Vor einigen Jahren hatte die slowakische Versicherung Novis für Schlagzeilen gesorgt, weil sie Prämienzahlungen in Kryptowährungen ermöglichte. Nun muss das Unternehmen ihr Neugeschäft weitgehend ruhend stellen. Die slowakische Versicherungsaufsicht (NBS) hat diese Woche ein temporäres Verbot verhängt, das Neuverträge in den meisten Fällen untersagt. Das gilt unter anderem auch für Österreich und Deutschland.

Laut dem letzt verfügbaren Jahresabschluss hat Novis in Österreich im Jahr 2018 Prämien in Höhe von lediglich 188.000 Euro eingenommen. In Deutschland waren es rund 2,4 Millionen Euro. Am stärksten ist die Gesellschaft offenbar in Ungarn verankert, wo knapp 18,8 Millionen Euro an Prämien vereinnahmt wurden. Aktiv ist das Unternehmen außerdem in der Slowakei, Italien, Island, Tschechien, Finnland und Polen.

Komplexe Lebensversicherungsprodukte
Novis bietet im Rahmen der Niederlassungsfreiheit Fonds- und indexgebundene Lebensversicherungen an. Ab dem Jahr 2017 hatte das Unternehmen damit geworben, dass Kunden Prämien in Kryptowährungen entrichten können.

Eine Anfrage von FONDS professionell ONLINE bei der Finanzmarktaufsicht FMA im Juli 2018, in der es unter anderem um damals fragwürdige Risikodarstellungen bei gewissen Fondslösungen ging, war noch ins Leere gelaufen. Wie sich nun herausstellt, kam es wenig später zu einer FMA-Intervention. Laut Angabe der Behörde habe Novis im September 2018 "freiwillig" den Neuvertrieb in Österreich eingestellt. Die Behörde hat derzeit keine Hinweise auf einen weiteren Neuvertrieb.

Dem steht entgegen, dass das Unternehmen noch im Jänner 2019 auch in Österreich in einer Aussendung Kunden aufforderte, einen Makler zu kontaktieren, "um das meiste aus Novis' flexiblen und fairen Angebot machen zu können". Eine Anfrage von FONDS professionell ONLINE bei dem Unternehmen blieb unbeantwortet. Die FMA-Intervention von 2018 hatte laut internen Informationen den Hintergrund, dass relativ komplexe Produkte so vertrieben wurden, dass die Risiken nicht allen angesprochenen Kunden auch verständlich waren. Das Unternehmen dürfte diesbezüglich nach der FMA-Intervention auch die Kunden angeschrieben und informiert haben.

Hohe Provisionen, wenige Österreich-Kunden
Interessant ist, dass die Gesellschaft das Aus des Neugeschäfts in Österreich weder auf der Homepage noch in ihrem Jahresbericht 2018 vermerkt. Dieser wurde am 28. Juni 2019 gezeichnet. In dem Bericht sind weitere Besonderheiten zu sehen. 2018 zahlte das Unternehmen laut Jahresbericht an Vermittler europaweit eine Nettoprovision in Höhe von gut 35 Millionen Euro – das bei Bruttoprämieneinnahmen, die nur knapp darüber lagen, nämlich bei rund 39 Millionen Euro.

Auffällig ist teils auch eine enorme Stornoquote. So wurde in Österreich in manchen Jahren ein hoher Anteil der abgeschlossenen Verträge umgehend wieder beendet. 2016 waren es laut Jahresabschluss fast 73 Prozent der Neuverträge, die noch im selben Jahr storniert wurden, 2017 fast 33 Prozent. Dem Vernehmen nach hat das Unternehmen, das hierzulande am noblen Wiener Kärntnerring firmiert, nur rund 100 österreichische Kunden. Der im Jahresabschluss ausgewiesene Gewinn der Gesellschaft lag 2018 bei 6,4 Millionen Euro. Die Solvabilitätsquote gibt das Unternehmen mit 122 Prozent an. Zum Vergleich: Der österreichische Median liegt hier derzeit bei rund 200 Prozent.

Die FMA stehe mit der slowakischen NBS und der europäischen Versicherungsaufsicht EIOPA bezüglich Novis in engem Austausch, wie es heißt. Von Geschädigten ist der FMA nichts bekannt. (eml)