Die Rahmenbedingungen der europäischen Büroimmobilienmärkte haben sich im dritten Quartal verschlechtert: Inflation, Zinssätze sowie die Energie- und Finanzierungskosten steigen weiter. Dennoch sind die Spitzenmieten, also die nachhaltig erzielbaren Mieten an den Topstandorten, europaweit gestiegen. Der Immobiliendienstleister JLL spricht in seiner Präsentation der Quartalszahlen von einer Steigerung um 2,2 Prozent, der Markt verzeichne damit seinen zweitstärksten vierteljährlichen Anstieg seit 2010.

"Die meisten Büromärkte befinden sich jetzt in den Wachstumsquadranten der Büro-Immobilienuhr und wir rechnen kurzfristig nicht mit einem größeren Rückgang bei den Spitzenmieten", sagt Hela Hinrichs, Senior Director EMEA Research & Strategy bei JLL. In 18 von 23 einschlägigen europäischen Märkten, die JLL für die Indexbildung heranzieht, sind die Büromieten gestiegen, in den anderen sind sie stabil geblieben. "In einigen wenigen Märkten sind die Nutzer sogar bereit, mehr als die Spitzenmiete zu zahlen, um sich die besten Flächen zu sichern, insbesondere weil die Entwicklungspipeline weiter abnimmt", ergänzt Hinrichs.

Der Flächenumsatz steigt in einigen Metropolen kräftig
Die Nachfrage nach Bürofläche ist geradezu sprunghaft angestiegen. Mit 2,6 Millionen Quadratmetern fiel sie um 18 Prozent höher aus als im vorausgegangenen Quartal. Die Branchen mit dem größten Bedarf waren Life Science, Finanzen, unternehmensbezogene Dienstleistungen und insbesondere die Rechtsberatung. Besonders großer Flächenhunger zeigte sich in Stockholm und Prag, wo sich der Flächenumsatz verdoppelte beziehungsweise verdreifachte. Die Nachfrage in Paris und London war hingegen leicht rückläufig.

Dass es sich um eine echte Steigerung der Nachfrage handelt und nicht lediglich um Umzüge, zeigt ein Blick auf die Entwicklung der Leerstandsquote. Der europäische Büroleerstand sei mit 7,2 Prozent das fünfte Quartal in Folge stabil geblieben, diagnostiziert JLL. Die weitere Entwicklung sieht Hinrichs jedoch ein wenig skeptischer: "Der marktweite Trend zu Unternehmenskonsolidierungen und der Umzug in zentrale Spitzenflächen, insbesondere weg von den peripheren Teilmärkten, wird sich wahrscheinlich auf das Leerstandniveau im kommenden Jahr auswirken." Weil das Neubauaufkommen rückläufig ist und Projektentwicklungen häufig schon vor Fertigstellung vermietet sind, würde das Angebot im Spitzensegment der europäischen Büromärkte aber weiterhin begrenzt bleiben, sagt Hinrichs, "daher rechnen wir in den kommenden zwölf Monaten mit einem weiteren Mietanstieg". (tw)