sehr gutes Neugeschäft gemacht haben. Mit dem insgesamt rund 43-köpfigen Team in Österreich versucht man nun, das Schiff wieder auf Kurs zu bringen – keine ganz einfache Aufgabe. Allerdings muss man darauf hinweisen, dass auch im Worst Case, also im tatsächlichen Insolvenzfall einer Lebensversicherung in Österreich, das Vermögen in den Polizzen sicher wäre. Den Deckungsstock müssen die Versicherungen gesondert vom übrigen Vermögen verwalten. Bei der Insolvenz eines Versicherungsunternehmens bilden die Vermögenswerte des Deckungsstocks eine Sondermasse und stehen der Befriedigung der Ansprüche der Versicherungsnehmer vorrangig zur Verfügung. Dies trifft auch auf die Investmentfonds in den Fondspolizzen zu, die als Sondervermögen dem jeweiligen Kunden zugeordnet sind. Glücklicherweise sind wir von so einer Situation in Österreich aber weit entfernt und steht die FLA auf stabilen finanziellen Füßen. Insgesamt zeigt sich Zarycka mit der aktuellen Entwicklung zumindest zufrieden: "Die Situation hat sich deutlich beruhigt, die Zahl der Kundenanfragen ist nun wieder auf einem normalen Niveau."

Der Ball liegt aktuell beim Münchner Masseverwalter der FWU AG, Ivo-Meinert Willrodt von der Rechtsanwaltskanzlei Pluta. Derzeit muss man davon ausgehen, dass das Unternehmen verkauft wird. Und auf Nachfrage gibt der Masseverwalter auch bekannt, dass man in fortgeschrittenen Verhandlungen mit verschiedenen Interessenten stehe. (gp)


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