Von Value bis Verteidigung: Investmentforum tourte durch Österreich
Von Multi-Asset über europäische Value-Titel bis hin zu Verteidigung und US-Aktien: Im September bot das FONDS professionell Investmentforum erneut geballte Information – und tourte bereits zum zweiten Mal in diesem Jahr durch Österreich.
Fünf internationale Vermögensverwalter stellten sich in Graz, Linz, Salzburg, Innsbruck und Wien den Fragen von Dachfondsmanagern, Privatbankern und gewerblichen Vermögensberatern. Im Mittelpunkt standen insbesondere die Entwicklungen in den USA und die Zollpolitik von Präsident Donald Trump.
Verteidigung als langfristiger Trend
Den Auftakt machte in Wien Sonya Gaimes, Deputy Head of Investment Specialist Team bei CPR Asset Management, eine hundertprozentige Tochtergesellschaft von Amundi. Sie zeigte auf, wie Investoren künftig von der strategischen Autonomie Europas im Verteidigungsbereich profitieren können. Langfristige Initiativen wie der EU-Plan "Rearm Europe/Readiness 2030" oder der "Chips Act" spielen dabei eine zentrale Rolle. "Aktuell deckt Europa neun Prozent des weltweiten Chip-Bedarfs. Dieser Anteil soll auf 20 Prozent steigen – davon können Anleger profitieren", so Gaimes. Als Beispiel auf Unternehmensebene nennt sie Siemens. Mit Blick auf die Rüstungsindustrie betont sie, dass es für Investments noch nicht zu spät sei: "In Europa besteht im Verteidigungsbereich ein Investitionsbedarf von rund 1.800 Milliarden Euro. Das ist kein kurzfristiger Trend, sondern ein langfristiges Thema." ETFs allein schöpften das Potenzial nicht aus: "Die gesamte Stärke des Sektors lässt sich nur mit einer aktiv verwalteten Strategie nutzen."
Europas Verteidigung und Autonomie als strategisches Investment – brillant oder riskant?
Noch Potenzial bei europäischen Value-Titeln
Einen Überblick über die Chancen europäischer Value-Aktien gab im Anschluss Ivan Domjanic, Kapitalmarktstratege bei M&G Investments. In den USA erkennt er aktuell eher besorgniserregende Entwicklungen: Globale Investoren überdenken ihre Strategien, Gelder fließen ab – Europa rückt wieder stärker in den Fokus. Während der US-Markt zuletzt vor allem von Wachstumswerten profitierte, blieb Europa traditionell ein Value-Markt. "Wir sehen eine deutliche Aufhellung im Industriesektor", erklärt Domjanic. Das Fiskalpaket habe zusätzliche Impulse geliefert und für Aufbruchsstimmung gesorgt. Steigende Renditeniveaus spielten Value-Werten in die Karten. "Die Bewertungsabschläge liegen noch klar unter dem historischen Durchschnitt. Hier ist noch Luft nach oben", so der Experte.
Soft Landing in Europa
Marcus Bayer, Portfoliomanager Multi-Asset bei Allianz Global Investors, hob die Bedeutung der Verhaltensökonomie für Investmentstrategien hervor. Ein Beispiel: Privatanleger folgen oft Emotionen und verpassen dadurch die besten Ein- und Ausstiegszeitpunkte. "Hätte man in den vergangenen 25 Jahren am US-Markt die besten 40 Tage verpasst, stünde man heute mit einem negativen Ergebnis da", so Bayer. Für seine Multi-Asset-Portfolios habe man US-Titel rechtzeitig reduziert und Europa deutlich aufgestockt. "Für Euro-Investoren haben die USA in diesem Jahr vor allem durch Währungsverluste an Attraktivität verloren." Insgesamt sieht er Europa auf Kurs zu einem konjunkturellen Soft Landing. Weniger optimistisch ist sein Ausblick für die USA: "Die Kerninflation liegt dort weiter bei drei Prozent. In der Eurozone hingegen hat die EZB ihr Zwei-Prozent-Ziel erreicht."
USA besser als ihr Ruf
Warum US-Aktien dennoch attraktiv bleiben, erläuterte anschließend Rémi Adam, Portfoliomanager bei Comgest. Für ihn ist die Lage in den USA stabiler, als es oft dargestellt wird. "Die Inflation ist unter Kontrolle. Auch wenn im KI-Sektor eine Blase drohen mag – der Markt ist breiter aufgestellt. Seit Jahresbeginn hat fast die Hälfte der S&P-500-Unternehmen besser abgeschnitten als der Gesamtmarkt, darunter vier der berühmten Magnificent Seven." Entscheidend sei, Qualitätstitel abseits des Rampenlichts zu identifizieren – eine Stärke des Investmentansatzes von Comgest.
US-Zölle mit negativen Folgen
Zum Abschluss beleuchtete Sagar Thanki, Portfoliomanager bei Guinness Global Investors, die Folgen der US-Zollpolitik. "Das Konsumentenvertrauen ist seit Jahresbeginn gefallen, Preise sind gestiegen, und die Beschäftigungszahlen enttäuschen", so Thanki. Für Euro-Investoren hätten US-Aktien in diesem Jahr die schwächste Performance geliefert, während europäische Titel vorne lagen. In Lokalwährung betrachtet relativierten sich die Unterschiede allerdings. Auffällig sei die sektorale Entwicklung: In den USA überzeugten Growth-Werte, in Europa Value-Titel. Auf Unternehmensebene litten insbesondere Auto- und Hardwarehersteller unter den Zöllen, während Finanzdienstleister als Profiteure hervorgingen. (gp)
















