Martin Kocher, Ex-Wirtschafts- und Arbeitsminister (ÖVP) und seit 1. September neuer Gouverneur der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB), fordert geringere bürokratische und finanzielle Hürden beim Immobilienkauf. Ihm bereite Sorgen, dass in vielen Einkommensbereichen wenig Vermögen vorhanden sei. Vor allem habe Österreich eine der geringsten Eigentumsquoten bei Immobilien in Europa.

"Es wäre wichtig, Gebühren für den Immobilienkauf zu senken, und es gibt Einsparungspotenzial bei den Baukosten, etwa indem man Vorschriften besser standardisiert. Immobilien sind wirklich sehr wichtig für den Vermögensaufbau in der Bevölkerung", sagt Kocher in einem Interview mit der "Kronen Zeitung". 

Über Fondsinvestments nachdenken: "Lasse mich von Profis beraten"
Ein Umdenken fordert er auch grundsätzlich bei der Veranlagung. Da die Bürger viel Geld in tiefverzinsten Giro- und Sparkonten liegen haben, sei aufgrund der hohen Inflation viel Kaufkraft verloren gegangen. "Es macht daher Sinn, wenn man es sich leisten kann, sich Gedanken etwa über Anlagefonds zu machen", so Kocher. "Ich persönlich bin auch kein Experte für alle Bereiche und lasse mich von Profis beraten", erklärt der Neo-Gouverneur.

Gefragt nach der hohen Teuerung in Österreich wies Kocher die Forderung nach Preiskontrollen zurück. "Wenn manche Leute jetzt sagen, wir hätten einfach Preisdeckel auf Lebensmittel und Energie einführen sollen – man muss nur ins Nachbarland Ungarn schauen, wo das teilweise gemacht wurde, da war die Inflation dann noch viel höher als in Österreich", so der oberste Notenbanker. 2026 werde eine Inflation von 2,4 Prozent erwartet und damit ein Wert nahe am Ziel von zwei Prozent.

Gehaltsfragen
Antworten musste Kocher, der jährlich rund 380.000 Euro brutto verdient, auch auf die Frage, warum "ein OeNB-Gouverneur mehr wert" sei als ein Bundeskanzler. Die OeNB orientiere sich an den Gehältern anderer Notenbanken und liege im europäischen Mittelfeld. Zudem habe die OeNB die Aufsicht über Banken und Versicherungen und müsse daher bei den Gehältern konkurrenzfähig sein.

Was den internationalen Handel betrifft, wünscht er sich mehr und schnellere Handelsabkommen mit anderen Regionen oder Ländern wie Kanada, "um die Abhängigkeit von den USA zu reduzieren". (eml)