Bereits während der Corona-Pandemie sahen Vermögensberater steigende Kundenanfragen. Nicht nur von verunsicherten Anlegern, sondern auch von Personen, die die Zeit der Lockdowns nutzten, sich endlich mit ihren Geldangelegenheiten zu beschäftigen. Das Phänomen dürfte sich nun wegen der hohen Inflation verfestigt haben, schließlich muss man etwas unternehmen, um das Geld vor dem Verfall zu retten. Laut einer Studie von Marketagent.com im Auftrag der Bank Austria sind Investments in Wertpapiere im Vergleich zum Jahr vor der Corona-Krise, also seit 2019, von 19 auf 28 Prozent gestiegen. Besonders ausgeprägt ist der Trend bei jungen Anlegern. Bei den unter 30-Jährigen investieren 31 Prozent in Wertpapiere, während es 2019 nur 14 Prozent waren.

Die Kaufkraft der Österreicher, die Geld unveranlagt liegen haben, ist enorm. Allein 2021 lag der reale Verlust für Einlagen bei rund acht Milliarden Euro. 2022 dürfte der Verlust aufgrund der hohen Inflation fast dreimal so hoch ausfallen, also 24 Milliarden Euro, wie es in einer Aussendung der Bank heißt.

Veranlagungsgewinne statt Verluste bei Einlagen
Wäre das Geldvermögen der Österreicher umgekehrt veranlagt als es momentan der Fall ist,  nämlich wenn rund die Hälfte in Wertpapieren und nur etwa ein Viertel in Einlagen liegen würde, dann könnte auch die Bilanz ganz anders aussehen. Die Haushalte hätten dann auf zehn Jahre gerechnet per annum zwei Milliarden Euro realen Gewinn gemacht anstatt jährlich zwei Milliarden Euro Verlust, so die Bank-Austria-Ökonomen.

Allerdings kann erwähnt werden, dass die zuletzt stark gestiegene Zuneigung zu Wertpapieren nicht nur aus einem Rückgang bei den Spareinlagen resultiert. Offenbar geht der Wertpapierbesitz auch zulasten anderer Anlageformen. So sank die Zahl jener, die ein privates Pensionsvorsorgeprodukt haben, von 31 auf nur noch 22 Prozent. Bei den Lebensversicherungen gab es ebenfalls einen sehr starken Rückgang von 37 auf 29 Prozent.

Sparen ist weiter top
Klassisches Sparbuch oder Geld auf dem Konto bleiben trotz hoher Inflation und tiefer Zinsen mit 57 Prozent die häufigste Investitionsform (nach 63 Prozent 2019). Stark rückläufig ist das Bausparen. Nur mehr 30 Prozent der Befragten sagen, sie veranlagen ihr Geld auf diesem Weg (2019: 44 Prozent). Bei der Interpretation der Ergebnisse ist zu bedenken, dass die Zahlen nicht repräsentativ für die Gesamtbevölkerung sind: Es wurde nur online gefragt und nur Personen zwischen 14 und 69 Jahren.

Immobilien werden etwas interessanter: Statt 21 Prozent sind es nun 25 Prozent, die angeben, in diesen Bereich zu investieren. Kryptowährungen werden zwar häufiger gehalten (10 Prozent versus 4 Prozent in 2019), stagnieren aber bereits seit 2021 auf diesem Niveau, während das Interesse an dieser Anlageform bereits wieder abnimmt (12 Prozent versus 14 Prozent in 2021).

Sparquote sinkt unter normales Niveau
Nach dem Auftreten der Pandemie im Februar 2020 hatten die Österreicher hohe Geldbeträge für den Notfall zurückgelegt: Die Sparquote stieg damals von 8,5 auf 14,4 Prozent. Nachdem dieser Wert 2021 schon leicht zurückging, soll er heuer sogar deutlich unter Vorkrisenwerte sinken, nämlich auf 5,4 Prozent. Ausschlaggebend sind nicht nur Nachholeffekte beim Konsum, sondern auch die hohe Inflation im Vergleich zum Einkommenswachstum, wie Bank-Austria-Chefökonom Stefan Bruckbauer erklärt.

Für die Befragung wurden 600 Personen im Alter zwischen 14 und 69 Jahren interviewt, die Kunde einer Bank sind. Erhebungszeitraum war der Juli 2022. (eml)