Scalable gründet eigene Börse und führt Depots
Begonnen hatte Scalable einst als Online-Vermögensverwalter, später folgte eine Neobroker-Plattform. Zehn Jahre nach der Firmengründung nun der nächste Schritt: Die neue Börse EIX soll sich insbesondere an Privatanleger richten.
Das Fintech Scalable Capital erweitert sein Dienstleistungsangebot: Das Münchner Unternehmen führt Wertpapierdepots künftig selbst und betreibt – gemeinsam mit der Börse Hannover – die European Investor Exchange (EIX). Dieser neue Handelsplatz sei "speziell auf die Bedürfnisse von Privatanlegern fokussiert", heißt es in einer Pressemitteilung.
Scalable stellt demnach die Technologie und auch die Liquidität im Handel an der EIX bereit. Die Börse Hannover wiederum ist für den öffentlich-rechtlichen Teil und die Handelsüberwachung zuständig. "Broker-Kunden mit den neuen Scalable-Depots haben ab sofort Zugang zur EIX", teilt das Unternehmen mit.
Auch mit Blick auf die Vermögensverwaltung, dem einstigen Kerngeschäft des 2014 gegründeten Unternehmens, gibt es Neuerungen. Dort stünden mit den Angeboten "Weltportfolio klassisch plus Gold" und "Value & Dividende" nun zwei neue Strategien zur Verfügung.
Kooperation mit J.P. Morgan AM, DWS und Blackrock
"Unser Ziel ist es, dauerhaft das beste Angebot für die Geldanlage zu machen – Sparpläne ab einem Euro, eine breite Auswahl an ETFs, Aktien und Kryptowährungen sowie unsere digitale Vermögensverwaltung für alle, die ihr Geld professionell managen lassen wollen", lässt sich Scalable-Mitgründer Erik Podzuweit in der Pressemitteilung zitieren. Langfristiger Vermögensaufbau der Kunden sei gleichbedeutend mit nachhaltigem Wachstum für Scalable Capital, so der Co-Chef des Unternehmens.
Künftig möchte Scalable auch Kundeneinlagen entgegennehmen. Eine entsprechende Erlaubnis habe man beantragt. Bis es so weit ist, werden die Guthaben bei Partnerbanken und in Geldmarktfonds verwahrt. Anfänglich kooperiert Scalable dabei mit der Deutschen Bank, J.P. Morgan Asset Management, Blackrock und der DWS. Auf Broker-Guthaben zahlt Scalable aktuell 3,25 Prozent Zinsen.
"Voll vertikalisierte Plattform"
Die Eröffnung eines Depots und der Handel über die EIX sei für Neukunden ab sofort in allen Ländern möglich, in denen Scalable aktiv ist. Bestandskunden sollen die neue Plattform ebenfalls nutzen können. 2025 soll es einen "Umzugsservice" geben.
Alle Wertpapierdienstleistungen würden auf einer "von Grund auf neu von Scalable Capital selbst entwickelten Technologieplattform betrieben", betont das Unternehmen. "Mit unserer voll vertikalisierten Plattform nehmen wir Depotführung, Börsenhandel, Clearing, Settlement und Custody in die eigenen Hände", so Scalable-Co-Chef Florian Prucker. Eine derart weitreichende Integration sei "europaweit einmalig".
Die Baader Bank bleibt an Bord, aber nur ein bisschen
Keine gute Nachricht ist die Scalable-Offensive für einen engen Kooperationspartner, die Baader Bank. Das Münchner Institut, das seit Anbeginn die Scalable-Depots führt, informierte in einer Ad-hoc-Mitteilung über eine "veränderte Wettbewerbssituation". Mit dem erweiterten Geschäftsmodell könne Scalable Capital nun "regulatorisch zur Baader Bank vergleichbare Dienstleistungen" erbringen.
In einer kurz darauf versendeten Pressemitteilung betont die Bank jedoch, es gebe keine "sofortigen Auswirkungen für Konto- und Depotkunden der Baader Bank". "Auch das zukünftige Angebot von Scalable Capital wird weiterhin das Handeln über den elektronischen Handelsplatz Gettex beinhalten, an dem die Baader Bank als Market Maker agiert", so das Institut. Auch Scalable selbst schreibt, weiterhin "auf die kürzlich vereinbarte mehrjährige Kooperation mit der bisherigen Depotbank Baader Bank" zu bauen. Klar ist allerdings auch, dass das Neugeschäft von Scalable künftig eher nicht in Richtung Baader Bank fließen wird.
Die Münchner Bank betont, über eine breite Basis an "langfristigen Kooperationen im Neobroker-Segment" zu verfügen, und teilt mit: "Die Baader Bank treibt diese Diversifikation ihrer B2B2C-Kooperationspartnerschaften über Onboarding neuer sowie den Ausbau bestehender Partnerschaften konsequent voran." An der Börse hinterließ die Scalable-Nachricht dennoch Spuren: Die Baader-Aktie lag am Dienstag (10.12.) im frühen Handel mehr als fünf Prozent im Minus. (bm)