Nachhaltigkeit bei der Geldanlage ist für viele Vermögende zweitrangig. Das ergab eine Studie des Forschungsinstituts Resfutura, über die das "Handelsblatt" berichtet. So gaben 74 Prozent aller Befragten an, dass zentrales Ziel ihrer Geldanlage sei, das Privatvermögen langfristig zu sichern. Wesentlich weniger gaben an, dass sie zur Einhaltung planetarer Grenzen (50 %), zu dauerhaftem gesellschaftlichen Wohlstand (38 %) oder zu verantwortungsvollen Führungspraktiken (41 %) beitragen wollen. Befragt wurden 100 vermögende Personen aus dem deutschsprachigen Raum, von denen 82 über ein Vermögen von mindestens 50 Millionen Euro verfügen.

Generationenkonflikt um die Nachhaltigkeit
Große Unterschiede ergeben sich bei der Betrachtung der Vermögenden unter 45 Jahren, so das "Handelsblatt". In der jungen Generation haben 76 Prozent der Befragten das Ziel, zur Einhaltung der planetaren Grenzen beizutragen. 72 Prozent wollen das eigene Vermögen langfristig sichern. Je 64 Prozent wollen zu dauerhaftem Wohlstand und verantwortungsvollen Führungspraktiken beitragen.

Eine mögliche Erklärung ist laut Yvonne Brückner, Geschäftsführerin und wissenschaftliche Leiterin von Resfutura, dass Erben mindestens in zweiter Generation hochvermögend sind: "Sie beschäftigen sich dann schon länger mit der Frage, wie man erfolgreich bleibt, und haben dadurch das Thema Nachhaltigkeit früher für sich entdeckt." Eine zweite mögliche Erklärung sei: "Es gibt auch Erben großer Vermögen, die sagen: Ich habe das Vermögen ja nicht eigenhändig verdient. Ich habe es zufällig bekommen. Dann möchte ich das doch zumindest zugunsten einer guten Entwicklung des großen Ganzen einsetzen."

Bedenken wegen der Rendite
Die Zurückhaltung der Hochvermögenden beim Thema Nachhaltigkeit sei vor allem in der Sorge begründet, dass die Handlungsoptionen durch die Berücksichtigung von Nachhaltigkeitsaspekten zu sehr beschnitten werden und dadurch die Rendite sinkt, berichtet die Zeitung weiter. Das ergab eine Umfrage von Resfutura unter mehr als 100 im DACH-Raum aktiven Banken, Vermögensverwaltern, Rechts- und Steuerberatern sowie Multi-Family-Offices von Hochvermögenden. Laut der Studie gibt fast die Hälfte der Dienstleister an, dass höchstens zehn Prozent der Kunden das Thema Nachhaltigkeit aktiv thematisieren.

Hochvermögende sehen Kapital laut Brückner primär als Produktionsfaktor zur Erwirtschaftung von Rendite – und nicht als potenten Wirkstoff: "In den Kreisen Hochvermögender scheint bislang die Perspektive, dass ich als Kapitalanleger, als Investor eine Lenkungswirkung entfalte, entweder nicht wahrgenommen oder noch nicht ernst genommen zu werden." Lenkungsfunktion und Rendite müssten sich aber nicht ausschließen. Brückner erwartet, dass immer mehr Hochvermögende Nachhaltigkeitsstrategien entwickeln werden. Auch weil die Jüngeren die Umstellung vorantreiben. In der Studie nennen Dienstleister das Drängen von Erben nach Verantwortung als zweithäufigsten Grund, warum Kunden Nachhaltigkeit berücksichtigen wollen. (fp)