Analysten: Europas Immobilienmarkt stagniert
Unter dem Einfluss der makroökonomischen und geopolitischen Entwicklung sowie der kriegerischen Auseinandersetzungen am Rande Europas kommt der Immobilienmarkt im ersten Halbjahr nicht in Fahrt. Deutschland kann aber wenigstens teilweise zulegen.
Im ersten Halbjahr 2025 belief sich das Investitionsvolumen bei gewerblichen Immobilien in Europa auf 91,7 Milliarden Euro. Das sind um sieben Prozent weniger als in den ersten sechs Monaten 2024. "Der europäische Gewerbeimmobilienmarkt stagniert aufgrund von Unsicherheiten hinsichtlich der Handelspolitik und geopolitischen Risiken", schreiben die MSCI-Analysten in ihrem aktuellen Report "Europe Capital Trends". Die Anleger seien beunruhigt über die möglichen Auswirkungen der US-Handelszölle auf das Wirtschaftswachstum in Europa gewesen.
Das spiegelt sich in der Umsatzentwicklung wider. Im zweiten Quartal 2025 gingen die Investitionen im Jahresvergleich sogar um zehn Prozent auf 46,2 Milliarden Euro zurück. "Die Unsicherheit, die auf die Ankündigung der US-Zölle im April folgte, führte dazu, dass einige Investoren natürlich eine Pause bei Immobiliengeschäften einlegten, während sie auf Klarheit warteten", erklärt Tom Leahy, Head of EMEA Real Assets Research bei MSCI.
Deutschland hält sich wacker
Im Gegensatz zu Gesamteuropa legte Deutschland zu. Die Investitionen in deutsche Immobilien stiegen im ersten Halbjahr um 15 Prozent auf 16,5 Milliarden Euro, obwohl das Transaktionsvolumen im zweiten Quartal um gut ein Viertel eingebrochen ist.
Berlin belegte Ende Juni mit Transaktionen im Wert von 2,8 Milliarden Euro laut MSCI bei den beliebtesten Investitionsstandorten Europas hinter London und Paris den dritten Platz. Frankfurt stand aufgrund eines großen Deals mit zwei Rechenzentren, die für 1,4 Milliarden Euro an ein Joint Venture zwischen MEAG und Singapurs GIC verkauft wurden, auf dem fünften Platz in der Rangliste.
Wenig erfreulich ist die Entwicklung für den deutschen Büromarkt. Im ersten Halbjahr lagen die Transaktionen um 70 Prozent unter dem Zehn-Jahres-Durchschnitt. Allerdings könnten in diesem Segment die Immobilienpreise ihren Tiefpunkt erreicht haben, so MSCI, was Käufer zurück auf den Markt bringen könnte, wie es bereits in London und Paris der Fall gewesen sei.
Österreich liegt wie so oft im Mittelfeld
Mit dem Transaktionsvolumen von 16,5 Milliarden Euro war Deutschland nach Großbritannien, wo 26,2 Milliarden Euro investiert wurden, der zweitgrößte Markt vor Frankreich (10,6 Milliarden). Österreich belegt Platz elf im Ranking. Hier brach der Umsatz im Halbjahresvergleich um ein Fünftel ein und erreichte 1,4 Milliarden Euro. Wien fiel bei den beliebtesten Metropolen vom achten auf den vierzehnten Platz deutlich zurück.
Für das zweite Halbjahr ist Analyst Leahy vorsichtig optimistisch: "Es gibt erste Anzeichen dafür, dass sich die Lage beruhigt. Die Zahl der zu Beginn Juli noch ausstehenden Transaktionen war die höchste seit drei Jahren, was auf eine leichte Erholung hindeutet. Die sinkenden Zinsen in der Eurozone wirken sich positiv auf die Preisgestaltung aus, und bestimmte Mietmärkte haben sich robust entwickelt. Auch einige Segmente der liquidesten Büromärkte Europas erholen sich. Dies lässt auf eine bessere zweite Jahreshälfte hoffen, sofern keine weiteren Schocks eintreten." (ae)















