Nur die Österreicher halten Bargeld die Treue
Trotz rückläufiger Tendenz ist Österreich das letzte europäische Land, in dem Bargeld weiterhin das bevorzugte Zahlungsmittel ist. Während in ganz Europa Karten und digitale Zahlungen dominieren, halten die Österreicher noch stärker als andere an Scheinen und Münzen fest.
Bargeld verliert in Europa rapide an Bedeutung. Das zeigt die aktuelle "Payments and Open Banking Survey" von Strategy&, der Strategieberatung von PwC. Nur noch 23 Prozent der Befragten bevorzugen Barzahlung – vor zwei Jahren waren es 37 Prozent. Stattdessen dominieren Debitkarten (40 %), Kreditkarten (22 %) und mobile Wallets (14 %).
Österreich bleibt Barzahler-Nation
Im Gegensatz zum europäischen Trend hält Österreich am Bargeld fest. Zwar sank auch hier die Vorliebe für Scheine und Münzen – von 47 Prozent (2022) auf 39 Prozent –, dennoch ist Bargeld weiterhin das bevorzugte Zahlungsmittel. Österreich ist damit das einzige Land Europas, in dem Karten und Apps den Spitzenplatz noch nicht erobert haben.
Digitale Angebote gewinnen an Bedeutung
Laut Studie zählen für viele Europäer inzwischen die Qualität der Banking-App oder umfassende Plattformlösungen stärker als Bargeldverfügbarkeit oder Filialnetze. Zudem sind 63 Prozent bereit, ihre Bankdaten gegen Vorteile wie Rabatte zu teilen. In Österreich zeigt sich immerhin jeder Zweite offen für Open Banking.
Digitalisierung trifft auf Traditionsbewusstsein
"Auch in Österreich beobachten wir eine wachsende Offenheit für digitale Angebote", sagt Johannes Gärtner, Director bei Strategy& Deutschland. Neobanken und Fintechs greifen diesen Trend geschickt auf und setzen etablierte Institute unter Druck. "Traditionelle Banken müssen diesen Wandel jetzt aktiv gestalten und das Vertrauen ihrer Kund:innen digital erneuern."
Kunden sind wechselbereit
Die Veränderung zeigt sich auch an der steigenden Wechselbereitschaft: 70 Prozent der Europäer können sich vorstellen, ein Konto bei einem Tech-Konzern wie Google, Apple oder Paypal zu eröffnen – 2022 waren es noch 43 Prozent. Hauptgründe sind attraktive Preis-Leistungs-Verhältnisse, Prämienprogramme und nutzerfreundliche Apps.
Österreichs Banken müssen reagieren
"Der Wettbewerb nimmt spürbar zu – vor allem für traditionelle Banken", betont Hendrik Bremer, Senior Executive Advisor bei Strategy& Österreich. Diese müssten ihre Apps modernisieren, ihr Angebot mit Open-Banking-Lösungen erweitern und gezielt Kooperationsstrategien entwickeln. Auch neue Konzepte für Bargeldversorgung – etwa über Einzelhandelspartner oder Automatenallianzen – seien gefragt.
Fazit: Wer Kundenbedürfnisse künftig umfassend bedienen und gleichzeitig digital agieren kann, wird zu den Gewinnern im Umbruch der europäischen Zahlungslandschaft zählen. (mb)