Österreichische Regionalbanken haben in den vergangenen Jahren mitunter das Attribut "regional" überstrapaziert. In einer zinsschwachen, von hoher Bautätigkeit geprägten Periode gingen viele Immobilienprojektbetreiber, die anderswo kein Kapital erhielten, in der Provinz auf Kreditsuche und wurden dort von den Banken nicht verschmäht. Ans Licht kam die Praxis, als mit den ab Mitte 2022 steigenden Zinsen die Projekte reihenweise zu taumeln begannen. 

Franz Gasselsberger, Generaldirektor der in Linz beheimateten Oberbank, geht diesbezüglich mit der eigenen Branche hart ins Gericht. Das Regionalitätsprinzip sei missachtet worden, um scheinbar gute Geschäfte einzugehen, deren Dimension die Institute aber nicht verstanden hätten. Diese Banken hätten dazu meist auch gar nicht die Ressourcen gehabt. Bei großen Projekten gehe es darum, als Kreditgeber über den gesamten Prozess hinweg genau hinzuschauen, inklusive Baukontrolle und Auszahlungskontrolle.

Konsequenzen gezogen
"Wir haben den Zweigstellen das Geschäft weggenommen und das in Hubs organisiert", sagte Gasselsberger am Dienstag (23.9.) bei einer Diskussion im Rahmen der FMA-Aufsichtskonferenz. Es sei keine Alternative, keine Gewerbeimmobilienfinanzierung mehr zu machen. Man müsse aber als Bank die richtigen Schritte setzen, um die Risiken zu begrenzen.

Kritik übte er gleichzeitig auch an der Aufsicht. Die Branche müsse Zahlen in großem Umfang an die Behörden liefern. "Wenn man sich die angeschaut hätte, hätte man erkennen können, dass es Probleme gibt", so Gasselsberger.

Warnungen ignoriert
Ein Vorwurf, den Nadine Wiedermann-Ondrej vom Finanzmarktstabilitätsgremium (FMSG) und FMA-Experte Roland Salomon so nicht hinnehmen wollten. Laut Wiedermann-Ondrej waren es die Banken, die auf jahrelange Warnungen und unverbindliche Standards nicht entsprechend reagiert hätten.

Man habe in Gesprächen mit Banken und auch direkt bei den Vorständen immer wieder fehlende Standards, wie eine mangelnde Risikostrategie, adressiert, sagte Salomon. Die Aufsicht habe zudem sehr wohl teils höhere Kapitalhinterlegungen für überregionale Finanzierungen vorgeschrieben und zudem einzelne Personen abberufen. "Die Warnungen hatten schon einen Effekt. Zumindest bei den ganz großen Fällen wurde die Kreditgabe nicht mehr ausgeweitet", so Salomon.

Problemfall Österreich
Österreich hat sich in den vergangenen Jahren bei den Gewerbeimmobilienkrediten zu einem Problemfall in der EU entwickelt. Von 2023 auf 2024 ist die Quote der notleidenden Kredite (NPL) um über zwei Prozentpunkte auf fünf Prozent angestiegen; im laufenden Jahr 2025 verschlechterte sich die Situation weiter. Schuld an der im EU-Vergleich hohen Quote sind nicht nur die strauchelnde Konjunktur und die schwierige Lage am Immobilienmarkt, sondern auch Banken, die nicht genau genug hingesehen haben. (eml)