Studie: Finanzielle Vorsorge gewinnt durch hohe Inflation an Bedeutung
Eine aktuelle Umfrage im Auftrag des Bankverbandes zeigt, dass die Österreicher weiterhin am Bargeld hängen. Mobile- und Online-Payment verzeichnet allerdings ein konstantes Wachstum. Der Vorsorge-Gedanke wird durch Inflationsentwicklung verstärkt.
Die Österreicherinnen und Österreicher lieben ihr Bargeld: "97 Prozent zahlen mit Bargeld, 95 Prozent greifen zur Bankomatkarte. Mobile Payment, Apple Pay und Google Pay, die erstmals 2019 in Österreich eingeführt wurden, werden bereits von 26,4 Prozent der Bevölkerung aktiv genutzt", sagt Gerald Resch, Generalsekretär des Bankenverbandes, bei der Präsentation der Studie "So zahlt und spart Österreich". Im Rahmen der Studie wurden im Dezember 2022 1.000 Österreicher im Alter zwischen 18 und 65 Jahren befragt.
Das Spar- und Anlage-Verhalten der Österreicherinnen und Österreicher zeige eine klare Präferenz für die klassischen Sparprodukte. "60 Prozent haben ihr Geld am Sparbuch oder Girokonto, ein Drittel hat einen Bausparvertrag und ein weiteres Drittel hat das Ersparte in der Sparbüchse zu Hause", so Enver Sirucic, Vorstandsmitglied des Bankenverbandes und Finanzchef der Bawag Group. "Rund ein Viertel nutzen Fonds, 17 Prozent Aktien und Zertifikate."
Die Argumente für die Bargeldnutzung sind neben der hohen Akzeptanz die Vertrautheit
und die Privatsphäre. Die Studie zeigt zudem, dass die Zahlungsmittel in den verschiedenen Lebensbereichen unterschiedlich eingesetzt werden. Während die Bankomatkarte bevorzugtes Zahlungsmittel beim Einkaufen und Shopping ist, zahlen 69 Prozent in der Gastro mit Bargeld. 2033 möchte die Hälfte der Bevölkerung Apple Pay & Co. verwenden, 80 Prozent wollen Online-Payment nutzen. Zwei Drittel schließen Kryptowährungen als Zahlungsmittel auch noch in zehn Jahren aus.
Bewusstsein für Vorsorge ist groß
"54 Prozent der Befragten geben an, dass die Wichtigkeit von finanzieller Vorsorge durch
die aktuelle Inflation gestiegen ist. Gleichzeitig sagen 45 Prozent, dass sie in den nächsten Monaten deutlich weniger sparen und veranlagen werden", sagt Sirucic. "70 Prozent spüren die Auswirkungen der Inflation auf ihr tägliches Leben, 81 Prozent achten stärker auf den Preis, drei Viertel versuchen, die Ausgaben und Kosten im täglichen Leben zu senken." Laut Studie können etwa ein Viertel der Befragten maximal fünf Prozent des derzeitigen Einkommens sparen, 13 Prozent geben an, gar nichts sparen zu können. Für die Zukunft wird mit einem Rückgang der Sparleistungen aus dem Nettoeinkommen gerechnet.
Beim Sparen und Anlegen zeigt sich in der Studie auch ein "risikoaverses Österreich". "Den klassischen Sparprodukten wird heute der Vorzug gegeben. Das wird sich in den nächsten Jahren noch weiter verstärken", erläutert Sirucic, wobei man bei längeren Betrachtungszeiträumen größere Veränderungen bei der Wahl der Spar- beziehungsweise Veranlagungsinstrumente feststellen könne. Gespiegelt mit den Entwicklungen des Finanzvermögens der privaten Haushalte seit 2002 zeige sich nämlich, dass sich die täglich fälligen Einlagen auf aktuell rund 210 Milliarden Euro mehr als verzehnfacht haben (nach 20 Mrd. Euro im Jahr 2002). Der Bestand an Investmentzertifikaten und börsennotierten Aktien beläuft sich aktuell auf über 110 Milliarden Euro (nach 36 Mrd. Euro im Jahr 2002). (gp)