Zertifikateforum fordert Nachbesserung bei Retail Investment Strategy
Das Zertifikate Forum Austria fordert gemeinsam mit europäischen Finanzverbänden eine Vereinfachung und schlankere Regulierungsprozesse für das Wertpapiergeschäft mit Privatanlegern.
Die Trilog-Verhandlungen zur europäischen Kleinanlegerstrategie (Retail Investment Strategy, RIS) sollen Anfang 2025 abgeschlossen sein. Ein Inkrafttreten der Strategie wäre somit mit Anfang 2028 realistisch. Nun fordern das Zertifikate Forum Austria (ZFA) und die European Structured Investment Products Association (EUSIPA) in einer Aussendung eine deutliche Überarbeitung der RIS.
Aus Sicht der Verbände ist die europäische Kleinanlegerstrategie in ihrer aktuellen Ausgestaltung überschießend und sogar als kontraproduktiv zu bezeichnen. "Statt den Zugang zu Wertpapieren zu erleichtern, erhöht sie den regulatorischen Aufwand und stellt zusätzliche bürokratische Hürden für Anbieter wie für Privatanleger auf. Dies steht im krassen Widerspruch zu den Zielen der neuen EU-Kommission, die Wettbewerbsfähigkeit zu stärken und Regularien zu vereinfachen", erklärt das ZFA. Die Verbände schlagen deshalb drei Verbesserungsvorschläge vor.
Die Vorschläge
Erstens wollen sie eine Regelvereinfachung für Unternehmen und Anleger einführen. Die RIS erhöht Berichts- und Dokumentationspflichten, was Kosten und Aufwand für Marktteilnehmer und letztlich auch Verbraucher steigert. Weniger Bürokratie und klare, schlanke Vorgaben sind notwendig. Zweitens fordern die Verbände verschlankte Verkaufsprozesse. Der Kauf von Anlageprodukten ist nach den neuen Regularien mit längeren Beratungszeiten und zusätzlichen Tests verbunden. Dies schrecke Anleger ab. Ein vereinfachter, umkomplizierter Zugang zu Investitionen sei entscheidend, um mehr Menschen zum Investieren in Wertpapiere und zu einem langfristigen Vermögensaufbau zu motivieren.
Nicht zuletzt setzen sich die Verbände für den Abbau von Informationsüberflutung ein. Transparenz sei wichtig, aber zu viele und zu detaillierte Offenlegungspflichten wirkten überfordernd, konstatieren sie. Die RIS sollte sich daher auf relevante und verständliche Informationen konzentrieren, etwa zu besonderen Produktmerkmalen oder Nachhaltigkeitskriterien.
Privatanleger nicht abschrecken
"Die Europäer haben seit einigen Jahren begonnen, sich verstärkt für Geldanlage am Kapitalmarkt zu interessieren und Erfahrungen zu sammeln. Das Bewusstsein für die Notwendigkeit privater Vorsorge ist in allen Ländern deutlich gestiegen. Wir dürfen deshalb nicht durch überschießende Regulierungen und zusätzliche bürokratische Hürden die Privatanleger abschrecken und von ihren Vorhaben abhalten. Überbordende Bürokratie schafft nicht das Vertrauen, das Privatanleger für ihre Investitionen brauchen", fasst Frank Weingarts, Vorstand des Zertifikate Forum Austria, die Intention der Finanzverbände zusammen. (gp)