Bauherrenmodelle: Projektentwickler pleite
Silver Living steckt in finanziellen Schwierigkeiten und zieht die Reißleine. Die Folgen des Konkurses für die Investoren sind noch nicht abschätzbar.
Was die Spatzen seit Tagen von den Dächern pfiffen, hat sich bestätigt: Der niederösterreichische Projektentwickler Silver Living ist zahlungsunfähig und stellt "bis Ende des Monats" einen Konkursantrag. Das erklärte das Unternehmen am Mittwochabend (29.1.) in einem Rundschreiben an die Investoren, das FONDS professionell ONLINE vorliegt. Insiderberichten zufolge sollen in der vorigen Woche Gespräche mit Banken zur Prolongation von Betriebsmittelkrediten gescheitert sein. Den Mitarbeitern soll Silver Living mehrere Gehälter schulden. Geschäftsführer Walter Eichinger war für FONDS professionell ONLINE telefonisch nicht erreichbar und ließ eine schriftliche Anfrage unbeantwortet.
Die Silver Living GmbH sitzt in Mödling. Geschäftsführer der Firma sind Walter Eichinger und Thomas Morgl. Bis Ende November 2024 war zudem Ottokar Benesch als Geschäftsführer bestellt. Interessantes Detail: Bis Ende November hielten zwei Gesellschaften mit einem Naheverhältnis zu Eichinger und Morgl die Firmenanteile der Silver Living GmbH. Und diese Gesellschaften wurden im November 2024 beziehungsweise Jänner 2025 von Eichinger an zwei Personen in seinem beruflichen Netzwerk, Michael Wögerer und Michael Völker, übertragen. Die Silver-Living-Anteile halten Eichinger und Morgl seit der Umschachtelung Ende November direkt selbst.
Entwickler hat seit Längerem Schwierigkeiten
Silver Living entwickelt, konzipiert und errichtet Wohnanlagen mit und ohne Betreuungsleistung und gilt als Spezialist für das Seniorenwohnen. Ein großer Teil der Projekte wurde über Bauherrenmodelle finanziert. Jedenfalls bis vor Kurzem befanden sich zwei Bauvorhaben in Graz als Investment im Vertrieb. Das Unternehmen befindet sich wie berichtet seit Längerem in Turbulenzen, da es bei zahlreichen Projekten gravierende Abweichungen zu den initialen Kosten- und Zeitplänen gibt.
Inwieweit die Bauherrenmodelle von der Insolvenz betroffen sind, muss im Einzelfall geprüft werden. Am härtesten getroffen dürften jene Projekte sein, die noch nicht errichtet beziehungsweise noch nicht fertiggestellt sind, aber bereits für noch nicht erbrachte Leistungen Honorare an Silver Living gezahlt haben. Dem Vernehmen nach sollen die Miteigentümergemeinschaften sämtliche Unterlagen zu ihren Bauherrenmodellen ausgehändigt bekommen, damit die Fortführung der Projekte reibungslose durch Dritte übernommen werden könne. Diesbezüglich bietet Silver Living an, dass laufende Projekte "durch eine entsprechende weiterbestehende Betreuungsstruktur mit ehemaligen Sachbearbeitern der Silver Living Gruppe" begleitet werden. (ae)