Ralf Rangnick: "Österreich macht sich oft zu klein"
Ralf Rangnick sprach auf dem FONDS professionell KONGRESS über die Parallelen zwischen Fußball und Wirtschaft. Der Schlüssel zum Erfolg? Die richtige Personalauswahl. Zudem setzt sich der Teamchef für den Bau einer Event-Arena in Wien ein – ein Projekt, das enormes wirtschaftliches Potenzial habe.
Ralf Rangnick, seit fast drei Jahren Teamchef der österreichischen Fußball-Nationalmannschaft, war einer der Key Note Speaker beim FONDS professionell KONGRESS in Wien. Gleich zu Beginn des Podiumsgesprächs betonte er die Parallelen zwischen Fußball und der freien Wirtschaft: "Es gibt viel mehr Gemeinsamkeiten, als man denkt."
Für Rangnick ist die richtige Personalauswahl der entscheidende Erfolgsfaktor – egal ob auf dem Spielfeld oder in einem Unternehmen. Charakter, Glaubwürdigkeit und Teamfähigkeit seien dabei essenziell. "Freunderlwirtschaft" lehnt der 65-Jährige strikt ab: "Es muss immer der beste Mann oder die beste Frau für die jeweilige Position besetzt werden."
Unternehmen brauchen eine klare Identität
Neben der Personalwahl sei auch die "Corporate Identity" entscheidend. Wie ein Unternehmen auftreten wolle, sei genauso wichtig wie die Spielweise eines Teams. "Auch ein Theater- oder Opernintendant muss genau überlegen, wie er ein Stück inszenieren möchte – und danach seine Akteure auswählen", so Rangnick. Jeder müsse auf der Position eingesetzt werden, auf der er oder sie die beste Leistung bringen könne.
Auf die Mentalitätsunterschiede zwischen Österreich und anderen Ländern angesprochen, meint Rangnick: "In Österreich macht man sich gerne ein bisschen kleiner." Doch er ist überzeugt: Wer auf Top-Niveau spielt, kann jeden Gegner schlagen.
Event-Arena für Wien wäre "Win-Win-Win-Win-Situation"
Ein besonderes Anliegen Rangnicks geht über den Fußball hinaus: Wien brauche dringend eine moderne Event-Arena. "Wien ist die zweitgrößte deutschsprachige Stadt nach Berlin – und verfügt über keine Event-Arena", kritisiert er. Der Teamchef setzt sich aktiv für dieses Projekt ein und wirbt bei Entscheidungsträgern um Unterstützung. "Ich bin davon überzeugt, dass es nur Gewinner geben würde. Es wäre eine absolute Cash Cow – eine Win-Win-Win-Win-Situation für alle!" Als Beispiel nennt er die Allianz Arena in München, die allein durch Stadionführungen jährlich 20 Millionen Euro einnimmt.
Zudem müsse das Ernst-Happel-Stadion dringend saniert werden. "Sonst wird es eines Tages zum Kolosseum von Wien", warnt Rangnick.
Rangnick nahm sich zum Schluss Zeit für Fragen aus dem Publikum und bewies mit seinen fundierten Einblicken, anschaulichen Beispielen und pointierten Antworten einmal mehr, warum er als einer der führenden Strategen des modernen Fußballs gilt und in Fachkreisen als "Fußball-Professor" geschätzt wird. (mb)