Österreichischer Bauboom klingt ab, Wohnpreise steigen stark
Die Wohnimmobilienpreise in Österreich sind im ersten Quartal 2022 zum Vorjahr um über zwölf Prozent gewachsen. Wie eine Analyse der OeNB zeigt, gibt es zugleich aber einen Angebotsüberhang.
Der Wohnbauboom der vergangenen Jahre soll heuer abklingen. Das prognostizieren die Experten der Österreichischen Nationalbank (OeNB) in einer neuen Immobilienmarktanalyse. Die Nachfrage dürfte abflachen, nachdem in den vergangenen drei Jahren jeweils rekordhohe Fertigstellungszahlen registriert wurden. Vor allem das schwächer werdende Bevölkerungswachstum und die stark gestiegenen Baukosten (siehe Grafik) sowie die in Aussicht stehenden Zinssteigerungen sollen laut den Experten die Nachfrage drosseln.
Im vierten Quartal 2021 sind die Baubewilligungen im Vorjahresvergleich um 16 Prozent zurückgegangen. Das deute auf eine Abschwächung der Wohnbautätigkeit hin. Im Jahr 2021 wurden den Angaben zufolge 75.000 Wohnungen fertiggestellt, nach 68.000 im Jahr davor. Von 2019 bis 2021 wurden um 41 Prozent mehr Wohnungen fertiggestellt als im Durchschnitt des Zeitraums 2010 bis 2015. Aufgrund der hohen Bauleistung soll es 2022 ein Überangebot von knapp 30.000 Wohnungen geben, 2023 dann bereits 50.000, heißt es in der Analyse. Wenngleich das nicht für die nachgefragten Ballungszentren gilt. In Wien allein fehlen 30.000 Wohnungen.
Hohe Preise und hohe variable Verschuldung
In den Immobilienpreisen ist von einem Überangebot bisher nichts zu merken. Die seit der zweiten Jahreshälfte 2020 laufende Preisrally hat sich heuer fast ungebremst fortgesetzt. Zum sechsten Mal in Folge verteuerten sich Wohnimmobilien im Vorjahresvergleich über der Zehn-Prozent-Marke. In Wien stiegen im ersten Quartal 2022 die Immobilienpreise um 11,8 Prozent und im restlichen Bundesgebiet um 12,9 Prozent. Für Gesamtösterreich ergab sich ein Zuwachs von 12,3 Prozent im ersten Quartal 2022 (nach 12,6 Prozent im vierten Quartal 2021).
Für neue Immobilienkreditnehmer steigt damit zusehends die Belastung (siehe Grafik unten). Dazu kommen noch die Gefahren steigender Zinsen. Trotz Warnungen von Aufsehern halsen sich Österreichs Kreditnehmer weiter ein erhebliches Zinsänderungsrisiko auf. "Immer noch werden Kredite an Haushalte für Wohnbauzwecke zu mehr als einem Drittel variabel verzinst aufgenommen", schreiben die OeNB-Experten. 36,6 Prozent der Neukredite sind variabel verzinst (nach 37,1 Prozent im Vergleichszeitraum des Vorjahres). (eml)
Quelle: OeNB