Wegen Trump-Nähe: Niederländischer Pensionsfonds droht Wall Street
Der niederländische Pensionsfonds PME warnt US-Vermögensverwalter vor zu großer Nähe zur Trump-Administration – und droht mit dem Abzug von Milliarden-Investments. Besonders betroffen: Blackrock. PME sieht fundamentale Wertekonflikte in Bezug auf die US-Politik unter dem amtierenden Präsidenten.
Der niederländische Pensionsfonds PME zeigt sich zunehmend besorgt über den Kurs US-amerikanischer Fondsmanager unter dem Einfluss der Politik von Präsident Donald Trump. Im Interview mit "Bloomberg" erklärte Daan Spaargaren, Senior-Stratege für verantwortungsbewusstes Investieren: "Sie verurteilen nicht, was Trump tut, wie er vorgeht und wie er mit Themen wie dem Klimawandel und der Zerschlagung der Justiz umgeht. Wir sind darüber besorgt."
Milliarden-Mandat bei Blackrock auf dem Prüfstand
PME verwaltet ein Vermögen von rund 57 Milliarden Euro. Wie andere europäische Pensionsfonds erwägt PME nun mögliche Konsequenzen: Aktuell wird ein fünf Milliarden Euro schweres Mandat bei Blackrock überprüft, nachdem sich der Fondsriese aus einer bedeutenden Netto-Null-Initiative zurückgezogen hat. Eine Entscheidung werde in den kommenden Wochen fallen.
Auch andere US-Anbieter mussten bereits Einbußen hinnehmen. Anfang des Jahres verlor State Street Mandate in Skandinavien und Großbritannien – ebenfalls aufgrund des Rückzugs aus Klimabündnissen.
"Alte Rahmenwerke funktionieren nicht mehr"
Laut Spaargaren ist die aktuelle Entwicklung symptomatisch für strukturelle Schwächen in der ESG-Bewertung von Fondsmanagern: "Die bestehenden Rahmenwerke für das Benchmarking verschiedener Fondsmanager – die alten Rahmenwerke – funktionieren nicht mehr."
Die Trump-Administration, so Spaargaren, habe die Justiz angegriffen, die Energiewende behindert und Versuche unternommen, Gleichstellungsinitiativen zu untergraben – alles Entwicklungen, die eine Reaktion der Finanzbranche erforderten. "Wenn Fondsmanager ihre Interessen und ihre Politik an die derzeitige Regierung in den USA anpassen, dann legitimieren wir diese Schritte und Praktiken, indem wir ihnen unsere Gelder zur Verfügung stellen", erklärte der Investmentexperte.
PME evaluiere deshalb derzeit seine weiteren Schritte, inklusive potenzieller Anpassungen bei Investitionen und externen Mandaten.
Neuer Bewertungsfilter im Einsatz
Ein neuer Screening-Prozess soll künftig klären, inwieweit Vermögensverwalter Kriterien wie Unternehmensführung, Vereinigungsfreiheit und Umweltstandards – beispielsweise Wasserknappheit – einhalten. Passiv verwaltete Aktieninvestments in Schwellenländern würden wegen ESG-Risiken generell ausgeschlossen, so Spaargaren.
Wertekonflikt zwischen Europa und den USA
"Es gibt jetzt eine Kluft zwischen europäischen und amerikanischen Fondsmanagern", die in Bezug auf Einflussnahme, aktive Eigentümerschaft, Mitgliedschaft in Klimainitiativen und Stimmrechtsausübung "ganz klar" sei, sagte Spaargaren. Entscheidend sei, wie diese Finanzunternehmen mit der Trump-Regierung umgehen.
Vergangene Woche hatte ein leitender Portfoliomanager bei Allianz Global Investors ebenfalls gewarnt, dass unter Trump "die USA möglicherweise nicht mehr die zuverlässigen Investmentmöglichkeiten" böten wie noch vor Kurzem.
Mandatsentscheidungen stehen bevor
PME nutzt derzeit mehrere große US-Fondsmanager. Die nächste Überprüfung der Mandate ist für den 30. Juni angesetzt. Zwar sei eine jährliche Bewertung Routine – doch diesmal ist die Situation laut Spaargaren "anders".
"Es ist eine neue Situation, was die Haltung der Fondsmanager in den USA angeht", sagte er. "Manchmal passen sie sich den Entwicklungen in den USA an oder gehen sehr nachsichtig damit um." Die Sorge sei, dass "es sich um etwas Grundlegenderes handelt als nur um einen Regierungswechsel". (mb/Bloomberg)