Der Verwaltungsratschef der UBS hat seinem Heimatmarkt Schweiz vorgeworfen, als Zentrum der Verwaltung großer Vermögen an Glanz zu verlieren. Zugleich warnte er vor wachsenden Risiken im US-Versicherungssektor.

“Die Schweiz ist an einem Scheideweg, sie steht vor großen Herausforderungen”, sagte Colm Kelleher am Dienstag (4.11.) auf dem "Global Financial Leaders' Investment Summit" der Hong Kong Monetary Authority. "Zum ersten Mal ist sie im globalen Wealth Management ernsthaft bedroht – durch Finanzzentren wie Hongkong und Singapur." Die Eidgenossenschaft erlebe "eine Art Identitätskrise, was ihre Rolle im globalen Bankwesen betrifft".

Asiens Finanzzentren holen auf
Hongkong und Singapur werden für international tätige Akteure im Wealth Management zu einem immer bedeutenderen Ertragsmotor. Nach Schätzungen von "Bloomberg Intelligence" könnte das in Hongkong verwaltete Vermögen reicher Privatpersonen bis 2031 auf 2,6 Billionen US-Dollar anwachsen und sich damit nahezu verdoppeln.

Die in Zürich ansässige UBS arbeitet noch immer an der Integration ihres früheren Rivalen Credit Suisse, den sie Anfang 2023 in einer Rettungsaktion übernommen hat. Gleichzeitig versucht das Management, die Schweizer Regierung zu überzeugen, geplante regulatorische Änderungen abzumildern. Diese könnten die Bank zu bis zu 26 Milliarden Dollar an zusätzlichem Eigenkapital verpflichten.

Warnung vor Risiken im US-Versicherungssektor
Kelleher warnte zudem vor systemischen Risiken im US-Versicherungssektor infolge unzureichender Aufsicht. "Wir beginnen, im Versicherungsgeschäft einen massiven Ratingagentur-Arbitrageprozess zu sehen", sagte er. "Im Jahr 2007 drehte sich bei den Subprime-Krediten alles um Ratingagentur-Arbitrage. Heute beobachten wir ein enormes Wachstum kleiner Ratingagenturen, die lediglich das Kästchen für Investitionskonformität abhaken."

Während Risiken im Bereich des privaten Kreditgeschäfts aus seiner Sicht nie systemischer, sondern treuhänderischer Natur gewesen seien, sagte Kelleher: "Wenn wir uns das Versicherungsgeschäft ansehen, erkennen wir ein sich abzeichnendes systemisches Risiko – und das liegt am Fehlen einer wirksamen Regulierung." (mb/Bloomberg)