Manch einer mag sich fragen, ob man nach Keksen, Duschgels und Pralinen nun auch noch die Geldanlage am Geschlecht der Kunden ausrichten sollte. Beim Investieren ist ein bisschen Gendern aber durchaus angebracht, sagt Nicole Wittinghofer, Vermögensverwalterin bei I.C.M. Independent Capital Management. "Frauen neigen in der Regel weniger stark zum Risiko als Männer", erklärt sie. Wegen kinderbedingter Berufspausen, Teilzeitarbeit und Risiken wie einer Scheidung steht der Vermögensschutz bei Frauen oft stärker im Vordergrund als die Renditemaximierung.

Wittinghofers Erfahrung zeigt, dass sich Frauen gern von anderen Frauen beraten lassen, weil sie das Gefühl haben, von Geschlechtsgenossinnen besser verstanden zu werden. Sie wollen eine Ansprechpartnerin, die ihre Lebensumstände und Sorgen nachvollziehen kann – abseits der technischen Fakten zur Kapitalanlage. "Daher spielt die persönliche Komponente eine erhebliche Rolle", erklärt die Anlageexpertin. "Die Vermögensberatung von Frauen für Frauen bezieht regelmäßig viele Lebensbereiche mit ein und berührt das Privatleben stark."

Beim Anlegen sind die Gefühle egal
Die geschlechtsspezifische Beratungspraxis und die besonderen Anforderungen vieler Anlegerinnen bedeuten indes nicht, dass Frauen eine andere Kapitalanlage benötigen würden als Männer. "Es kommen abhängig vom Risikoprofil und der gewählten Anlagestrategie die gleichen Wertpapiere zum Einsatz wie in anderen Depots auch", betont Wittinghofer.

Genauso darf ein persönliches Verhältnis zwischen Kundin und Beraterin nicht dazu führen, dass Anlageentscheidungen aus dem Bauch heraus getroffen werden. Wenn es ernst wird, müssen Emotionen außen vor bleiben. "Wichtig ist, mit großer persönlicher Nähe die Lebensumstände zu erfassen und daraus eine Depotstruktur abzuleiten, die die Kundin versteht", sagt die Vermögensverwalterin. (fp)