Prognose: Privatanleger werden bei ETFs zu einer treibenden Kraft
In Europa nutzen vor allem Profi-Anleger ETFs. Doch immer mehr Retail-Sparer greifen zu börsengehandelten Fonds. Dies prophezeien die Marktkenner der State Street Bank in einem Report, der FONDS professionell exklusiv vorliegt. Zudem würden in den USA Gold-ETFs von einer anderen Gruppe überholt.
Privatanleger steigen im europäischen Markt für börsengehandelte Indexfonds (ETFs) zu einer treibenden Kraft auf. Dies prognostiziert ein Analystenteam der State Street Bank rund um den ETF-Experten Frank Koudelka in einem neuen Jahresreport, der FONDS professionell exklusiv vorliegt. Demnach befeuern vor allem Sparpläne das Wachstum im Retail-Segment. So sei in ganz Europa die Zahl der ETF-Sparpläne allein 2024 um 40 Prozent auf 10,8 Millionen gestiegen. Der ETF-Markt wird auf dem Kontinent bislang von institutionellen Investoren dominiert.
"Wir gehen davon aus, dass sich dieser Trend nicht nur fortsetzen, sondern noch beschleunigen wird", schreiben die Branchenkenner von State Street in dem Report. Denn die Privatanleger, die auf ETFs zurückgreifen, seien generell jünger, würden gut verdienen und könnten dementsprechend Geld beiseite legen. "Infolgedessen wird nicht nur die Zahl der Anleger weiter steigen, sondern auch die Höhe des ETF-Vermögens", so die Analysten.
Dublin zieht nach
Daneben würden weitere Anbieter auf den ETF-Markt drängen. Diese werden einerseits neue börsengehandelte Fonds auflegen. Aber einige Gesellschaften werden auch börsennotierte Anteilsklassen herkömmlicher Publikumsfonds auflegen. Diese Option besteht in Europa seit einiger Zeit und wurde etwa von HSBC Asset Management genutzt. Aber auch die Entscheidung der Luxemburger Finanzaufsicht, bei aktiven ETFs die Stempelsteuer zu streichen sowie Transparenzanforderungen zu senken, werde dem Wachstum "deutlichen Rückenwind" bescheren, zeigen sich die Analysten überzeugt.
Die State-Street-Experten prophezeien zudem, dass auch Irland von der täglichen Transparenzerfordernis bei aktiven ETFs abrücken wird. Die grüne Insel ist das mit Abstand größte Domizil für ETFs in Europa. Die Zentralbank in Dublin, die die Aufsicht über den irischen Fondsmarkt innehat, hielt sich in dieser Richtung bislang allerdings bedeckt. Luxemburg hatte vor dem Jahreswechsel angekündigt, dass aktive ETFs nur noch monatlich das Portfolio vollständig offenlegen müssen. Inwieweit die tägliche Transparenz aktive Manager tatsächlich davon abhält, ihre Strategien in ETFs zu packen, bezweifeln andere Branchenkenner.
Bitcoin-ETFs überholen Gold-ETFs
Auf dem US-Markt wiederum rechnen die State-Street-Analysten mit einem weiter starken Wachstum aktiver ETFs. Im Laufe des Jahres 2025 würden 30 Prozent der Mittelzuflüsse auf aktive Strategien entfallen. Das in aktiven ETFs verwaltete Vermögen werde noch im ersten Quartal die Marke von einer Billion US-Dollar knacken. Daneben prophezeien Koudelka und sein Team, dass US-ETFs auf Kryptowährungen deutlich an Volumen gewinnen werden. Bis zum Jahresende würden Krypto-ETFs mehr Geld verwalten als Edelmetall-ETFs, so die State-Street-Experten. Anders als in den USA lassen die Regeln für UCITS-ETFs keine Investments in Einzelwerte zu. (ert)