Zugegeben: Die nachhaltige Geldanlage stand schon mal höher im Kurs. Dennoch gibt es nach wie vor etliche Anleger, die bei ihren Investments ökologische und ethische Aspekte berücksichtigt wissen wollen. Für viele sind ESG-Kriterien eher eine Art Hygienefaktor: Sie möchten ihr Erspartes nicht mit schmutzigen Geschäften vermehren. Andere haben höhere Ziele. Ihnen ist wichtig, dass ihr Geld tatsächlich etwas bewirkt. Es soll dabei helfen, die Welt zu verbessern – zumindest ein bisschen.

An dieser Stelle wird es kompliziert. Bei Direktinvestments lässt sich leicht eine echte Nachhaltigkeitswirkung unterstellen: Wer in ein Windrad investiert, hilft dabei, fossil erzeugten Strom zu verdrängen. Bei einem Aktienfonds ist das anders. Dem Klima ist es nämlich herzlich egal, wenn ein Portfoliomanager in die Titel eines Erneuerbare-Energien-Konzerns investiert. Er kauft die Aktien ja nur dem Vorbesitzer ab, dem Unternehmen selbst fließt gar kein frisches Geld zu. Der Wirtschaftsberater Frank Wettlauffer, einst Mitglied im Vorstand des Forums Nachhaltige Geldanlagen (FNG), unterstellt vielen Ökofonds daher eine "Wirkungsillusion".

Wirkung in der Realwirtschaft
Dennoch wäre es falsch, nachhaltigen Investments jede Wirkung abzusprechen. Wenn genügend Investoren in Gesprächen mit dem Topmanagement auf den Verzicht von Kinderarbeit pochen, auf Hauptversammlungen einen detaillierten Plan in Richtung Klimaneutralität verlangen oder aus Prinzip bestimmte Geschäftszweige meiden, bleibt den Unternehmen nichts anderes übrig, als auf solche Forderungen zu reagieren. So zeigt der Wunsch der Anleger, nachhaltig zu investieren, letztlich auch in der Realwirtschaft Wirkung.

Dass es diesen Hebel tatsächlich gibt, zeigt eine Studie des NKI – Institut für nachhaltige Kapitalanlagen. Statt Investoren zu interviewen, welchen Impact sie ihren Anlageentscheidungen zuschreiben, näherte sich das NKI dem Thema von der anderen Seite: mit einer Umfrage unter börsennotierten Unternehmen, die Auskunft darüber geben sollten, welchen Einfluss nachhaltig orientierte "Kapitalmarktakteure" auf ihre Firmenpolitik haben – gemeint sind damit neben Asset Managern und institutionellen Investoren auch Dienstleister wie ESG-Ratingagenturen.

265 Unternehmen aus der DACH-Region angeschrieben
Angeschrieben wurden 265 Gesellschaften aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, die in einem relevanten Aktienindex vertreten sind. 31 Unternehmen nahmen teil. Die Ergebnisse sind damit zwar nicht zwingend repräsentativ für die gesamte Wirtschaft der DACH-Region, dürfen aber doch als aussagekräftig gelten.

"Wenn Investoren ihr Investment in Aktien und Anleihen davon abhängig machen, ob die Unternehmen ihre Anforderungen an die ESG-Performance erfüllen, ist es für die Unternehmen rational, diese Anforderungen zu erfüllen", erläutert NKI-Geschäftsführer Rolf Häßler. Andernfalls könnten die Firmen ihren Zugang zu Eigen- und Fremdkapital verlieren.

Welcher Ansatz entfaltet die größte Wirkung?
Häßler und seine Mitstreiter wollten von den Firmen nicht nur wissen, welchen Einfluss die nachhaltig orientierten Investoren generell auf verschiedene Aspekte der Unternehmensführung haben, sondern auch, welchen gängigen ESG-Anlagekonzepten sie die größte Wirkung zuschreiben. FONDS professionell ONLINE hat die wesentlichen Ergebnisse in der Bilderstrecke oben in zwei Grafiken aufbereitet. (bm)