Am Markt für fondsgebundene Versicherungen herrscht Bewegung. Dies zeigt eine von FONDS professionell kürzlich durchgeführte Umfrage unter elf am Markt vertretenen Fondspolizzenanbietern. Dabei ist das Bild trotz des schwierigen Kapitalmarktumfelds erfreulich. Die Anzahl der Neuverträge ist bei einem Großteil der Anbieter seit Jahresanfang deutlich gestiegen. Acht der elf befragten Versicherungen melden im Vorjahresvergleich teils deutliche Steigerungen für die ersten drei Quartale. Rita Reinbacher, Market Management, Lead Customer Excellence, Strategy & Offer bei der Allianz Österreich, über die Entwicklung: "Der Verkauf von Fondspolizzen ist der Bereich unter den Lebensversicherungen der Allianz, der das größte Wachstum zu verzeichnen hat. Für die ersten drei Quartale liegen die Verkaufszahlen um 13 Prozent über dem Vergleichszeitraum 2021; bei der Prämie gab es eine Steigerung um 20 Prozent." 

Und die Zeichen stehen gut, dass sich dieser positive Trend trotz der aktuellen Turbulenzen auch im kommenden Jahr fortsetzen wird. "Zinsumfeld und Inflation befeuern das Kundeninteresse an Produktlösungen wie der Fondspolizze, die höhere Ertragschancen und Flexibilität in der Veranlagung bieten kann. Wir planen in diesem Segment die Integration zusätzlicher Funktionalitäten und die Entwicklung eines alternativen Angebots für das Ablaufmanagement", meint etwa Wolfgang Menghin, Vertriebsleiter bei der Merkur Versicherung. Einige Anbieter haben zudem bereits Produktneuerungen für das kommende Jahr im Köcher. So berichtet etwa Christian Wagner, Leiter Produktmanagement bei der HDI Leben: "Es gibt Pläne für ein neues fondsgebundenes Lebensversicherungs­produkt, das neue Bausteine für eine sinnvolle Lebensbegleitung beinhalten soll. Wir sind derzeit in der Evaluierungsphase, weswegen noch keine Details genannt werden können." Eine neue Produktgeneration ist auch bei der Uniqa Österreich für den Herbst 2023 geplant, wie Uniqa-Vorsorge­expertin Andrea Kriegl verrät. 

Abfrage der ESG-Präferenzen
Die Umfrage unter den Polizzenanbietern verdeutlicht aber auch, dass das Jahr 2022 an anderer Stelle durchaus herausfordernd war. Für Verunsicherung in der Branche sorgte dieses Jahr nämlich der Start der für Fondspolizzenvermittler verpflichtenden Abfrage der Nachhaltigkeitspräferenzen ihrer Kunden. Auch wenn ­eine Verschiebung des Starttermins, über den immer wieder einmal spekuliert wurde, der Branche sicherlich nicht ungelegen gekommen wäre, ging es doch pünktlich los: Seit 2. August sind Vermittler, die über Kapitalanlageprodukte wie Fondspolizzen beraten, dazu verpflichtet, die ESG-Präferenzen ihrer Klientel zu erheben. Mit der neuen Abfrage hat das Thema Nachhal­tigkeit für die Versicherer noch weiter an Bedeutung gewonnen. Schließlich benötigen Vermittler eine möglichst breite Auswahl an ESG-Fonds, die sie Kunden für ­ihre Polizzen anbieten können. Nur so können sie den angegebenen Nachhaltigkeitspräferenzen auch gerecht werden.

In der Praxis ergeben sich hier allerdings noch etliche Schwierigkeiten, und auch sonst sind viele Marktteilnehmer nicht gerade glücklich mit den neuen Vorgaben. "Aufgrund teils unklarer beziehungsweise ­unvollständiger regulatorischer Vorgaben nehmen wir in der gesamten Finanzbranche eine hohe Verunsicherung bei der Quantifizierung der ESG-Konformität von Fonds wahr, was sich in einer sehr zurückhaltenden Meldung von ESG-Daten niederschlägt. Eine effektive Entscheidungshilfe stellen die aktuellen ESG-Daten weder für den Endverbraucher noch für den ­Berater dar. Wir gehen aber davon aus, dass sich die Datenqualität ab 1. 1. 2023 sukzessive verbessern wird", beschreibt Menghin die aktuelle Situation. Ins gleiche Horn stößt Christian Nuschele, Head of Distri­bution bei Standard Life: "Wir haben den Start der neuen Vorgaben recht holprig wahrgenommen. Die regulatorischen Vorgaben sind äußerst komplex." (gp)


Den gesamten Artikel mit dem großen Fondspolizzenüberblick finden Sie in der FONDS professionell-Ausgabe 4/2022 ab Seite 178 und nach Anmeldung hier im E-Magazin.