Das zentrale Versprechen des ELTIF 2.0, Privatanlegern einen niederschwelligen Zugang zur Welt der Privatmärkte zu ermöglichen, haben bislang nur die Europäische Kommission und die EU-Wertpapieraufsicht ESMA eingehalten. Der regulatorische Rahmen steht. Allein: Er muss noch mit Leben gefüllt werden.

Obwohl schon viele namhafte Asset Manager entsprechende Fonds lanciert haben und eifrig für das neue Investmentvehikel werben, hält sich die Begeisterung der Anleger und Berater im Rahmen. Von den derzeit 65 European Long-Term Investment Funds, die laut ESMA-Datenbank in Deutschland vermarktet werden dürfen, konnte im ersten Halbjahr 2025 gerade einmal eine Handvoll mehr als 100 Millionen Euro einwerben, zeigt eine Analyse von FONDS professionell ONLINE. Zwei dieser fünf ELTIFs stammen aus dem Commerzbank-Konzern, zwei von Blackrock.

Vielfalt erschwert die Ausbildung von Standards
Dabei tut sich der breite Vertrieb in der technischen Abwicklung von ELTIFs ausgerechnet mit zwei Aspekten schwer, die ihn eigentlich beflügeln sollten: der großen Flexibilität mit Blick auf Mindesthaltefristen und Rückgabemöglichkeiten. Die Vielzahl der Ausprägungen dieser beiden Produktmerkmale führt nämlich dazu, dass die ohnehin wenigen Depotbanken, die sich dem ELTIF bisher geöffnet haben, für jeden einzelnen Fonds mehr oder weniger von Hand einen neuen technischen Abwicklungsprozess aufsetzen müssen.

Ein weiteres Dilemma besteht darin, dass die 14-tägige Widerrufsfrist, die die EU-Kommission aus Anlegerschutzgründen eingeführt hat, in der Praxis mit sich bringt, dass Aufträge erst zwei Wochen nach der Beratung ausgeführt werden, was im Widerspruch zum Best-Execution-Ansatz steht.

Beratungskunst gefragt
Hinzu kommt, dass dem ELTIF der vertriebliche Durchbruch erst dann gelingen wird, wenn sich auch Finanzberater, die bislang nur in der Welt der liquiden Fonds unterwegs waren, auf diese für sie neue Welt einlassen. Alle Anbieter betonen, wie wichtig deren Sensibilisierung für den Langfristcharakter des ELTIFs ist, und bieten einschlägige Fortbildungen an.

Wer indes tiefer einsteigt, dem wird auffallen, dass ausgerechnet der aktuell größte ELTIF, der Klimavest von Commerz Real, der einzige ist, der eine tägliche Rückgabe ohne Kündigungsfrist anbietet. Kurzfristige Liquidierbarkeit scheint sich deutlich besser zu verkaufen als langfristige Substanzbildung. Ob der ELTIF im Vertrieb zu einer Erfolgsgeschichte wird, dürfte wesentlich davon abhängen, wie gut es den Beratern gelingt, ihren Kunden zu erklären, dass die in den meisten ELTIFs angebotene Kündigungsmöglichkeit eigentlich im Widerspruch zum Langfristcharakter der Assets in einem ELTIF steht. Anders ausgedrückt: Sie sollen ein triftiges Verkaufsargument ansprechen und geltend machen, um es sogleich wieder zu entkräften. Da ist hohe Beratungskunst gefragt.